Stilkritik:Feuchtgebiet mit Absatz

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Ein Gucci-Stiletto mit Latexstrumpf versetzt die Modewelt in Aufruhr. Dabei eignen sich die "Ilse Sock Sandals" ideal als urbane Gummistiefel.

Von Violetta Simon

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Vielleicht kriegt man beim Anblick dieser Gucci-Kreation erst einmal einen kleinen Schreck. Womöglich fragt man sich, warum die "Ilse Sock Sandals" nicht "Sock-Scandal" heißen. Eventuell schaudert man ein wenig angesichts der plumpen, fleischfarbenen Latexsocke, die in der filigranen, feuerroten Riemchen-Sandale steckt.

Zugegeben, um so ein Modell zu tragen, braucht es - wie bei vielen Gucci-Schöpfungen - Mut. Der hautfarbene Latexstrumpf erinnert an den Fuß einer nicht besonders gut gemachten Sexpuppe, der man nicht einmal Fußnägel aufgemalt hat. Zudem wirft das Material unschöne Falten.

Andererseits ist Mode keine Frage des Verstandes. Sie wurde nicht für Pragmatiker erschaffen - die sollen Outdoor-Klamotten tragen. Mode ist ein Gefühl! In dem Fall womöglich ein ziemlich - nun ja - feuchtes, wenn man zu lange drinsteckt in dem Latexstrumpf.

Wobei der Gucci-Stiletto mit genau dieser Eigenschaft sogar Outdoor-Fans überzeugen dürfte: An diesem wasserdichten Schuh perlt nicht nur sämtliche Vernunft ab. Auch Regen und Schmutz bleiben draußen. Und das Schönste: Man ist trotzdem stets perfekt für eine Preisverleihung, ein Gala-Dinner oder andere Alltagssituationen gerüstet.

Selbst einen Marsch durch den Kartoffelacker würde der Socken-Stiletto souverän überstehen - bis auf das Risiko, dass der Absatz bricht. Es genügt, eine Flasche stilles Wasser (na gut, es sollte schon japanisches Heilwasser, hawaiianisches Tiefseewasser oder Regenwasser aus Tasmanien sein) über den eingesauten Schuh zu gießen. Schon ist er wie neu.

Die "Sock Sandals", die es übrigens auch in Schwarz mit roter Latex-Socke gibt, sind somit die perfekten urbanen Gummistiefel - wäre da nicht der Preis. Knapp 1000 Euro muss man für die Schuhe hinlegen. Andererseits spart man mit so einer Sandale auch ziemlich viel Zeit, die ja bekanntermaßen ebenfalls Geld ist: In diesem Riemchenschuh kann man sich die ansonsten unabdingbare Pediküre sparen.

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Ein echter Vorteil vor allem für jene Zielgruppe, bei der selbst Fußpflege nicht mehr hilft: Jahrelanges Tragen von High Heels hat bei vielen weiblichen Stars wie Victoria Beckham, Kate Moss, Tilda Swinton und Amal Clooney sichtbare Spuren hinterlassen. Sie dürften froh sein, ihre von Blasen, Hammerzehen und Hallux Valgus heimgesuchten Füße beim Defilee über den Roten Teppich in einem Strumpf zu verbergen - der noch dazu ausnehmend komfortabel zu tragen ist. Denn die Riemchen schneiden nur ins Latex, nicht in die Haut.

Bleibt zu hoffen, dass die nächste Generation der "Ilse Sock Sandale" über Schlupfzehen mit lackierten Zehennägel verfügt. Dann wäre die Show perfekt.

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