Dread-Disease-Versicherungen:Wenn der Chef erkrankt

Lesezeit: 2 min

Der plötzliche und dauerhafte Ausfall von Personen in Schlüsselpositionen kann Unternehmen viel Geld kosten. Mit Dread-Disease-Policen bieten Versicherer eine Lösung.

Matthias Autenrieth

Unternehmen im Allgemeinen und große Aktiengesellschaften im Besonderen werden heute in der Regel von mehreren Menschen geleitet, die wiederum auf einen Stab von Mitarbeitern zurückgreifen. Dennoch gibt es immer wieder Schlüsselfiguren, die für Erfolg und Chancen einer Firma stehen. Wenn diese Personen ausfallen oder auch nur auszufallen drohen, hat dies Folgen für das Unternehmen.

Eine Möglichkeit für Unternehmen, sich für den Krankheitsfall einer Führungskraft gegen den finanziellen Teil des Ausfalles abzusichern, ist der Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung. (Foto: Foto: Photocase/timtoppik)

Im Februar 2007 wurde die Aktie des bayerischen Holzverarbeiters Pfleiderer deutlich von der Nachricht in Mitleidenschaft gezogen, dass dessen Vorstandschef Hans Overdiek bei einem Autounfall schwer verletzt worden war. Und vor rund zwei Monaten büßte der Aktienkurs des amerikanischen Computer-Herstellers Apple nach einem Presseauftritt von Apple-Chef Steve Jobs erheblich ein.

Grund waren aber keine Hiobsbotschaften, die Jobs verkündete, sondern vielmehr sein ausgemergeltes Aussehen, das Erinnerungen an seine vor einigen Jahren überwundene Krebserkrankung wachrief.

Warum der Ausfall schnell sehr teuer werden kann

Overdiek ist inzwischen genesen und von Jobs gibt es keine bestätigte Nachricht, dass er wirklich krank ist. Zudem ist ein kurzes Abrutschen des Aktienkurses für ein Unternehmen zwar immer unerfreulich, bedeutet aber an sich noch keinen finanziellen Schaden. Wenn aber in Unternehmen Personen in einer Schlüsselstellung dauerhaft ausfallen, sieht das oftmals anders aus.

Das Unternehmen steht dann vor der Aufgabe, einen geeigneten Nachfolger für die Erkrankte oder den Erkrankten zu finden. Verfügte diese oder dieser über seltene spezielle Fähigkeiten, gestaltet sich die Suche nach einem Ersatz oft zeitintensiv und teuer. Zu den Kosten für die Suche kommen unter Umständen noch Ausfälle beim Verkauf, Rückschläge bei laufenden Verhandlungen oder Zeitverzögerungen bei Entwicklungsarbeiten hinzu. Insgesamt kann der krankheitsbedingte Ausfall einer Schlüsselperson gerade bei kleineren Unternehmen mit dünnerer Finanzdecke zu Schwierigkeiten führen.

Lesen Sie weiter: Wie eine Dread-Disease-Versicherung funktioniert.

Eine Möglichkeit für Unternehmen, sich zumindest gegen den finanziellen Teil des Ausfalles abzusichern, ist der Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung. Diese leisten für den Fall, dass eine der im Vertrag festgelegten Krankheiten bei dem Versicherten auftritt, eine Einmalzahlung. Ein entscheidender Vorteil für Unternehmen ist die rasche Zahlung nach der Diagnose.

Die Versicherung ist sowohl für Unternehmen wie auch für Privatpersonen konzipiert. Für den Manager eignet sich im Rahmen der privaten Vorsorge die bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung übliche Zahlungsart der Rente, Unternehmen bevorzugen die einmalige Zahlung.

Welche Krankheiten versichert werden können

"Diese Einmalzahlung kann beispielsweise Umsatzeinbußen in Folge des Ausfalls einer Schlüsselperson reduzieren oder die Zeit abdecken, die eine Personalagentur für die Suche nach einem Ersatz benötigt", sagt Thomas Lerch, Produktmanager bei Canada Life, die mit rund 80.000 Dread-Disease-Versicherungen in Deutschland Marktführer ist. Rund 20 Prozent der Versicherungsnehmer sind dabei Unternehmen, die ihr Personal in Schlüsselpositionen gegen Erkrankungen versichern.

Welche Krankheiten von einer Dread-Disease-Versicherung genau abgedeckt sind, ist je nach Vertrag unterschiedlich. Üblicherweise enthält der Leistungskatalog 30 bis 40 Schadensfälle, die Krankheiten wie Krebs oder Multiple Sklerose, aber auch Vorkommnisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall umfassen. Nicht abgedeckt werden dagegen oft ausgerechnet die beiden häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit in Deutschland: Erkrankungen der Wirbelsäule sowie psychische Erkrankungen. Zusätzliche Bausteine wie eine modifizierte Berufsunfähigkeits- oder Invaliditätsversicherung können aber die Lücken schließen.

Für den Fall, dass ein Unternehmen eine Zahlung aus einer Dread-Disesae-Versicherung erhält, ist diese als Betriebseinnahme zu versteuern. Dagegen können die Versicherungsbeiträge steuerlich als Betriebsausgaben geltend gemacht werden.

© sueddeutsche.de/sme/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: