Essen & Trinken:Das beste Frühstück Berlins

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Die zwei Tageszeiten Berlins: Party und Frühstück. (Foto: Illustration: Claudia Klein)

Es ist Hochsaison in der Hauptstadt, Berlinale-Zeit. Man feiert sich durch die Tage und Nächte - und trifft sich beim Frühstück wieder. Wo? Das verraten unsere Berlin-Korrespondenten.

Von Jan Kedves, Harriet Köhler und Verena Mayer

Berlin ist die Hauptstadt des Frühstücks. Das merkt man schon daran, dass sich in jedem Café, das etwas auf sich hält, folgender Hinweis findet: "Frühstück von 9 bis 19 Uhr". Als sei Frühstück nicht nur eine Mahlzeit, sondern eine anerkannte Form der Tätigkeit, die zu den Geschäftszeiten ausgeübt wird. Die verbleibenden Stunden verbringt man in der Hauptstadt gerne auf Partys; Feiern und Frühstücken sind so etwas wie die beiden Berliner Tageszeiten. Dass das eine nicht ohne das andere denkbar ist, hat mit der Geschichte Berlins zu tun: Weil sich Ost und West seinerzeit nicht einigen konnten, wann die Kneipen zu schließen haben, hob man in der gesamten Stadt die Sperrstunde einfach auf. Seither wird in Berlin durchgefeiert und durchgefrühstückt.

Am schönsten ist das an diesen Tagen im Februar, wenn die Berlinale die Stadt wieder in einen kollektiven Ausnahmezustand versetzt. Man ist entweder im Kino, auf einer Filmparty oder beim Frühstück. Wir stellen die besten Frühstückslokale der Stadt vor, zum Ausruhen oder zum Lesen, zum Arbeiten oder auch, um den ganzen Tag und die Nacht dort zu verbringen.

Café Einstein Stammhaus

Für einen Hangover ist der Kaffeehaus-Klassiker eher nichts. Stuckdecken und Blendsäulen, raumhohe Fenster und riesige Spiegel: Im Café Einstein an der Kurfürstenstraße sollte man Worte wie "Einspänner" oder "Wiener Frühstück" ohne Versprecher über die Lippen kriegen und am besten noch den Kopf frei haben für die ausliegenden Zeitungen. Überhaupt ist das Einstein am schönsten, wenn man kommt, bevor der Trubel beginnt - gleich um acht, wenn unter der Woche bloß vereinzelte Politiker und Medienleute bei Rührei und Lachsbagel zusammensitzen. Sollte der Champagner vom Berlinale-Empfang am Vorabend noch im Schädel dröhnen, lässt sich dieser Missstand mit einem weiteren Gläschen beheben. Ansonsten bleibt man besser bei frisch gepresstem Orangensaft, einem Joghurt mit Früchten und einem anschließenden Spaziergang in Richtung Tiergarten. Um den Kopf auszulüften, bevor man sich wieder ins Dunkel eines Kinosaals begibt. // Café Einstein , Kurfürstenstr. 58, Tiergarten, täglich 8 bis 24 Uhr.

Benedict Berlin

Es gibt viele Weisheiten über das Frühstück. Dass man frühstücken soll wie ein Kaiser oder überhaupt gar nicht, wie es der britische Biochemiker Terence Kealey unlängst herausgefunden haben will. Neu ist, dass man rund um die Uhr frühstückt. Das ist die Philosophie des Benedict Berlin. Das Lokal liegt im boomenden Berliner Westen und ist ein Ableger der ebenso boomenden Restaurantkette aus Tel Aviv, in der täglich von 0 bis 24 Uhr Frühstück serviert wird. In Berlin läuft der Betrieb zwar noch nicht ganz durchgehend, die globale Bandbreite an Frühstückskultur gibt es im Benedict aber jetzt schon: Russische Kartoffelpuffer, Pancakes mit Früchten, texanisches Steak, gebratene Auberginen, wie man sie im Irak zubereitet. Viel Veganes findet sich auf der Karte, zu jedem Essen wird Salat und ein Mimosa-Cocktail serviert. Auf jeden Fall probieren: die Eggs Benedict. Die pochierten Eier auf Toast sind die beste Art, morgens tierisches Eiweiß zu sich zu nehmen, im Benedict Berlin kommen sie mit Spinat, Räucherlachs oder Avocado-Dip und schmecken auch spät am Abend. // Benedict Berlin, Uhlandstr. 49, Wilmersdorf, täglich 7 bis 23 Uhr

