Der neue VW-Chef Matthias Müller hat den Aufsichtsratsvorsitz bei Audi übernommen. Das Kontrollgremium entließ am Donnerstag den im Zuge der Dieselaffäre bereits beurlaubten Technikvorstand Ulrich Hackenberg aus dem Vorstand und holte stattdessen den zu Rheinmetall gewechselten früheren Leiter der Audi-Motorentwicklung, Stefan Knirsch, wieder zurück nach Ingolstadt.
Zudem wurde die US-Anwaltskanzlei Jones Day beauftragt, die Hintergründe der Dieselaffäre bei Audi zu ermitteln. Der Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsrat Peter Mosch sagte: "Die bisher getroffenen Maßnahmen des Vorstands zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zudem müssen jetzt weiter Konsequenzen gezogen werden, damit so etwas nicht mehr passiert."
Audi-Vorstandschef Rupert Stadler steht unter Druck, weil Audi eigene Tricksereien bei Abgastests zunächst bestritten hatte, dann aber doch Abgas-Manipulationen bei seinem Sechszylinder-Turbodiesel einräumen musste. Der stellvertretende Audi-Aufsichtsratschef und frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber sagte: "Die Aufklärung geht voran. Das ist ein notwendiges und gutes Zeichen." Der Einsatz unabhängiger Ermittler sei wichtig, um zu klären, "wie es zu so einer Situation kommen konnte". Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat begrüßten Hackenbergs Entlassung aus dem Vorstand.
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Im Zuge der VW-Affäre um manipulierte Abgaswerte hatte Martin Winterkorn den VW-Chefposten und den Audi-Aufsichtsratsvorsitz niedergelegt. Nachfolger Müller sagte, der neue Entwicklungsvorstand Knirsch verfüge über eine breite Erfahrung in der Automobilindustrie, auch aus der Perspektive der Zulieferer. "Das sind hervorragende Voraussetzungen für seine neue Aufgabe." Stadler lobte den 49-Jährigen als "visionären Macher". Nach dem Rückzug von Ferdinand und Ursula Piëch aus dem Audi-Aufsichtsrat wurden Julia Kuhn-Piëch und Josef Ahorner in das Gremium berufen.