Fashion Week Berlin:Nie war mehr Lametta

Am dritten Tag der Fashion Week zeigt Designer Bobby Kolade lichtdurchlässig Eingepacktes, Guido Maria Kretschmer setzt auf Glitzer und Pailletten. Auch Fans von Ohrschmuck dürfen aufhorchen.

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Früher war mehr Lametta? Nicht mit Bobby Kolade. Der Berliner Jungdesigner ließ es am Donnerstagmittag zum Abschluss seiner Show in den Sophiensälen in Berlin Mitte Silber regnen - erfrischender Abschluss einer an Überraschungen reichen Show.

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Der 28-Jährige, im Sudan geboren, in Uganda aufgewachsen und vor genau zehn Jahren nach Berlin gekommen, gilt in der Hauptstadt schon als große Nummer, obwohl er gerade sein Debut auf der Fashion Week feiert. Seine Experimentierfreude und Kombinationslust führten ihn schon nach Paris und in Galerien - jetzt ließ er es am dritten Tag auf der Berliner Modewoche tüchtig krachen. Ob Supergirl-Outfit, ...

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... Anleihen an die 90er mit Spaghettiträgern, die 70er mit Overall und Carmen-Ausschnitt oder die 60er mit A-Linie und weißen Stiefelchen ...

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Immer ist noch ein Überraschungsmoment dabei. Weil die Models hier nicht auf einem Catwalk, wie üblich, sondern in einem Theater über eine Bühne liefen, deren Laufsteg in den mit Lametta ausgelegten Boden im Zickzack gezeichnet war, konnte das Publikum ausführlicher als üblich die Kleidung betrachten - und immer neue Seiten entdecken.

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Kolades Stil ist ein Mix aus seriös tragbarer Kleidung, aufgepeppt durch Witz und Farbe, und reiner Fun-Fashion wie dem durchsichtigen Überwurf mit lustigen Fransen (gibt es auch in Nachtblau und rosa Glitzer). Insgesamt sehr energetisch. Danach befragt, was er mit seiner Mode ausdrücken will, sagt Bobby Kolade: "Spaß, Energie - und Berlin!" Inwiefern Berlin? "Ich finde, wir haben hier wahnsinnig viel Spaß - das soll auf jeden Fall in der Mode refkletiert werden."

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Zu seinen Entwürfen ließ sich Kolade allerdings nicht von der Loveparade inspirieren, obwohl einiges daran erinnert: "Das sind eher Referenzen an HipHop, an das Ende der 90er Jahre. Von Frauen wie Aaliyah oder Missy Elliot, die Spaß haben und machen, was sie wollen, habe ich das Wort 'cool' kennengelernt. Das wollte ich in der Kollektion unterbringen". Und noch ein Experiment hat sich der Jungdesigner für sein Debut selbst auferlegt: ein Schwarz-Verbot. "Kein Faden, keine Sohle, keine Unterwäsche ist schwarz", beteuert Kolade. "Schwarz ist sehr einfach, es ist wunderschön, aber man zeigt überall zu viel davon. Wir wollten mal ausprobieren, es ganz wegzulassen." Hat gut geklappt. Stattdessen gab es viel Silber zu all den bunten Farben - wie übrigens fast überall in Berlin derzeit zu sehen. Silber, soviel steht fest, ist nicht nur in den Schuhläden seit diesem Sommer, sondern auch bei den aktuellen Designern noch ein starker Trend.

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So auch bei William Fan. "Jade Garden" lautet das Motto seiner Show. Der Hannoveraner Jungdesigner mit chinesischen Wurzeln präsentierte seine Entwürfe am zweiten Modewochentag im "meCollectors Room" in Mitte - der neuen Location neben dem Zelt am Brandenburger Tor. Hier ist es ein bisschen schicker, exklusiver und auch ruhiger als in der üblichen Zeltatmosphäre; normalerweise wird hier Kunst gezeigt.

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Ein bisschen artifiziell und akademisch ist auch Fans Mode: Klassisch-elegant-zurückhaltende Formen, aber immer mit einem asiatischen Twist. Aus Hongkong hat Fan Jade importiert, um daraus Schmuckstücke für Haar und Dekolletee zu zaubern - ein Eyecatcher auch der auffällig große Messingschmuck, den er wie ein Headset in die Ohrmuschel seiner Models platzierte. "Ich finde die Ohrmuschel so schön", erzählt er im Interview mit der SZ, "und man beachtet sie so selten." Das ändert sich mit seiner Kollektion - auch deshalb, weil die Kleider dem Schmuck viel Raum geben.