19grams

Das Café 19grams liegt gegenüber dem Gebäudekomplex des Bundesnachrichtendienstes in der Chausseestraße. Ein Geheimtipp ist es trotzdem nicht, es wird von Berlins feinster Kaffeerösterei Tres Cabezas betrieben. Jeden Sonntag gibt es hier ein exzellentes Brunch-Menü, das in Kooperation mit dem Team von Little Joy konzipiert wurde. Little Joy sind die Stars der jüngeren Berliner Brunch-Renaissance: eine Australierin, eine Neuseeländerin und eine Tschechin, die mit internationalem Blick und Fokus auf regionalen Bio-Produkten so wunderbare Spezialitäten entwickeln wie "minty mushy peas", ein minziges Erbsenpüree, das raffiniert nach Avocado schmeckt. Auch unbedingt ausprobieren: die Bier-Hollandaise zu den Eggs Benedict und das selbstgemachte extrasaure Sauerkraut. Sehr gesund. // 19grams Chausseestr. 36, Mitte, täglich 8 bis 18 Uhr.

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Von Jan Kedves

La Femme

Auf Türkisch heißt Frühstück Kahvaltı, das bedeutet: Fundament des Kaffees. Was dieses Fundament sein kann, lässt sich in den vielen türkischen Restaurants der Hauptstadt erleben, besonders gut aber im La Femme. Die Betreiber haben sich auf türkisches Frühstück und Brunch spezialisiert und betreiben mehrere Standorte, unter anderem am wuseligen Kottbusser Damm in Kreuzberg, zwischen anatolischen Brautmodengeschäften, schicken Bars und Gemüseläden. Hier sitzt man an schönen Holztischen und isst Teigtaschen, Salate, Rührei und Omelette in jeder Variation, dazu die frischen Sesamringe, die jedes türkische Frühstück braucht. Auch das Süße kommt nicht zu kurz, besonders gut ist Kazandibi, der karamellisierte Reispudding. Das Publikum im La Femme ist die typische Berliner Mischung: Großfamilien, Hipster und Studenten. // La Femme, Kottbusser Damm 77, Kreuzberg, täglich 7 bis 21 Uhr

Mogg

Das ehemalige "Mogg & Melzer" in der Auguststraße heißt seit Mitte 2015 nur noch "Mogg". Der Berliner Club- und Gastro-Impresario Oskar Melzer hat sich nämlich zurückgezogen aus dem Deli, das 2012 in der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule eröffnete, um amerikanisch-jüdische Küche nach New Yorker Vorbild (Katz's Delicatessen!) in Mitte zu etablieren. Betrieben wird es nun nur noch von seinem früheren Partner Paul Mogg. Geändert hat sich sonst aber nichts: Man sitzt immer noch auf lilafarbenen Polsterbänken an robusten Holztischen und genießt die ausgezeichneten Pastrami-Sandwiches, den Caesar Salad mit Krevetten oder Shakshuka mit pochierten Eiern in Tomaten-Paprika-Chili-Soße. Und danach bestellt man noch ein Stück Cheesecake. Und noch ein Stück Cheesecake. Und so weiter. Bitte, danke. // Mogg Auguststr. 11-13, Mitte, Montag bis Freitag 11 bis 22 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr

Schwarzes Café

Jedes Fleckchen zwischen den dunklen Wänden und dem leuchtenden Papagei im Schaufenster erzählt eine Geschichte. Im Schwarzen Café an der Kantstraße traf sich in den wilden Achtzigerjahren die Autonomenszene (daher der Name), dazwischen saßen alle, die in Berlin dazugehören wollten, Studenten, Künstlerinnen, Musiker. Die Sängerin Marianne Rosenberg, die früher mit Rio Reiser, dem Frontmann der Band Ton Steine Scherben, abhing, hat über den Ort ein Lied geschrieben und darüber, dass es niemals hell wird im Schwarzen Café. Das Frühstück ist ebenfalls eine Reise in eine Zeit, als man noch nicht vegan brunchte, sondern der Milchkaffee in Schüsseln serviert wurde und man Quark mit Buttermilch und Früchten zu sich nahm, genannt "Eiweißschock". Die Anekdoten der West-Berliner Stammgäste, die zum Glück noch fit sind, gibt es bei einem Besuch gratis dazu. Und im Nu ist man von dem Traditionscafé bei der nächsten Berliner Institution: dem Kino Zoopalast. // Schwarzes Café, Kantstr. 148, Charlottenburg. Immer geöffnet, außer dienstags von 10 bis 3 Uhr

