Bundeswirtschaftsministerium:Gabriels FDP-Staatssekretär geht zur OECD

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Einer der letzten Liberalen in einem Regierungsamt verlässt seinen Posten. Wirtschaftsminister Gabriel könnte einen erfahrenen SPD-Mann als neuen Staatssekretär holen.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Stefan Kapferer, 48, ist ein allgemein anerkanntes Arbeitstier und einer der letzten FDP-Politiker in einem hohen Regierungsamt. Nun verlässt er das Bundeswirtschaftsministerium und wechselt zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nach Paris. Die Einspruchsfrist gegen eine Berufung des bisherigen beamteten Staatssekretärs lief am Freitag ab, ohne dass Einwände erhoben worden wären.

Damit wird Kapferer einer der Stellvertreter von OECD-Generalsekretär Ángel Gurría. Er ersetzt den Italiener Pier Carlo Padoan, der im Februar zum Finanzminister seines Landes berufen worden war. Auch der Belgier Yves Leterme gibt sein Amt als Gurría-Vize dem Vernehmen nach auf. Er wird durch die frühere finnische Ministerpräsidentin Mari Kiviniemi, 45, ersetzt.

Mit Kapferer verliert Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einen über die Parteigrenzen hinweg geachteten Organisator und Verwaltungsfachmann. Der Vater zweier Kinder war über die FDP-Parteizentralen in Hannover und Berlin sowie die niedersächsische Landesregierung in die Bundespolitik gekommen und zur rechten Hand des damaligen Gesundheitsministers Philipp Rösler aufgestiegen. Als Rösler 2011 den Parteivorsitz übernahm und ins Bundeswirtschaftsministerium wechselte, nahm er Kapferer mit. Dieser blieb auch nach der Niederlage der Liberalen bei der Bundestagswahl auf seinem Posten, obwohl nicht wenige Sozialdemokraten darüber grummelten, dass Gabriel an dem FDP-Mann festhielt. Dass Kapferer nun doch geht, gibt dem Minister und Vizekanzler die Chance, die Spitze seines Hauses neu zu ordnen.

Kommt jetzt ein SPD-Wahlkampfmanager?

Schon seit Wochen gibt es Spekulationen, dass Gabriel den früheren thüringischen Wirtschaftsminister und vielfachen SPD-Wahlkampfmanager Matthias Machnig, 54, an seine Seite holen wird. Machnig gilt wie Kapferer als Macher und cleverer Strippenzieher - allerdings im Vergleich zu dem FDP-Beamten als längst nicht so bescheiden. Auch hatte der Sozialdemokrat kleinere Affären zu überstehen, etwa im Zusammenhang mit Firmentickets für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sowie Jahre später dem gleichzeitigen Bezug von Gehalt und Ruhegehalt. Ob Gabriel den umtriebigen Parteifreund tatsächlich berufen wird, blieb daher am Freitag zunächst unklar.

© SZ vom 26.7.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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