Agrarunternehmen:Monsanto gibt sich ganz harmlos

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Erstmals seit Jahrzehnten lässt der Konzern sich in die geheimen Gewächshäuser schauen. (Foto: Bloomberg)

Aus Sicht seiner Kritiker steht der US-Konzern für das, was in der Landwirtschaft verkehrt läuft. Was sagt Forschungsvorstand Fraley dazu?

Interview: Kathrin Werner

Lange Zeit hätte hier kein Journalist sein dürfen. Aus den Laboren, Zuchtkammern und Gewächshäusern am Hauptsitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri kommt das Saatgut für die Baumwolle, den Mais, die Sojabohnen und anderen Nutzpflanzen, die widerstandsfähiger sind als alle anderen.

Sie sind resistent gegen manche Viren und Pilze, gegen Unkrautvernichter wie Glyphosat, gegen längere Dürrephasen oder gegen Attacken von Insekten. Was genau der Konzern hier tut, wer die Forscher sind, die an den Pflanzen-Genen arbeiten, und wie es aussieht hinter den Kulissen, war lange ein Geheimnis. Nun lässt der Konzern zum ersten Mal seit Jahrzehnten Journalisten hinein in die geheimen Gewächshäuser. Und in den gläsernen Konferenzraum neben der Kantine.

Dort sitzt Robert Fraley. Er ist im Monsanto-Vorstand für die Forschung zuständig und in den vergangenen Jahren so etwas wie das Gesicht von Monsanto in der Öffentlichkeit geworden. Er ist ein lockerer Typ im Pulli, er liebt Twitter und postet dort gern Selfies. Einen Monsanto-Konzernsoldaten stellt man sich anders vor. Fraley, 63, erzählt von Gentechnik und Technikfeindlichkeit, Verschwörungstheorien gegen seinen Arbeitgeber und dem europäischen Hass auf Monsanto.

Furcht vor den Monopolstrukturen

"Das hat mir in den vergangenen 35 Jahren ein paar schlaflose Nächte bereitet", sagt er. Aber sein Lieblingsthema ist die Zukunft der Landwirtschaft und die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung. Ohne Gentechnik geht es nicht, behauptet er, und es brauche noch viele weitere Erfindungen. In seiner Freizeit führt er noch eine Hand voll kleiner Höfe im Mittleren Westen. Er zieht sein Handy aus der Tasche und zeigt eine App, die Monsanto inzwischen auch im Angebot hat. Mit ihr kann er überprüfen, was die Pächter seiner Höfe gerade so treiben. Gerade ist er zufrieden, das Wetter ist überall gut, nicht zu viel und nicht zu wenig Regen.

Monsanto hat ein jährliches Forschungsbudget von 1,5 Milliarden Dollar, ein guter Teil davon fließt in neue Technik wie Apps und Sensoren. Mit der Übernahme durch Bayer entsteht ein noch mächtigerer Agrarmulti, der noch mehr Geld in die Suche nach neuen Produkten stecken kann.

Alles kommt dann aus einer Hand: Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Beratung für die Bauern - schließlich ist ein wichtiger und wachsender Teil von Monsantos Geschäft, den Farmern per App und in den vielen Beratungs- und Verkaufsstellen Tipps zu geben, was sie wann auf welchen Felder aussähen sollen. Vielen Bauern macht das Angst. Sie fürchten sich vor Monopolstrukturen.

"Die große Mehrheit der Leute, mit denen ich spreche, sieht das anders. Technologie und Innovation hat die Landwirtschaft für sie besser gemacht", sagt Fraley. "Und wenn Zusammenschlüsse den Konzernen helfen, mehr zu investieren und besser in der Forschung zu werden, dann unterstützen sie das."

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