VfL Wolfsburg in der Europa League:Allofs wundert sich über die Schiedsrichter

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  • Wolfsburg verspielt durch die 1:4-Heimniederlage gegen Neapel praktisch alle Chancen auf den Einzug ins Halbfinale der Europa League.
  • Vor dem Viertelfinal-Hinspiel galt der VfL wegen seiner furiosen Auftritte noch als Mitfavorit auf den Titel.
  • Für die Niederlage machen die Wolfsburger unter anderem den Schiedsrichter verantwortlich, der vor dem 0:1 ein Handspiel übersehen hatte.
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Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Nach dem Schlusspfiff nahm Diego Benaglio Fahrt auf. Wolfsburgs Torwart stürmte in den Mittelkreis, wo er auf den Schiedsrichter mit dem klingenden Namen Antonio Mateu Lahoz traf. Benaglio haute sich mehrere Mal mit der linken Hand auf den rechten Oberarm. Dorthin, dorthin sei Gonzalo Higuaín der Ball gesprungen, signalisierte er Lahoz. Dann drehte Benaglio ab, als sei ihm nicht ganz wohl bei seinem Auftritt.

Die Wolfsburger hatten keine sonderlich leichte Prüfung zu absolvieren nach dem Schlusspfiff. Sie mussten das schwer zu begreifende 1:4 (0:2) im Viertelfinal-Hinspiel gegen den SSC Neapel erklären, das ihnen bereits vor dem Rückspiel in einer Woche in Italien nahezu alle Chancen nimmt, das Halbfinale der Europa League zu erreichen. Ihr Gerechtigkeitssinn verlangte aber danach, auch die Szene vor dem 0:1 anzusprechen: eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns, da Higuaín den Ball vor seinem Schuss mit dem Oberarm touchiert hatte, dazu auch noch leicht Abseits stand. Nur, wie soll das aus Sicht der Wolfsburger gehen, ohne anschließend als schlechte Verlierer dazustehen?

Wolfsburg naiv, Neapel clever

Eine derbe Klatsche mit vier Gegentoren im eigenen Stadion lässt sich normalerweise schwerlich mit nur einer Aktion erklären, auch wenn sie das ganze Spiel beeinflusst haben mag. Das anzuerkennen, gelang dem einen besser, dem anderen weniger. Naldo, der Wolfsburger Verteidiger, machte es ganz gut. "Ja, das war Hand", sagte Naldo zur Szene mit Higuaín. Ohne eine Pause zu machen, fügte er aber hinzu: "Das geht heute auf uns. Wir haben zu viele Fehler gemacht." Eine "klare Fehlentscheidung", monierte auch Trainer Dieter Hecking. Dennoch sagte er: "Nach dem ersten Tor waren wir zu naiv. Auf diesem Niveau müssen wir anders agieren."

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Naiv war der Wolfsburger Auftritt gegen clever konternde Italiener tatsächlich. Manch einer konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann das Bundesliga-Überraschungsteam so überaus mäßig Fußball gespielt hatte. Die Fehlerkette war lang und vielschichtig. Etwa vor dem 0:1, als Naldo ohne echtes Ziel zur Außenlinie stürmte und Robin Knoche mit dem ausgebufften Higuaín alleine ließ (15.). Oder vor dem 0:2 durch Marek Hamšík, nur wenige Minuten später, als wiederum die Ordnung in der Viererkette völlig abhandenkam (24.). Sein Team habe "nicht so clever gespielt", sagte Naldo, was eine wunderbare Umschreibung für ein fürchterliches Kuddelmuddel war.

Nach einer bis dato wunderbaren Saison mit großen Spielen steht es einem jungen Team wie den Wolfsburgern natürlich zu, auch mal eine schlechtere Partie einzustreuen. Trotzdem ärgerlich, dass dieses Spiel ausgerechnet im Viertelfinale der Europa League passierte - einem Wettbewerb, für den die Experten die Wolfsburger längst als Mitfavoriten auf den Titel ausgemacht hatten. Nach den zwei Treffern in der ersten Halbzeit gelangen Hamšík (64.) und dem eingewechselten Manolo Gabbiadini (77.) noch zwei weitere, viel zu einfach herausgespielte Tore. Der Ehrentreffer durch Nicklas Bentner (80.) erhöht die Wolfsburger Chancen im Rückspiel auch nur unwesentlich.

Einer wollte die Szene vor dem 0:1 dann doch nicht so leicht abhaken: Klaus Allofs, der mächtige Geschäftsführer des VfL. "Echt sauer" sei er, sagte Allofs. Das Handspiel sei "entscheidend gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt hat Neapel gar nichts gemacht", echauffierte er sich in aller Deutlichkeit. Allofs ging sogar so weit, dem spanischen Gespann - mit aller gebotenen Vorsicht - eine womöglich absichtliche Handlung zu unterstellen. Eine "sehr seltsame Ansetzung" sei das gewesen, sagte Allofs, wo doch Neapel ein Team "gespickt mit Spaniern" sei.

Am Samstag gegen Schalke

Seinem eigenen Team wiederum wollte Allofs trotz vier Gegentoren im eigenen Stadion keinen großen Vorwurf machen. Er habe die Entwicklung der Mannschaft in dieser Spielzeit mit großer Freude verfolgt: "Es kommt vor, dass man auch mal keine richtigen Antworten findet." Am Samstag, gegen Schalke, werde das sicher wieder besser gelingen.

Und beim Rückspiel in einer Woche in Neapel? Der Optimismus hielt sich erwartbar in Grenzen. Er werde ganz sicher kein Wunder ankündigen, sagte Allofs, immer noch aufgebracht. Naldo, der unglückliche Verteidiger, sagte hingegen: "Natürlich können wir dort vier Tore schießen." Dann lächelte der Brasilianer, als sei ihm gerade in großer Tristesse ein besonders aufmunternder Witz gelungen.

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