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Roamers

Auf den ersten Blick ist das Roamers eine dieser Hipsterbuden, wie man sie von Brooklyn bis Shibuya überall auf der Welt findet: viel rohes Holz, zusammengestoppelte Möbel, und das Englisch sprechende Publikum ist tätowiert und postet sein Essen auf Instagram. Auch die Geschichte der Betreiber ist so klischeehaft, dass sie aus der Hipster-Satireserie "Portlandia" sein könnte. Ein junger vollbärtiger Mann hat genug von seinem Job als Social Media Manager und eröffnet zusammen mit einem Kumpel ein Café, das sie Roamers nennen, Englisch für Herumtreiber. Dennoch ist man gerne hier, was an den vielen Schlingpflanzen liegt, die dem Lokal etwas Dschungelhaftes verleihen. Und am Frühstücksangebot, das gerne auf Blechen mit Backpapier serviert wird. Spiegeleier mit Sesam-Avocado etwa oder Shakshuka, pochierte Eier in Tomatensauce, die hier eine Mischung aus weich, scharf und fruchtig sind. Danach kann man wie die Leute rundherum am Laptop weiterarbeiten und irgendwelche Konzepte spinnen. Oder man geht gleich zum Craft Beer über. // Roamers, Pannierstr. 64, Neukölln, Dienstag bisfreitag 9.30 bis 19 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr

Blockhaus Nikolskoe

Irgendwann muss man raus aus der Stadt, und dann fährt man zum Blockhaus Nikolskoe, einem beliebten Ausflugsziel. Nicht nur, weil es malerisch im Düppeler Forst am Wannsee liegt, sondern weil man hier einen reizenden Ausblick über die Pfaueninsel genießt. Errichtet wurde es 1819 im russischen Stil, es war ein Geschenk Friedrich Wilhelm III. an seine Tochter, Prinzessin Charlotte, die den russischen Großfürsten und späteren Zaren Nikolaus geheiratet hatte. Perfekt für einen ausgedehnten Spaziergang, der allerdings nicht zu früh beginnen sollte. Eine eigene Frühstückskarte gibt es im Lokal nicht, dafür deftige gute Küche für den großen Hunger beziehungsweise Kater: Königsberger Klopse, Schweinshaxe mit Apfelrotkohl und Kartoffelklößen, hausgemachte Torten mit Sahne. Danach will man erst mal nicht mehr weiterlaufen. Sondern einfach nur noch zurück in einen weichen Kinosessel. // Blockhaus Nikolskoe, Nikolskoer Weg 15, Zehlendorf, 11 bis 18 Uhr, im Winter mittwochs und donnerstags geschlossen

Weitere Adressen

Das Café am Neuen See ist auch schön, wenn man nicht im Biergarten sitzen kann. Stüberlartige Atmosphäre, große Frühstückskarte (Lichtensteinallee 2, Tiergarten, täglich ab 9 Uhr). Das House of Small Wonder überzeugt durch nette, wenn auch etwas prätentiöse Loft-Anmutung und Gerichte wie Joghurt-Scones mit Schinken (Johannisstr. 20, Mitte, täglich 9 bis 17 Uhr). In Sauers Café ist das Frühstück zwar Standard, dafür hat man die Volksbühne vor sich (Rosa-Luxemburg-Str. 31, Mitte, 8 bis 0 Uhr, Wochenende von 9 Uhr an). Im Zum dritten Mann (Kollwitzstr. 87, Prenzlauer Berg, Dienstag bis Freitag von 12 bis 0 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr) frühstückt man österreichisch, Fans von Silberkännchen und Co. gehen ins Konditorei-Café Buchwald, das den besten Baumkuchen der Stadt hat (Bartningallee 29, Tiergarten, Montag bis Samstag 8 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 18 Uhr).

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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