Die Welt, die Modewelt allemal, kann von Glück sagen, dass die Engländer die WM nicht gewonnen haben. Die Absätze beim Kaufhaus Marks & Spencer waren schon merklich nach oben gegangen. Man sah sie also vor sich. Horden von Männern, rund- und rotgesichtig, wie sie durch die Straßen ziehen und diese Weste tragen, auf der nackten Haut womöglich. Sie hätten "Football's Coming Home" gegrölt und ihre von Pints und Fish'n'Chips geformten Körper in dieses Kleidungsstück gepresst. Das gleiche Kleidungsstück, das zuvor Gareth Southgate trug, der Trainer der Engländer. Er tat es mit einer Anmut, einer Stilsicherheit, einer Classiness, die womöglich niemand sonst auf der Welt je erreichen wird. Die Weste, die, in Kombination mit Jackett und Anzughose getragen, sonst eher eine Nebenrolle spielt, sie war hier alleine auf die große Bühne geschoben schutzlos den Stilkritikern ausgesetzt. Doch diese Kritiker verstummten bald. Southgate, hierzulande vor allem deshalb bekannt, weil er bei der Fußball-EM 1996 den entscheidenden Elfmeter verschoss und den Deutschen so ins Finale half, hat bei diesem Turnier nicht nur als Trainer überzeugt, er hat auch modisch etwas Bleibendes geschaffen. Die Weste, auf Englisch übrigens "Waistcoat", hat jetzt einen festen Platz in der Mode.