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Mit überlangen Ärmeln und Oversize-Oberteilen, halblangen Hosen und Röcken, aber immer zurückhaltend. Alles fließt - und ist doch grafisch exakt geschnitten, geschneidert aus Schurwolle, dazu Funktionsfaser aus der Sportswear, das verleiht der Kollektion einen sehr legeren Look.

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"Zuhause" sei ein Thema seiner aktuellen Kollektion, die sich mit dem Internet als neuem Zuhause beschäftigen soll. Aber kann man sich auch in Kleidern zuhause fühlen? "Absolut", sagt Fan, "zuhause ist da, wo man sich wohl und unbeobachtet fühlt. Meine Sachen sind größtenteils sehr bequem, nicht sehr eng, ich mache auch keine hohen Schuhe. Der Bequemlichkeitsfaktor ist für mich sehr wichtig, man soll in die Kleidung eintauchen können."

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Trotzdem für einen unverwechselbaren Look zu sorgen, ist für ihn genauso wichtig, denn: "Jeder Designer versucht sich individuell auszudrücken. Es gibt keine Trends mehr und kein Diktat in der Mode, alles ist erlaubt."

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Das sei einerseits ziemlich entspannt, andererseits auch anspruchsvoll, denn umso mehr müssten gerade junge Designer sich als unverwechselbare Marke etablieren - und Originale schaffen, die der Konkurrenz durch "Fast-Fashion-Ketten trotzen, die sehr schnell und sehr gut, aber auf dem Markt sehr dominant sind", so Fan.

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Der Konkurrenz trotzen, das kann Guido Maria Kretschmer ganz gut - indem er sich in den vergangenen Jahren in diversen Shows und Jurys einen Platz als der Deutschen liebster TV-Designer erobert hat. Auf der Fashion Week konnte er am Dienstagabend jedenfalls mit seinen Entwürfen glänzen - im wahrsten Sinne: Vor den Augen diverser Promis glitzerten und funkelten die Models um die Wette.

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Pailletten sind laut Kretschmer aber sowas von in. Zumindest für seinen Kundenkreis, der sich aus Sternchen speist, aber auch aus Kundinnen, die gesittet glänzen wollen.

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(Foto: Getty Images for Mercedes-Benz)

Lange schmale Abendkleider, schmale Röcke und elegante Blusen sind hier gefragt.

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(Foto: Getty Images for Mercedes-Benz)

Dazu trägt der passende Herr Smoking in Weiß mit schwarzen Paspeln.

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(Foto: Getty Images for Mercedes-Benz)

Oder zart gestreift von Kopf bis Fuß - oder er kommt im schwarzen Anzug mit aufgemalten Hosenträgern oder aufgemalter Fliege: Manche Entwürfe für den Mann wirken ein bisschen lieblos im Vergleich zu der Hingabe, mit der sich Kretschmer seinen Damen widmet.

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(Foto: Frazer Harrison/Getty Images for Mercedes-Benz)

Die werden in einigen Kreationen zu wahren Göttinnen stilisiert. Ob er sie in ein cremefarbenes Blütenmeer taucht oder in güldene Glitzerkombinationen packt ...

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(Foto: Getty Images for Mercedes-Benz)

... dazu noch eine Statement-Kette wie ein Weihnachtsstern: Manche Outfits haben Glamour, Stil und absoluten Wow-Effekt.

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(Foto: Getty Images for Mercedes-Benz)

Andere erinnern eher an Abi-Ball. Immerhin ist hier für jeden etwas dabei, für die Braven wie für die Exzentriker.

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(Foto: ZB)

Auf Kretschmers Aftershowparty streunte passenderweise auch Sängerin Mia ganz in Grün durchs Publikum und trällerte ihren Song "Biste Mode", dessen Refrain lautet: "Machste mit, biste Mode, lässt' et sein, hast'n Stich. Doch zu mir kannste immer wieder kommen." Das darf man wohl als tröstlich verstehen.

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