Arbeitsmarkt:Roboter ersetzen Helfer und Experten

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Jeder vierte Arbeitnehmer in der Bundesrepublik ist zum Großteil ersetzbar, ermitteln Forscherinnen in einer neuen Studie. Roboter vollführen inzwischen Salti und hängen normale Menschen ab

Von Alexander Hagelüken, München

Für jeden vierten Arbeitnehmer in Deutschland hält die Zukunft große Risiken bereit: Computer könnten mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten in seinem Beruf übernehmen. Das sagen Forscher voraus, die sich nach einer ersten Studie 2013 nun mit den neuesten technischen Entwicklungen beschäftigt haben. Weitere fast 50 Prozent der Beschäftigten müssen damit rechnen, dass 30 bis 70 Prozent ihrer Tätigkeiten ersetzbar sind.

Katharina Dengler und Britta Matthes vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) beschreiben rasante Fortschritte in den vergangenen Jahren. So sei etwa der Laufroboter "Atlas" zunächst eine klobige, am Kabel laufende Maschine gewesen. Inzwischen sei er zu einem humanoiden Roboter geworden, der einen Rückwärtssalto könne und damit die Sportlichkeit normaler Menschen weit übertreffe. Insgesamt hätten Roboter ihre Käfige von einst verlassen und erledigten nun Aufgaben, die lange als nicht automatisierbar galten: Die Begleitung von Kunden zu einem Produkt, das Entladen von Maschinen, den Transport von Waren oder das Bringen von Essen im Krankenhaus. "Viele neue Technologien sind marktreif geworden, die vor allem einfache Tätigkeiten ersetzen können", so Dengler und Matthes.

Die allgemeine Verunsicherung über die Konsequenzen des Einsatzes solcher Technologien für die zukünftigen Beschäftigungschancen sei groß. Die beiden Forscherinnen haben ermittelt, dass die Ersetzbarkeit von Arbeitnehmern über alle Qualifikationsniveaus zugenommen hat. So sei das Substitutionspotenzial bei Expertenberufen, für die man in der Regel ein mehrjähriges Unistudium braucht, von 2o13 bis 2016 von 19 bis 24 Prozent gestiegen. Bei Fachkräften liegt es inzwischen über 50 Prozent. Am größten ist das Risiko mit 58 Prozent bei Helfertätigkeiten, für die meist keine berufliche Ausbildung notwendig ist - hier fiel auch der Anstieg in den vergangenen Jahren am stärksten aus.

Die Autorinnen betonen, Ersetzbarkeit müsse nicht bedeuten, dass in vollem Umfang ersetzt wird. Es werde aber auf jeden Fall große Umbrüche geben. Daher sollten alle Auszubildenden mit den neuesten Innovationen vertraut gemacht werden. Die Möglichkeiten zur Weiterbildung, Höherqualifizierung und Umschulung müssten ausgebaut werden. Die Aus- und Weiterbildung dürfe nicht nur auf digitale Inhalte ausgerichtet werden. Künftig zählten soziale und fachübergreifende Kompetenzen besonders stark.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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