Klassenerhalt wäre wie Titelgewinn
Beim Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga hat die Hälfte der Vereine vermutlich Abstiegsängste. Marco Bode, Aufsichtsratschef des Tabellensechszehnten Werder Bremen, hat das im Interview mit der SZ in Bezug auf seinen Verein so ausgedrückt: "Ich kann mir Werder in der zweiten Liga nur sehr schwer vorstellen. Die Konsequenzen sind nicht absehbar."
In brenzliger Lage den Abstieg zu vermeiden, sei "wie ein Titelgewinn". Der SV Werder hat gerade mit 15 Punkten die schlechteste Hinrunde seit 1974 hingelegt. Erst einmal in der Bundesliga-Geschichte war der Klub abgestiegen. Das war 1980, ein Jahr später ging es wieder hoch.
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Er wünsche sich sehr, dass man am "jungen Trainer" Viktor Skripnik festhalten kann, betonte Bode: "Wenn er die Krise durchsteht, haben wir und er eine große Hürde genommen. Grundsätzlich wollen wir Kontinuität auf der Trainerposition." Geschäftsführer und Sportchef Thomas Eichin bekam trotz des miserablen Tabellenplatzes Lob. Er sei "im täglichen Geschäft entscheidungsfreudig und direkt, das ist notwendig", sagte Bode. Gleichwohl mahnte der frühere Nationalspieler: "Ich glaube, wir müssen schon einen besseren Job machen als in den letzten fünf, sechs Jahren. Es ist uns nicht mehr so gut gelungen, gute Spieler zu entwickeln. Und wir haben auch bei den Transfers seltener richtig gelegen als vorher." Man wolle aber der "Werder-Weg" weitergehen und Talente formen.
Gedanken um die 50+1-Regel
Um die finanzielle und sportliche Situation des viermaligen deutschen Meisters zu verbessern, rückt offenbar die Lösung mit einem strategischen Partner näher. Man führe viele Gespräche mit möglichen Investoren oder Personen, die sich engagieren wollen, sagte Bode. Gedanken macht man sich beim SV Werder auch um die 50+1-Regel, die durch viele Ausnahmen (Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim, Leipzig) ausgehebelt werde.
"Wenn es aber zu viele Ausnahmen gibt, macht das keinen Spaß und dann ist zu diskutieren, dass alle mehr Freiheiten bekommen", sagte Bode. Er halte das nicht für unmöglich, obwohl das "sicherlich dramatische Auswirkungen" hätte. Das wäre ein "echter Paradigmen-Wechsel für die Bundesliga, der alles verändert", führte er weiter aus. Dann bekäme Deutschland Verhältnisse wie in England. Mit echten Mehrheitsbeteiligungen, sehr stark internationalisiert.
Im Übrigen wolle der SV Werder darum kämpfen, dass bei der Verteilung der Gelder aus dem TV-Topf auch die TV-Attraktivität der Klubs eine Rolle spielen soll. Da liegt der norddeutsche Traditionsklub nämlich noch immer im oberen Bereich.
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