Verdacht auf Spielmanipulation:"Wir glauben ihren Tränen nicht"

Lesezeit: 3 min

  • Der spanische Fußball-Drittligist CD Eldense hat 0:12 gegen die Reserve des FC Barcelona verloren.
  • "Ich gehe davon aus, dass die Partie verschoben war, ich habe verschiedene Spieler im Verdacht", sagte Klub-Präsident David Aguilar.
  • Nun wurde der Trainer des Teams wegen des Verdachts auf Spielmanipulation vorläufig festgenommen und verhört.

Von Florian Ratz

Sie vergossen bittere Tränen, die Spieler des CD Eldense. Eben waren sie von der zweiten Mannschaft des FC Barcelona mit 0:12 gedemütigt worden, der Abstieg aus der Segunda Division B stand fest. Als nette Geste trösteten einige Barça-Spieler ihre Gegenspieler.

Doch kurz nach dem Schlusspfiff schon werden Zweifel laut am Resultat. Und an der Echtheit der Gefühle. "Wir glauben ihren Tränen nicht", sagte David Aguilar noch am Sonntag dem Sender Cadena Ser. Der Präsident von Eldense hat dafür seine Gründe: "Ich gehe davon aus, dass die Partie geschoben war." Kurz darauf zieht der Vorstand die erste Mannschaft vorläufig aus dem Spielbetrieb zurück und fordert die Liga auf, das Spiel zu untersuchen.

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In der Zwischenzeit hat Aguilar seine Vorwürfe noch bestärkt. Am Montag sagte er vor den Medien, ihm sei im Vorfeld der Partie von zwei Personen angedeutet worden, dass die Begegnung mit Barcelona geschoben werde: "Sie sagten, sie hätten eine entsprechende Whatsapp-Nachricht und würden sich wieder melden. Einer von ihnen war der Berater eines Spielers."

"Das 12:0 ist irreal, und am Ende wird alles ans Licht kommen"

Und der Präsident ist nicht allein mit seinen Vorwürfen. Spieler Cheikh Saad behauptet gegenüber Marca, auf einem Video gesehen zu haben, wie vier Teamkollegen hohe Summen auf eine ebenso hohe Niederlage der eigenen Mannschaft gesetzt hätten: "Mehr als 40 000 Euro, viel mehr. Sie setzten auf ein 8:0 zur Pause und 12:0 am Ende." Genau das ist im Spiel passiert.

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Saad geht davon aus, dass der Trainer mit den Spielern unter einer Decke steckte: "Ich und einige meiner Kollegen hätten eigentlich von Anfang an spielen sollen. Aber dann wurden wir plötzlich aus der Aufstellung gestrichen." Als er beim Stand von 0:5 zum Aufwärmen geschickt wird, weigert er sich. Aus Angst, die eigene Karriere zu ruinieren. Kurz nach dem Schlusspfiff schreibt der Mauretanier auf Twitter: "Das 12:0 ist irreal, und am Ende wird alles ans Licht kommen."

Noch spektakulärer wird es, wenn Präsident Aguilar über die möglichen Hintermänner des vermuteten Betrugs spricht. Er geht nämlich davon aus, dass ein italienischer Investmentfonds dahintersteckt, der erst im Januar bei Eldense eingestiegen ist.

Dieser entwickelte in der Folge eine höchst spannende Transfertätigkeit: Inzwischen stehen noch zwei Spieler im Kader, die schon zum Saisonstart für Eldense aufliefen. Insgesamt kommt der Club in der laufenden Spielzeit auf 52 Spieler, 7 Trainer und 3 Präsidenten. Der momentane Trainer war erst am 10. Februar eingestellt worden.

Dieser Fran Ruiz Casares gilt allerdings bloss als Strohmann für den Italiener Filippo Di Pierro, der nicht über die nötigen Trainerscheine verfügt. Seit Di Pierro am Ruder ist, hat Eldense von 30 möglichen Punkten noch deren 2 geholt. Am Dienstag wurde er von der Polizei wegen des Verdachts auf Spielmanipulation vorläufig festgenommen und verhört. Das berichtet die Nachrichten-Agentur AFP.

Eldense hat den Vertrag mit dem italienischen Investmentfonds am Montag als beendet erklärt. Dieser habe Gelder für neu verpflichtete Spieler nicht überwiesen und keine Sozialleistungen abgerechnet. Vor allem aber vermutet Aguilar, die Italiener seien Anstifter des Betrugs. In El Pais sagt der Präsident, der Fonds habe den Trainern die Aufstellung diktiert: "Spieler wurden plötzlich aufgestellt, andere wurden trotz guter Leistungen ausgewechselt. Unser Torwart taugt kaum für die fünfte Liga, obwohl wir eigentlich einen anderen hätten ..."

Aguilar gibt allerdings auch zu, dass er keine Beweise dafür habe, dass die Italiener sein Team wirklich für Spielmanipulationen missbraucht haben: "Man munkelt, es sei ein Wettring involviert mit Beziehungen nach Asien. Aber das zu untersuchen, ist jetzt Sache der Polizei." Diese hat damit begonnen, jene Spieler zu befragen, die der Club als verdächtig ausgemacht hat.

Der italienische Investmentfonds selbst agiert anonym via lokale Anwälte. Einer von ihnen hat eine Mitteilung verschickt, in der er dem Präsidenten die Kompetenz abspricht, das Team einfach vom Spielbetrieb abzumelden.

Und tatsächlich: Inzwischen ist nicht mehr sicher, ob Eldense am kommenden Wochenende nicht doch antreten wird. Mit welchen Spielern auch immer.

Dieser Artikel erschien zuerst im Tages-Anzeiger vom 4. April 2017.

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