Es sind gerade Schulferien, da war die Gelegenheit günstig zum Demonstrieren. Also kamen Tim und Kevin an die Grünwalder Straße 114, sie hatten ein liebevoll gestaltetes Plakat dabei, darauf stand "Von Ahlen raus! MfG Tim + Kevin". Der Trainer des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München, der am Montagvormittag noch Trainer war, ist Kummer gewohnt; auf den Hinweis, man könne das Pressegespräch auch nach innen verlagern, um Tim, Kevin und den fünf anderen Demonstranten auszuweichen, sagte Markus von Ahlen: "Die Jungs finde ich absolut okay, das passt schon hier."
Also bildete sich eine Traube aus Kameras, Journalisten und den jungen Fans, dazwischen stand von Ahlen samt der Pressesprecherin, und er musste nun dieses eigentümliche Schauspiel mitmachen. "Dienstag frei, Mittwoch 10 und 15 Uhr Training, Donnerstag und Freitag 13 Uhr Training, Freitag nicht öffentlich", sagte von Ahlen, obwohl alle schon wussten, dass dieser Plan uninteressant war - weil Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner möglichst schon an diesem Dienstag von Ahlens Nachfolger präsentieren will.
Nun musste der Trainer, der erst im vergangenen September die Nachfolge von Ricardo Moniz angetreten hatte, also Stellung nehmen, wie er denn so geschlafen habe als Fastentlassener, ob er wieder ins von ihm so genannte "zweite Glied" zurückrücken würde, wie er es öfters angekündigt hatte (was kaum realistisch sein dürfte). Von Ahlen blieb gelassen und verbindlich wie stets, er sagte, es sei ihm, "bei allem Respekt vor dem Internet", ziemlich egal, was im Internet so alles geschrieben werde. Mit ihm hätten "die Verantwortlichen", dabei handele es sich "um Gerhard Poschner", noch nicht gesprochen. "Ich bin Trainer, ich weiß nichts anderes, ich bin hochmotiviert. Das ist Stand jetzt."
Handfeste Drohungen für den Fall eines Abstiegs
Dann ging von Ahlen, wohlwissend, dass der Stand sich ändern würde. Die Demonstranten hatten während seinen Ausführungen respektvoll geschwiegen. Aber sie blieben auf dem Trainingsgelände, denn am Mittag erschienen noch Finanz-Geschäftsführer Markus Rejek und Präsident Gerhard Mayrhofer, um sich zu stellen. Mittlerweile waren rund 30 Fans zusammengekommen. "Wir machen das nicht absichtlich", erklärte Mayrhofer, "wir müssen jetzt zusammenhalten", die Anhänger waren dennoch recht wütend, einer erhob sogar handfeste Drohungen für den Fall eines Abstiegs.
Im Hintergrund nutzte von Ahlen die Gelegenheit, mit seinem Rollkoffer zu verschwinden - sollte er alle Utensilien dabei gehabt haben, bliebe ihm wenigstens das obligatorische Bild erspart, wie er umringt von Kamerateams seinen Wagen zum letzten Mal vom Parkplatz fährt. Von den meisten der gibt es so ein Erinnerungsfoto, zuletzt hatte Moniz den Journalisten vom Steuer aus zugewunken. Nun ist auch sein damaliger Assistent an der Aufgabe, den Kader der Löwen zum Erfolg zu führen, gescheitert.
Tim und Kevin hatten unterdessen noch ein zweites Plakat gemalt, sie waren in der Zwischenzeit offenbar auf die Idee gekommen, dass es sinnvoll wäre, auch die Entlassung von Sport-Geschäftsführer Poschner zu fordern. Für ihr zweites Werk fanden sie allerdings keinen Adressaten, denn Poschner erschien nicht - vermutlich setzte er die schon in der vergangenen Woche begonnenen Verhandlungen mit von Ahlens Nachfolger fort. Von naheliegend bis abseitig, von Peter Neururer bis Michael Frontzeck reichten die Namen, über die im Löwenstüberl diskutiert wurde, bei Luftschlangen und Faschingsmusik.