Abzocke bei Nebenjobs:Nur ein dubioses Angebot

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Produkte testen, Kosmetik verkaufen, Prospekte falzen - solche Jobs locken mit einer Menge Geld in kurzer Zeit. Doch Verbraucherschützer warnen vor Betrug: Wer Geld überweist, ist es in der Regel los.

In Zeiten von Kurzarbeit und hoher Arbeitslosigkeit suchen Millionen Bundesbürger nach einem Nebenverdienst. Einen gut bezahlten Job an Land zu ziehen, scheint gar nicht so schwer zu sein: In Zeitungen, im Internet, manchmal auch unterm Scheibenwischer und am Laternenpfahl wimmelt es nur so von Kleinanzeigen, die leicht verdientes Geld versprechen.

Gutgläubige werden über's Ohr gehauen: Bevor die Interessenten Geld verdienen, sollen sie erst eimal Vorkasse leisten. Das Geld sehen sie nie wieder. (Foto: Foto: ddp)

"Aufgepasst", warnt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Je verlockender und problemloser das Angebot klinge, desto mehr Misstrauen sei angebracht. Was als lukrativer Nebenjob angepriesen wird, kommt in der Regel teuer zu stehen, mahnt auch Verbraucherschutz-Kollegin Evelyn Keßler aus Stuttgart zur Vorsicht: Schnell müsse bei solchen Jobs draufgezahlt werden.

Bequeme Heimarbeit

Betrüger versuchten, mit der finanziellen Not von Menschen ungeniert Kasse zu machen. Der Trick, mit dem Arbeitssuchende über den Tisch gezogen werden, funktioniert meist so: Bevor die Interessenten auch nur einen Cent verdienen, sollen sie erst einmal Vorkasse leisten.

Gesucht werden beispielsweise Mitarbeiter zum Kuvertieren, Prospekte falzen oder für angeblich leichte Schreibarbeiten. Versprochen wird meist bequeme Heimarbeit. Allerdings soll man vorher noch ein Kennenlern-Set für 15 Euro anfordern oder ein "Startkapital" von Dutzenden Euro zahlen, alternativ eine Schutzgebühr, um Wundertüten zu füllen, Kugelschreiber und Alarmanlagen zusammenzubauen, Modeschmuck zu montieren, Fragebögen für Umfragen zu bekommen oder Adressen zu drucken.

Aber: Wer Geld überweist, ist es in der Regel los. "Wäre das Angebot seriös, könnte man ja die Kosten vom ersten Verdienst abziehen", gibt Verbraucherschützerin Keßler zu bedenken. Andere dubiose Offerten locken mit Jobs als Produkttester für bis zu 600 Euro im Monat, mit hoch dotierter Arbeit auf einer Ölbohrinsel, Model-Auftritten für Foto, Show oder Film oder mit vermeintlich leicht verdientem Geld als Fahrer von Autos mit Werbeflächen drauf.

Gebühren für wertlose Konzepte

Bedingung: Man überweist vorher 99 Euro als Aufnahmegebühr in bestimmte Datenbanken, 60 Euro für Probeaufnahmen, 80 Euro für "Einschreibe"- oder Bearbeitungs- oder sonstige Gebühren.

Richtig teuer kann es werden, wenn Interessenten Geräte oder Waren kaufen sollen, auf "Selbstbestellerbasis", wie es gerne heißt. Nach der Vorkasse sollen die Produkte jeweils auf eigenes Risiko weiterveräußert werden. Häufig sollen Bewerber einige Hundert oder gar Tausend Euro für den Einstieg in den Vertrieb von Gesundheitsmitteln oder für Kosmetika zahlen.

Geld, das sie niemals wiedersehen. Andere sollen Gebühren für wertlose Konzepte zahlen, auf eigene Kosten einen Lehrgang besuchen, den Zugangscode zu einem Internet-Vertriebsportal respektive den Einstieg in eine unbekannte "Geschäftsidee" vorab finanzieren.

Verkaufssysteme in Schneeballmanier

Auch Kleinvieh macht Mist - nach diesem Motto werden massenhaft Bewerber über den Tisch gezogen, die angeblich nur über einen Telefonanruf mehr über den Nebenjob erfahren können. "Wir warnen vor dieser Gebührenschneiderei", sagt Keßler. Wer anruft, muss sich sinnlose Bandansagen anhören oder minutenlang unnötige Angaben machen - oft über eine teure Rufnummer.

Vorsicht ist auch bei Internet-Offerten geboten. Häufig wird auf diesem Weg der Einstieg in sogenannte Konzepte angepriesen, die angeblich "seit vielen Jahren erfolgreich" sind und unzählige bereits zum Millionär gemacht haben. Dahinter stecken Verkaufssysteme in Schneeballmanier.

Man soll Produkte im Bekannten-, Verwandten- oder Freundeskreis verkaufen: Nahrungsergänzungsmittel, Säfte, Matratzen, Versicherungen oder Telefonverträge. Wer es schafft, weitere Untervertreter anzuwerben, soll von deren Umsatz profitieren können - quasi ohne Arbeit. Finden sich aber keine neuen zahlenden Interessenten mehr, bricht die Pyramide schnell zusammen.

© SZ vom 10.05.2010/DAPD - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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