Vitali Klitschko trifft seinen Gegner:"Die schlimmste Pest"

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Vitali Klitschko verteidigt am 18. Februar seinen Schwergewichts-Titel in München gegen den Briten Dereck Chisora. Beim Pressetermin gibt Chisora den bösen Buben mit den markigen Worten. Klitschko reagiert gelassen, er spricht lieber über das Ende seiner Karriere - und schickt ein paar Worte in die Richtung von David Haye.

Jürgen Schmieder

Kapitän Archibald Haddock ist ein schlecht gelaunter Mensch, seine Lieblingsflüche lauten "hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde" und "Hagel und Granaten". Der Boxer Dereck Chisora weiß um das Image der Figur aus den Tim-und-Struppi-Comics, sonst wäre er wohl kaum mit einem T-Shirt erschienen, auf dem Haddock abgebildet ist.

Ungleiche Gegner: Vitali Klitschko mit Hemd und Weltmeistergürtel, Dereck Chisora mit Kapitän-Haddock-Shirt und Muhammad-Ali-Mütze. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Damit auch wirklich jeder mitbekommt, was für ein Typ der Gegner von Vitali Klitschko bei der Schwergewichts-Weltmeisterschaft am 18. Februar in der Münchner Olympiahalle ist, hatte Chisora auch noch eine Mütze mit einem brüllenden Muhammad Ali auf.

Bei der Pressekonferenz in der Olympiahalle am Donnerstag versprach der 27-jährige Brite dann zwar weder Höllenhunde noch Hagel oder Granaten, immerhin aber bezeichnete sich die Nummer 14 der unabhängigen Schwergewichts-Weltrangliste als "schlimmste Pest der Menschheit" und schimpfte: "Vitali hat doch nur abgehalfterte Boxer und ehemalige Cruisergewichtler geschlagen. Ich bin ein Schwergewicht, dieser Kampf wird der schlimmste Schock seines Lebens."

Das Duell werde definitiv über zwölf Runden gehen, danach werde er den Titel des Verbandes WBC besitzen: "Ich komme nicht, um zu boxen. Ich komme, um zu kämpfen. Ich komme, um zu gewinnen." Er wolle Geschichte schreiben: "In ein paar Jahren werden sich die Menschen fragen: Wo warst du an diesem Abend? Ich kann dann sagen: Ich war im Ring!"

Klitschko saß ruhig auf seinem Platz, hin und wieder grinste er, am Ende der dreiminütigen Tirade von Chisora applaudierte er gar. Er war zufrieden, weil sein Kontrahent die Rolle des bösen Buben mit den markigen Worten perfekt gespielt hatte - ein Kampfabend mit einem Großmaul-Gegner lässt sich natürlich prima vermarkten.

Boxweltmeister Klitschko
:Nur eine Schrecksekunde

Der Herausforderer blieb chancenlos, der Boxweltmeister im Schwergewicht heißt weiterhin Witali Klitschko. Sein Kampf gegen den Polen Tomasz Adamek in Bildern.

Die Kampfbilanz von Chisora indes taugt nicht für Heldengeschichten: Von 17 Kämpfen hat er 15 gewonnen, zehn davon durch Niederschlag. Im Juli hatte er nach Punkten gegen Tyson Fury verloren, vor zwei Wochen folgte eine äußerst umstrittene Niederlage gegen den Finnen Robert Helenius. "Ich bin betrogen worden", sagte Chisora - eine Meinung, die nach dem Kampf gegen Helenius viele Boxexperten teilten, darunter auch Vitali Klitschko und Manny-Pacuiao-Trainer Freddie Roach.

Vitali Klitschko und Dereck Chisora bei der Pressekonferenz in München. (Foto: dapd)

"Diese Niederlagen haben mich deprimiert", sagte Chisora, "doch nun bin ich hier. Ich hätte schon zwei Mal gegen Wladimir boxen sollen, doch ihm haben die Eier gefehlt. Ich hoffe, dass sein großer Bruder zum Kampf erscheint." Wladimir Klitschko hatte die für Dezember 2010 und April 2011 anberaumten Kämpfe jeweils wegen einer Verletzung abgesagt.

Dann sprach Klitschko über Chisora ("Einer der besten Boxer der Welt, der zuletzt gegen Robert Helenius betrogen wurde"), über sein Karriereende ("Das weiß nur der da oben") und ein mögliches Duell mit David Haye: "Er ist der Beste der Welt - aber nicht im Boxen, sondern beim Trash Talk."

Klitschko hat 43 seiner 45 Profikämpfe gewonnen, die Niederschlagsquote von 93 Prozent ist die höchste, die ein Schwergewichts-Weltmeister je hatte. Nur fehlen Klitschko in dieser Bilanz die Ringschlachten, wie sie Muhammad Ali, Mike Tyson oder George Foreman ausgefochten haben. Vielleicht verprach Chisora deshalb: "Es wird wie beim Rumble in the Jungle!"

Am Ende starrten sich Vitali Klitschko und Dereck Chisora noch an, dann gaben sie sich die Hand. Chisora wirkte da nicht mehr wie ein Höllenhund oder eine schlimme Pest. Er sah aus wie ein treuer Hund, der seinem Herrchen die Pfote gibt.

© SZ vom 16.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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