Angriff auf japanische Konzerne:China sichert Japan Schutz zu

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Demonstranten randalieren und setzen Unternehmen in Brand: Der Streit zwischen Tokio und Peking um eine rohstoffreiche Inselgruppe weitet sich aus. Die japanischen Konzerne Canon und Panasonic haben angekündigt, die Fertigung in China kurzfristig einzustellen. Peking kündigte an, japanischen Besitz zu schützen.

Der japanisch-chinesische Streit um die unbewohnte, aber rohstoffreiche Senkaku-Inselgruppe (chinesisch: Diaoyutai) belastet auch die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder. Wegen der Demonstrationen gegen japanische Konzerne in China haben der japanische Kamerahersteller Canon und das Elektronikunternehmen Panasonic angekündigt, die Fertigung bis Dienstag auszusetzen.

Am Wochenende hatten sich die Proteste zugespitzt: Japanische Medien berichten, Demonstranten hätten ein Dutzend Fabriken japanischer Konzerne im Osten Chinas angegriffen, darunter auch Werke von Panasonic. Außerdem seien Autohäuser von Toyota in Flammen aufgegangen. In Peking sollen Demonstranten am Sonntag erneut die japanische Botschaft belagert und japanische Flaggen verbrannt haben. Viele forderten eine Kriegserklärung.

Japan hatte angekündigt, die Inseln im Ostchinesischen Meer von den privaten japanischen Besitzern zu kaufen. Tokio kontrolliert die Inselgruppe seit 40 Jahren wieder. Die USA hatten sie nach dem Zweiten Weltkrieg besetzt und bis 1972 verwaltet.

China setzt Japan unter Druck

Obwohl die chinesische Regierung den Streit um die Inselgruppe als Affront begreift, rief sie ihre Bürger, zumindest vordergründig, zu Ordnung auf. Offenbar setzte die Polizei Wasserwerfer und Tränengas ein. Außerdem sollte die soziale Ruhe anscheinend mit Internetzensur wiederhergestellt werden: So sei der Suchbegriff "antijapanische Proteste" auf der chinesischen Kurznachrichten-Website Sina Weibo am Sonntag gesperrt worden, viele Fotos von Protesten des Vortags waren nicht mehr vorhanden. Das Amt für öffentliche Sicherheit in Shenzhen rief die Bürger im Internet auf, "ihren Patriotismus auf rationale, zivilisierte und gesetzestreue Weise zu zeigen".

Japan forderte China auf, die Sicherheit seiner Staatsbürger sowie Unternehmen zu gewährleisten. "Unglücklicherweise hat diese Angelegenheit Einfluss auf die Sicherheit unserer Bürger und verursacht Schäden am Eigentum japanischer Firmen", sagte Ministerpräsident Yoshihiko Noda. Daraufhin sicherte die Regierung in Peking zu, japanische Bürger und deren Besitz zu schützen. Den betroffenen Unternehmen seien Entschädigungszahlungen versprochen worden. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, nun sei es an Japan, seinen Kurs zu korrigieren.

Die chinesische Regierung versucht allerdings, Japan wirtschaftlich unter Druck zu setzen: So habe die nationale Tourismusverwaltung die Reiseagenturen vergangene Woche angewiesen, Touren nach Japan während Ferien zum Nationalfeiertag Anfang Oktober abzusagen, hieß es.

Der Verteidigungsminister der USA, Leon Panetta, zeigte sich besorgt, dass der Inselstreit in der Region zu Provokationen führen und am Ende in Gewalt enden könne. Er befürchtet, dass womöglich auch andere Staaten wie die USA in den Konflikt hineingezogen würden.

© Süddeutsche.de/Reuters/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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