Werder-Zugang Izet Hajrovic:Mischung aus Kevin de Bruyne und Aaron Hunt

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Izet Hajrovic in einem Freundschaftsspiel Bosnien-Herzegowinas gegen die USA. (Foto: Frank Polich/dpa)

Euphorisch begrüßt Werder Bremen seinen Zugang Izet Hajrovic. Der Bosnier kostete dank der fehlenden Zahlungsmoral seines Ex-Klubs Galatasaray Istanbul keinen Cent. Wegen seiner Begabung wird Hajrovic mit vielen berühmten Spielern verglichen - jetzt hoffen sie an der Weser, dass er selbst zum Maßstab wird.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Mit Didier Drogba, 36, hat Izet Hajrovic, vom kommenden Montag an 23 Jahre alt, gleich zwei wesentliche Berührungspunkte: Erst spielte er in der vergangenen Saison mit ihm zusammen bei Galatasaray Istanbul, was nach seiner Einschätzung eine "super Erfahrung" war - auch, wenn er nur für ein gutes Zehntel von Drogbas Jahreshonorar von angeblich zehn Millionen Euro antrat und nur ein gutes Dutzend Spiele absolvierte.

Zudem hat er noch etwas von seinem Vorbild gelernt. Als er drei Monatsgehälter nicht ausgezahlt bekam, machte er es wie der berühmte Mann von der Elfenbeinküste 2013. Der hatte seinen Vertrag beim chinesischen Klub Shanghai Shenhua Liansheng FC fristlos gekündigt, weil dieser ihm einen Teil seines Lohns vorenthalten hatte und wechselte ohne Ablöse nach Istanbul. Das war ganz im Sinne der Fifa, denn der Weltfußballverband will auf diese Weise die Fußballprofis vor falschen finanziellen Versprechungen schützen.

So hat sich jetzt auch Izet Hajrovic trotz seines noch bis 2018 laufenden Vertrages gegen seinen alten Klub gewehrt. Am späten Donnerstagnachmittag gab die Fifa den in der Schweiz aufgewachsenen Bosnier endgültig kostenlos frei für seinen neuen Arbeitgeber SV Werder Bremen, bei dem er seit Wochen trainiert und für den er schon Freundschaftsspiele absolvierte. Wenn die Bremer Glück haben, könnte der offensive Mittelfeldspieler, für den sich auch Schalke und Gladbach interessierten, ein echtes Schnäppchen sein. Eines, wie es der damalige Werder-Manager Klaus Allofs oft in seinem Repertoire hatte. Immerhin soll Hajrovic, der für Bosnien-Herzegowina zwei Spiele bei der WM in Brasilien bestritt, die zum VfL Wolfsburg abgewanderte Fast-Ikone Aaron Hunt ersetzen. Auch die Rückennummer 14 des Spielmachers hat er übernommen.

Seine Stärken? "Schaut Youtube", antwortet Hajrovic

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"Wie Weihnachten und Ostern an einem Tag", beschrieb der heutige Werder-Manager Thomas Eichin ungewohnt euphorisch die Einigung mit Hajrovic, denn Eichin muss viel versprechende Talente derzeit mit deutlich weniger Geld anlocken als sein Vorgänger Allofs. Hajrovic sei "eine Mischung aus Kevin de Bruyne und Hunt", befand der Geschäftsführer, also der besten Werder-Spieler der vergangenen zwei Jahre. Und anders als der eher leise Hunt ist der bei Grasshopper Zürich ausgebildete Profi (91 Ligaspiele, 20 Tore) deutlich forscher. Als er bei seiner Vorstellung von Bremer Journalisten nach seinen Stärken gefragt wurde, sagte er nur: "Schaut Youtube". Tatsächlich ist im Internet eine eindrucksvolle Mixtur aus Toren, genialen Vorlagen und anderen Spielszenen zu bewundern.

Den Tipp mit Hajrovic bekam Eichin übrigens vom neuen Direktor Profi-Fußball Rouven Schröder, den er aus Fürth loseiste. Nun flachste er: "Damit hat sich die Verpflichtung von Rouven schon gelohnt." Schröder vergleicht den Bosnier, dessen Eltern während der Kriegswirren in Jugoslawien in den neunziger Jahren Richtung Schweiz geflohen waren, sogar mit einem Weltklassefußballer. Wie ein Double von Arjen Robben zieht Hajrovic tatsächlich gerne in die Mitte und schließt dann mit seinem linken Fuß ab. Doch so arrogant, sich mit dem niederländischen Bayern-Profi zu vergleichen, ist er dann doch nicht: "Robben ist eine andere Kategorie", sagt er hanseatisch, obwohl er ebenfalls einen starken Zug zum Tor und einen harten Linksschuss hat.

Doch der Fast-Schweizer, der anfangs für die Schweizer Junioren-Auswahl und später einmal auch für das A-Nationalteam auflief, bevor sein älterer Bruder Sead sich entschied, für das Heimatland seiner Familie zu spielen, hat weitere Stärken. Schon in den ersten Testspielen für Werder hat er alle Freistöße ausgeführt, was nicht nur nach seiner Einschätzung eine weitere Stärke von ihm ist. Werder-Trainer Robin Dutt schwärmt außerdem: "Er ist schnell, ballsicher und sehr stark im Dribbling." Ein bisschen Zeit zur Eingewöhnung soll Hajrovic bekommen. Vielleicht können sich seine neuen Kollegen dann auch darauf verständigen, wem er am ähnlichsten sieht. Stürmer Nils Petersen behauptet, er sehe aus wie Lionel Messi. Doch Hajrovic ist auch schon mit anderen Berühmtheiten verglichen worden, zum Beispiel mit Miroslav Klose und dem englischen Nationalspieler Frank Lampard. Vielleicht sagt man ja in einem Jahr: Der sieht aus wie Izet Hajrovic.

© SZ vom 02.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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