WM 2010: Deutsche Aufstellung:Trochowski stürmt für Müller

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Die spannendste Personalentscheidung seit der Bundespräsidentenwahl ist gefallen: Piotr Trochowski ersetzt gegen Spanien den gesperrten Thomas Müller. Eine Entscheidung, die taktische Folgen hat.

Die Gelbsperre von Bayerns Offensivspieler Thomas Müller hatte in Fußball-Deutschland ja nicht nur für erregte Diskussionen über Sinn und Unsinn seiner zweiten Verwarnung gesorgt - sondern auch für eine über Tage dauernde Personaldiskussion.

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Thomas Hummel, Durban

Wen würde Bundestrainer Joachim Löw als Ersatz für Müller nominieren? Drei Kandidaten waren im Rennen: Cacau, Toni Kroos und Piotr Trochowski.

Nun hat sich Bundestrainer Joachim Löw am späten Vormittag entschieden. Nach Informationen mehrerer Medien steht der Hamburger Trochowski in der Startformation. Zuvor hatte es so ausgesehen, als würde Löw den Stuttgarter Cacau nominieren, weil dessen Spielweise von allen drei Kandidaten derjenigen von Müller am meisten ähnelt.

Trochowski hat in der Nationalmannschaft in den vergangenen Monaten einen ziemliches Auf und Ab erlebt. Als sich im Frühjahr andeutete, dass Bastian Schweinsteiger auch in der Nationalelf von der rechten Mittelfeldposition in die Zentrale wechselt, war Trochowski zunächst der aussichtsreichste Nachfolgekandidat.

Aufgrund seiner Formschwäche im Verein, wegen der er sogar beim HSV seinen Stammplatz verlor, galt er kurz vor der WM bei manchen Beobachtern jedoch als Streichkandidat. Im letzten Testspiel (3:1 gegen Bosnien) allerdings stand er plötzlich wieder in der Startformation - und durfte sich einem Stammplatz für die WM-Vorrunde nahe fühlen.

Doch dann war der Hamburger der einzige Spieler der Bosnien-Partie, der zum Auftakt gegen Australien nicht auf dem Platz stand. Stattdessen brachte Löw eben Thomas Müller - die wahrscheinlich beste Personalentscheidung in Löws Amtszeit. Die beiden ersten Spiele musste Trochowski sogar komplett von außen zusehen, gegen Ghana (23 Minuten), England (18) und Argentinien (sieben) kam er immerhin zu Kurzeinsätzen.

Mit der Entscheidung für Trochowski ist zwangsläufig eine kleine Änderung im deutschen Spielsystem verbunden. Während Thomas Müller ein dauerlaufender Nahtstellensucher ist, liegt Trochowskis Stärke eher im Dribbling, im kurzen Haken und im geprügelten Weitschuss.

Zudem gilt der Hamburger als jemand, der bisweilen die falsche Entscheidung trifft und abspielt, wenn er dribbeln müsste, aber dribbelt, wenn er abspielen müsste. Dennoch ist Löws Entscheidung nachvollziehbar - denn Cacau ähnelt zwar mehr Müller, war aber zuletzt verletzt. Er wäre eine sehr offensive Variante.

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