US Open:Kohlschreiber scheitert im Achtelfinale

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Kassierte gegen den Serben Novak Djokovic im sechsten Vergleich die fünfte Niederlage: Philipp Kohlschreiber. (Foto: AFP)

Philipp Kohlschreiber verliert im Achtelfinale der US Open gegen Novak Djokovic. Der Serbe präsentiert sich dabei in herausragender Verfassung und spielt so, als hätte er von seinem Trainer Boris Becker ein paar knifflige Sonderaufgaben bekommen.

Von Jürgen Schmieder, New York

Gegen Ende des ersten Satzes hob Philipp Kohlschreiber seine Hände, er lachte ein wenig und forderte Applaus von den Zuschauern im Louis Armstrong Stadium - als hätte er gerade diesen Durchgang gewonnen. Dabei war das Grinsen Kohlschreibers eher Galgenhumor, er hatte gerade zum ersten Mal ein Spiel für sich entschieden in dieser Partie, es stand nun 1:5.

Kohlschreiber gewann noch ein paar Spiele, im zweiten Durchgang hatte er gar einen Satzball, letztlich war er jedoch ohne Chance und verlor mit 1:6, 5:7, 4:6.

Es war heiß und schwül auf dem Platz, der ansonsten übliche und durchaus angenehme Wind wehte zu Spielbeginn um 13 Uhr woanders - mehrere Wetterapplikationen vermeldeten eine gefühlte Temperatur von mehr als 50 Grad. Perfekte Bedingungen eigentlich für Kohlschreiber, der als einer der austrainiertesten Akteure gilt. "Ich bin immer noch ein fitter Typ und kann hin und her laufen", hatte er vor der Partie gesagt. Er lief dann auch hin und her, doch fand er spielerisch zunächst nicht so recht in dieses Match und verlor die ersten fünf Spiele.

"Von Boris Becker kommen die wichtigsten Ratschläge"

Das lag freilich auch an Djokovic, der zunächst so agierte, als hätte er mit seinem Trainer Boris Becker (Djokovic nach der Partie: "Von ihm kommen die wichtigsten Ratschläge.") gewettet, im ersten Satz keinen einzigen Fehler zu machen. Er spielte geduldig, bereitete Gewinnschläge gewissenhaft vor und reagierte auf aggressive Versuche Kohlschreibers mit variablen Passierschlägen und überraschenden Stops. Änderte Kohlschreiber das Tempo, änderte es Djokovic einfach zurück, bis es ihm wieder passte.

Im zweiten Satz hatte es dann den Eindruck, als hätten Becker und Djokovic eine neue, andere Wette abgeschlossen. Die Aufgabenstellung schien nun zu lauten: Sorge für einen spannenden Durchgang und bringe Dich am Ende in eine knifflige Situation. Beide Akteure gewannen jeweils ihre Aufschlagspiele, beim Stand von hatte Kohlschreiber plötzlich Satzball - und dominierte den Ballwechsel. Er stürmte nach vorne, jedoch erlief Djokovic den vorsichtigen Volley und spielte den Ball cross an Kohlschreiber vorbei.

Nun hob Djokovic seine Hände, er animierte das Publikum zu lauterem Klatschen. Er durchbrach sogleich den Aufschlag seines Gegner und wehrte noch einen Breakball ab - und jubelte erneut. Situation überstanden, Wette und Satz gewonnen.

"Wir hatten in diesem Satz ein paar lange Ballwechsel, es hätte auch anders ausgehen können. Dieser Punkt auch auch der Satz waren entscheidend an diesem Tag", sagte Djokovic nach der Partie.

Im dritten Durchgang dann orientierte sich Djokovic wieder an den Partien zuvor. Nur nicht zu viele Kalorien verbrennen in dieser Hitze, Partien möglichst schnell und mit wenigen Spielverlusten zu gewinnen.

Das Turnier soll möglichst bis zum kommenden Montag dauern - dann wird das Finale der Männer ausgetragen -, bei diesen Bedingungen kann über den Erfolg bei diesen US Open auch notwendige Aufwand bei den Partien zuvor entscheiden. Auch das gelang Djokovic, er schaffte ein frühes Break und brachte danach seine Aufschlagspiele durch.

Alle Aufgaben erfüllt, Viertelfinale erreicht. Dort trifft er auf den Sieger der Partie zwischen Jo-Wilfried Tsonga und Andy Murray - und wahrscheinlich wird er von Becker wieder ein paar Aufgaben dafür gestellt bekommen. Kohlschreiber indes muss sich nicht grämen, er kann zufrieden sein mit seinem Auftritt bei diesen US Open. Er hatte in der dritten Runde John Isner besiegt, und gegen Djokovic in dieser Verfassung kann man durchaus verlieren.

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