Automobil:Tesla macht so hohe Verluste wie noch nie in einem Quartal

Lesezeit: 2 min

Die hohen Kosten für das Model 3, mit dem Musks bislang nur im Luxus-Segment erprobte Firma die breite Masse erobern will, haben Tesla stärker als erwartet in die roten Zahlen gedrückt. (Foto: AP)
  • Tesla hat im dritten Quartal einen Verlust von 619 Millionen Dollar gemacht.
  • Grund sind Probleme bei der Produktion des neuen Model 3.
  • Die Aktie des Autobauers gibt deutlich nach.

Kaum ein Firmenchef twittert so rege wie Elon Musk. Es ist ja auch ständig etwas los. Mal bringt eine seiner Raketen wieder einen Satelliten ins All, The Boring Company bohrt fröhlich weiter Löcher im Untergrund von Los Angeles - und ja, dann erwähnte Elon Musk vor sechs Tagen auch noch, dass er gerade auf dem Dach der Gigafactory campiere, weil es zu viel Zeit brauche, ein Hotel aufzusuchen. In der Gigafactory werden unter anderem die Batterien für das Model 3 hergestellt, das neue Massenmodell von Tesla.

Zuletzt war schon deutlich geworden, dass das mit der Masse noch nicht funktioniert. Statt etwa 1600 Fahrzeugen vom Typ Model 3 bis Ende September wurden gerade mal 260 gebaut.

Elektrofahrzeuge
:Tesla entdeckt: Autobauen ist nicht so einfach

Bei der E-Auto-Firma Tesla  läuft derzeit einiges schief. Doch für Schadenfreude gibt es keinen Anlass.

Kommentar von Max Hägler

Am Mittwoch nach US-Börsenschluss kam für Tesla mit der Vorlage des Quartalsberichts der Moment der Wahrheit. Für Anleger fiel er ernüchternd aus: Die hohen Kosten für das Model 3, mit dem Musks bislang nur im Luxus-Segment erprobte Firma die breite Masse erobern will, haben Tesla stärker als erwartet in die roten Zahlen gedrückt.

Aktie verliert nachbörslich deutlich

Unter dem Strich fiel in den drei Monaten bis Ende September ein Verlust in Höhe von 619 Millionen Dollar an. Es ist der höchste Fehlbetrag, den Tesla seinen Aktionären bislang in einem Quartal zugemutet hat.

Am Markt kam die Nachricht nicht gut an. Die Aktie fiel nachbörslich um fünf Prozent. Dass der Umsatz um 30 Prozent auf drei Milliarden Dollar - und damit stärker als angenommen - zulegte, konnte an der verschnupften Börsenreaktion nichts ändern. Für zusätzliche Nervosität sorgt, dass trotz der immensen Investitionen und der überraschend hohen Verluste unklar bleibt, ob und wann Tesla die Startschwierigkeiten bei der Produktion des Model 3 in den Griff bekommt.

Musk musste eingestehen, dass seine Fertigungsziele nicht einzuhalten sind. Statt Ende des Jahres sollen nun erst spät im ersten Quartal 5000 Fahrzeuge pro Woche vom Band laufen.

"Ich war wirklich deprimiert"

Im Brief an die Aktionäre heißt es, der Anlauf der Massenproduktion sei eine Herausforderung, die Fertigung werde aber stetig erhöht. "Wir machen weiter Fortschritte, die anfänglichen Engpässe zu lösen." Es sei aber schwer, vorauszusagen, wie lange es dauern werde, die Probleme zu bewältigen, so Musk.

Dennoch bemühte sich der Tech-Milliardär in der obligatorischen Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Quartalszahlen um Optimismus. "Ich war wirklich deprimiert vor drei oder vier Wochen", räumte Musk zwar ein. Doch: "Nun habe ich wieder einen klaren Weg zur Sonne vor Augen." Seinen Kritikern hielt Musk entgegen, dass die 2003 gegründete Firma die Auslieferungen in den letzten fünf Jahren von 2500 auf 250 000 Autos erhöht habe.

Die "Skeptiker da draußen" fragte er, wer von ihnen das habe kommen sehen. "Ich nehme an keiner." Experten zeigten sich wenig beeindruckt. Nicht nur die Entwicklung beim Model 3 sei enttäuschend, sagte Efraim Levy vom Analysehaus CFRA im US-Finanzsender CNBC. "Auch beim Model S und Model X fielen die Zahlen geringer aus als angenommen." Vor allem die Gewinnspannen seien ernüchternd.

Die beiden etablierten Premium-Modelle, häufig über 100 000 Dollar teuer, trieben bislang das Wachstum von Tesla. Die Zukunft gehört jedoch dem ab 35 000 Dollar erhältlichen Model 3, das dem E-Antrieb den Weg in den Mainstream ebnen soll. Nicht zuletzt wegen der großen Versprechen von Tesla-Chef Musk sind die Erwartungen an Teslas erstes Mittelklasse-E-Auto riesig. Über 500 000 Vorbestellungen gibt es, an der Börse hat die Fantasie vom Durchbruch in den Massenmarkt die Tesla-Aktie über Monate beflügelt.

Der Kurs ist seit Anfang des Jahres um über 50 Prozent gestiegen. Zeitweise hatte Tesla - trotz im Vergleich winziger Produktion - gar den Branchenriesen General Motors als wertvollsten US-Autokonzern am Markt abgelöst.

© SZ.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Autodesign
:Die Autos von morgen, von Oldtimern inspiriert

Auf dem Weg in die Zukunft blicken selbst mutige Autodesigner ins Museum. Um die alten Formen zu modernisieren, müssen sie jedoch ein paar Tricks anwenden.

Von Joachim Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: