Die Münchener Staatsanwaltschaft weitet ihre Ermittlungen gegen den Autobauer Audi wegen mutmaßlichen Abgas-Betrugs aus. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte der SZ, dass es nun auch um Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa gehe, nicht mehr wie bisher nur in den USA.
Das Bundesverkehrsministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, etwa 24 000 Audi-Fahrzeuge seien mit einer illegalen Software ausgestattet worden. Man habe davon erst aus der Presse erfahren, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weder Audi noch das Kraftfahrt-Bundesamt hätten die Staatsanwaltschaft darüber informiert. Ermittelt werde wie gehabt wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung gegen unbekannt.
Laut Bundesverkehrsministerium geht es um eine Software, die den Behörden zwar seit einem Jahr bekannt war. Doch erst jetzt wurde klar, dass sie auch als illegale Abschalteinrichtung dient. Offenbar erkennt die Software, wie das Lenkrad bewegt wird. Wurde es wie auf dem Prüfstand über längere Zeit nur leicht bewegt, schaltet sie die Abgas-Reinigungssysteme an und die Drehzahl wird abgeregelt. Sobald das Lenkrad jedoch mehr als 15 Grad eingeschlagen werde, erhöhe sich der Ausstoß von Stickoxid wieder spürbar. Audi zufolge wurden die manipulierten Werte bei eigenen Untersuchungen der Modellreihen Audi A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren aus den Baujahren 2009 bis 2013 entdeckt. Die Fahrzeuge seien jeweils etwa zur Hälfte auf dem deutschen und auf dem europäischen Markt verkauft worden.
Im Frühjahr hatten Ermittler bei einer großen Razzia Geschäftsräume von Audi durchsucht. Die Durchsuchungen sollten klären, "welche Personen an der Verwendung der maßgeblichen Technik und ggf. an unrichtigen Angaben gegenüber Dritten beteiligt waren", erklärte die Staatsanwaltschaft München II damals und ging davon aus, dass die mutmaßlichen Straftaten bei Audi ausschließlich den amerikanischen Markt betreffen.