Vladimír Darida im Interview:Die Lunge der Liga

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Die Lunge der Liga: Vladimir Darida (Foto: imago/Eibner)

Er läuft pro Partie durchschnittlich mehr als jeder andere Bundesliga-Spieler. Im Interview spricht der Freiburger Vladimír Darida über Krämpfe, die Langeweile beim Marathon und den Grund, warum nicht alle Spieler so viel rennen müssen wie er.

Von Lisa Sonnabend und Arnost Stanzel

Vladimír Darida spielt seit August 2013 beim SC Freiburg. Bei den Gegnern ist er gefürchtet: Kein anderer Bundesliga-Fußballer rennt so viel wie der Tscheche. In der Hinrunde lief der 24-Jährige durchschnittlich 12,6 Kilometer pro Partie. Der Spitzname des 1,71 Meter kleinen Mittelfeldspielers: Lunge der Liga.

SZ: Herr Darida, haben Sie schon einmal überlegt, Marathon zu laufen?

Vladimír Darida: Das wäre mir viel zu langweilig. 20 Kilometer oder noch mehr zu laufen - ohne Ball? Ohne mich.

Warum rennen Sie eigentlich so viel mehr als andere Spieler - trainieren Sie anders?

Ich übe nicht anders oder mehr als die Teamkollegen. Im Training laufen wir auch gar nicht so viel, sondern fahren meistens Fahrrad - entlang der Dreisam. In meiner Jugend bin ich aber sehr viel gerannt und habe viel getobt. Deswegen bin ich von Natur aus ziemlich fit. Ich glaube, bei mir ist es zum größten Teil angeboren.

Angeboren?

Für mich ist das Laufen nicht so anstrengend wie für andere Fußballer. Ich bekomme nicht so schnell Krämpfe. Ich kann 13 Kilometer pro Spiel laufen, andere können es nicht. So ist das eben. Nach dem Spiel bin ich auch nicht so fertig. Da habe ich einen Vorteil.

Auch nicht nach der Partie gegen Schalke im November? Da sind Sie 13,9 Kilometer gerannt. Rekord. Kein anderer Spieler lief in dieser Saison in 90 Minuten so viel.

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Ich hatte damals gar nicht gemerkt, dass ich so viele Kilometer gemacht hatte. Nach dem Spiel dachte ich, dass ich eher wenig gelaufen bin. Ich war dann ganz überrascht, als es mir gesagt wurde. Es war eine Partie, in der es immer hin und her ging, es war ein schnelles Spiel. Deswegen musste ich wohl so viel rennen.

Warum ist es als Fußballer wichtig, viel in Bewegung zu sein?

Auf meiner Position als Mittelfeldspieler gehört es einfach dazu. Da musst du dich anbieten, dem Ball hinterherrennen, viel am Ball sein. Ich fordere auch oft meine Mitspieler auf, mir den Ball zuzuspielen.

Wie würde sich das Fußballspiel verändern, wenn alle so viel rennen würden wie Sie?

Das wäre gar nicht erstrebenswert, denn das würde das Spiel nicht besser machen. Im Gegenteil.

Wieso?

Es hat keinen Sinn, auf allen Positionen viel mehr zu rennen. Denn jede Position hat ihre Besonderheiten. Ein Abwehrspieler zum Beispiel muss sich anders bewegen und andere Dinge machen als ich. Er kann nicht einfach nach vorne stürmen. Er muss hinten drin bleiben und die Räume dicht machen.

Dann sind Sie gar nicht sauer, wenn Sie in der Halbzeit schon zahlreiche Kilometer abgespult haben, manche Teamkollegen aber noch nicht einmal richtig schwitzen?

Nein, ich sehe es vollkommen ein, dass manche nicht so viel rennen müssen, andere dafür mehr. Deswegen schimpfe ich sie auch nicht in der Kabine und es ärgert mich auch nicht.

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Ihr Trainer Christian Streich hat einmal gesagt: "Wichtig ist, dass Vladi die richtigen Wege geht und nicht zu viel macht!" Laufen Sie manchmal zu planlos über den Platz?

Unser Coach lässt oft ein System spielen, in dem ich eine bestimmte Rolle und Position erfülle und einfach da sein muss. Da wäre es falsch, wenn ich zu viel rennen würde. Sonst entstehen Löcher im Spiel. Aber auch Christian Streich weiß, dass es in den meisten Fällen nicht schadet, wenn der offensive Mittelfeldspieler viel läuft.

Vor einem Jahr sind Sie von der tschechischen Liga in die Bundesliga gewechselt. Was ist hier anders?

Es schauen viel mehr Leute zu, es kommen viel mehr Fans in die Stadien. Das Niveau ist höher, das Spiel intensiver. In Tschechien bin ich auch sehr viel gerannt. In der Bundesliga laufe ich sicherlich nicht mehr, dafür aber schneller.

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