TSV 1860 München:Nach fröhlingscher Arithmetik auf Platz acht

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"Irgendwann muss man auch mal einen rein machen": Torsten Fröhling, Trainer des TSV 1860 München. (Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Gegen Union Berlin kann der TSV 1860 München wieder nicht gewinnen - und belegt nach dem 0:0 Platz 16.
  • "Irgendwann muss man auch mal einen rein machen", sagt Trainer Torsten Fröhling. Er hat die Chancenverwertung als das größte Problem seiner Mannschaft identifiziert.
  • Der Trainer stellt auch eine Systemänderung in Aussicht.

Aus dem Stadion von Christopher Gerards

Vielleicht sollte Torsten Fröhling mal mit der Stadionregie sprechen. Als der Trainer des TSV 1860 München am Sonntag durch den Bauch der Arena in Fröttmaning schritt, kam er an Bildschirmen vorbei, die die Tabelle der 2. Bundesliga anzeigten. 1860 belegte demnach nach vier Spielen den 16. Platz - mit nur zwei Punkten. Dies "stört natürlich", sagte der Trainer. Denn seiner Meinung nach müsste die 2.-Liga-Rangliste ganz anders aussehen. Nach fröhlingscher Arithmetik liegt der TSV 1860 auf Platz acht und hat bereits sechs Punkte gesammelt.

So wie Torsten Fröhling es sieht, sind dem TSV 1860 in den vergangenen Tagen vier Punkte abhanden gekommen, die ihm rechtmäßig zugestanden hätten: Am vergangenen Montag beim 2:2 in Nürnberg und nun, am Sonntagnachmittag, beim 0:0 gegen Union Berlin. Beide Male hätte sein Verein den Sieg verdient gehabt. Fröhling sah ein bisschen abgekämpft aus, als er nach der Partie auf dem Podium im Presseraum angekommen war. Und bevor er über das Spiel sprach, atmetete er erst mal tief aus.

Die gute Nachricht war: Fröhling fielen schnell drei Gründe ein, wie es so weit kommen konnte. Grund eins: "Wir waren einfach nicht in der Lage, den Ball ins Tor zu bringen." Grund zwei: "Irgendwann muss man auch mal einen rein machen." Grund drei: "Wir müssen uns einfach nur an die Nase fassen, dass wir zu doof sind, Tore zu machen."

Eine Null neben dem Logo

Der TSV 1860 München tut sich im Moment mit dem Fußballspielen gar nicht schwer. Bewegliche Außenstürmer, hoch stehende Außenverteidiger und ein gepflegtes Passspiel: Das erfreut Zuschauer und Trainer gleichermaßen. Womit der TSV 1860 sich schwer tut, ist dies: mehr als einen Punkt in einem Spiel herauszuholen. In drei von vier Ligaspielen in dieser Saison stand auf den Bildschirmen am Ende eine Null neben dem Logo von 1860: 0:1 gegen Heidenheim, 0:1 gegen Freiburg, auch gegen Union Berlin gelang kein Tor.

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Der TSV 1860 ärgert sich über einen verschossenen Elfmeter. Bochum dreht das Spiel gegen Nürnberg und St. Pauli überrascht gegen Leipzig.

Dabei hatten die Münchner auch am Sonntag zahlreiche Chancen. Das Spiel war keine zwei Minuten alt, als Stephan Hain 1860 fast in Führung gebracht hätte, er schlenzte den Ball aber an den Außenpfosten. Wenig später rauschte Gary Kagelmacher in eine Ablage Hains - schoss aber zu sanft (4.). Rubin Okotie beendete mit einem Kopfball eine zwischenzeitliche Berliner Drangphase (55.), aber nicht die Münchner Torlosigkeit. Und als Daniel Adlung nach einem Foul an Okotie zum Elfmeter antrat, traf er den Pfosten (64.). "Wenn der Ball zwei Zentimeter weiter nach links geht, ist er drin", sagte Adlung später.

Berlin spielte fortan mit einem Profi weniger, Benjamin Kessel hatte vor dem Elfmeter die rote Karte gesehen. Torwart Daniel Haas bekam deshalb hinreichend zu tun, parierte aber alles, was auf sein Tor flog - zum Beispiel einen Schuss von Adlung (78.). "Es müssen auch mal vier, fünf Chancen reichen, wenn wir zu Null spielen", befand daher Christopher Schindler.

Der Kapitän stand nach dem Spiel mit dreckbefleckten Stutzen im Bauch der Arena, wischte sich durch die Haare, dann sprach er ruhige, analytische Sätze. Die Gründe der anhaltenden Abschlussprobleme wollte er nicht zuallererst in der Abteilung Angriff suchen. Mittelstürmer Okotie sei schließlich sehr stark in Defensivaufgaben eingebunden und arbeite viel für die Mannschaft, sagte Schindler. Dennoch endeten mit seinen Worten nicht die Fragen zu Okoties Form.

Der Österreicher hatte in der vergangenen Saison ja eine Zeit lang derart oft für die Münchner getroffen, dass es niemanden gewundert hätte, wenn eine Lebensversicherung nach ihm benannt worden wäre. Das Problem ist, dass Okotie nach dem 9. Februar 2015 einfach aufgehört hat, Tore zu schießen. Gegen Berlin holte er zwar den Elfmeter raus, war sonst aber ungefährlich. Es gelte, "Vertrauen in unsere Stärken zu haben", sagte Okotie später ganz allgemein, "dann werden die Tore von alleine kommen."

Vorne hilft der liebe Gott

Torsten Fröhling hat das alles registriert: die ausgeglichene erste Halbzeit, die überlegen geführte zweite Halbzeit und die Sache mit dem Toreschießen. Er hat dennoch nicht davon gesprochen, dass vorne irgendwann schon der liebe Gott hilft oder wenigstens Michael Liendl von Fortuna Düsseldorf. Der Name des offensiven Mittelfeldspielers wird als potentieller Zugang gehandelt. Dafür hat Fröhling von einer möglichen Systemumstellung gesprochen.

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"Irgendwann sagen die Spieler dann auch mal: ,Trainer, wir haben nur zwei Punkte. Vielleicht spielen wir besser mal einfachen Fußball'", meinte Fröhling. Ob 1860 dann nur mit einem Stürmer versuchen wird, ein Tor zu erzielen? Am kommenden Montag treffen die Münchner auf den VfL Bochum. Das Team hat zwölf von zwölf möglichen Punkte geholt, es dürfte wieder kein einfaches Spiel werden.

Immerhin etwas Positives konnte Fröhling dem Tabellenstand, der in der Fröttmaninger Arena angezeigt wurde, abgewinnen. Der Trainer hofft nun auf späte Gerechtigkeit: "Vielleicht wird das im Verlauf der Saison irgendwann mal ausgeglichen, dass wir ein, zwei dreckige Spiele gewinnen."

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