Ex-Arcandor-Chef:Middelhoff soll wieder vor Gericht

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Bei dem geplanten Prozess geht es um Boni, die Middelhoff und andere Vorstandsmitglieder Ende vergangenen Jahrzehnts kassiert hatten. (Foto: dpa)

Es geht um 2,3 Millionen Euro, die der Ex-Arcandor-Chef bei dem taumelnden Handelskonzern Arcandor kassierte.

Von Klaus Ott, München

Thomas Middelhoff, ehedem Top-Manager und inzwischen tief gefallen, soll erneut vor Gericht kommen. Das Landgericht Essen hat eine Anklage gegen den früheren Chef der Konzerne Arcandor und Bertelsmann teilweise zugelassen. Das bestätigte einer der Anwälte von Middelhoff auf Anfrage der SZ. Bei dem geplanten Prozess geht es um Boni, die Middelhoff und andere Vorstandsmitglieder Ende vergangenen Jahrzehnts bei dem damals bereits schwer angeschlagenen Handelskonzern Arcandor kassiert hatten. Alleine bei Middelhoff belief sich die Sonderzahlung auf 2,3 Millionen Euro.

Insgesamt hatten Arcandor-Aufsichtsräte im Dezember 2008 gut 8,8 Millionen Euro an Boni beschlossen. Und das in einem Geschäftsjahr, in dem die aus der Warenhauskette Karstadt, dem Versandhaus Quelle und dem Reiseveranstalter Thomas Cook bestehende Arcandor AG 746 Millionen Euro Verlust eingefahren hatte und ihrem Untergang entgegen taumelte. Mitte 2009 war der Konzern dann pleite. Anschließend untersuchte die Justiz das Geschäftsgebaren bei Arcandor. Ende 2014 verurteilte das Landgericht Essen Middelhoff wegen Veruntreuung von Konzernvermögen zu drei Jahren Freiheitsstrafe. Nun soll es einen weiteren Strafprozess gegen den früheren Arcandor-Chef geben.

Die Anwälte dürften versuchen, einen Prozess noch abzuwehren

Die Staatsanwaltschaft Bochum wirft Middelhoff in der nun teilweise zugelassenen Anklage Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor. Er soll Aufsichtsräte von Arcandor dazu angehalten haben, die Boni zu beschließen und so ihre Pflichten zu verletzen. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte insgesamt 15 ehemalige Aufsichtsräte und Manager von Arcandor angeklagt. Nur gegen einen Teil von ihren hat das Landgericht Essen jetzt das Verfahren eröffnet, und das offenbar auch nicht wegen allen Vorwürfen.

Ob Middelhoff tatsächlich noch einmal auf der Anklagebank kommt, steht damit aber noch nicht fest. Es ist davon auszugehen, dass Middelhoffs Anwälte versuchen werden, einen Prozess gegen ihren Mandanten abzuwehren; auch unter Hinweis auf die angeschlagene Gesundheit des früheren Arcandor-Chefs. Laut Strafprozessordnung wäre auch jetzt noch eine Einstellung des Verfahrens möglich.

Unter Middelhoffs Mitangeklagten, die ebenfalls vor Gericht kommen sollen, sind weitere prominente Manager. Die Zulassung der Anklage gegen sieben der 15 Beschuldigten kommt insofern überraschend, als die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Essen im Sommer Stellung gegen die Staatsanwaltschaft Bochum bezogen hatte. In einem Beschluss vom 9. Juni notierte die Strafkammer, es könnte bei Arcandor eine vertragliche Grundlage für die "Gewährung von Sonderboni gegeben haben. Die maßgebliche Klausel in den Verträgen mit den Managern könnte ausreichend gewesen sein, alles könnte rechtzeitig geregelt worden sein."

Mit dem Beschluss hatte die Kammer den Eindruck erweckt, sie wolle die Anklage nicht zulassen. Dagegen wiederum hätte die Staatsanwaltschaft Bochum Beschwerde beim Oberlandesgericht (OLG) Hamm einlegen können. Dem OLG Hamm wird in Juristenkreisen nachgesagt, solchen Beschwerden gerne stattzugeben. Das hätte dann zur Folge gehabt, dass in Essen wegen aller Anklagepunkte und gegen alle 15 Beschuldigten verhandelt worden wäre. Eine solche Situation will das Landgericht Essen mit der teilweisen Zulassung der Anklage möglicherweise vermeiden.

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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