DFB-Pokal:Zugänge gibt es für 1860 nur bei einem Sieg

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Rückkehr ins Tor: Wie vereinbart übernimmt Stefan Ortega im Pokal den Posten von Vitus Eicher. (Foto: Getty Images)
  • Fußball-Zweitligist 1860 München muss schon aus finanziellen Gründen im DFB-Pokal gegen Bochum gewinnen.
  • Denn nur beim einem Viertelfinaleinzug darf Trainer Benno Möhlmann auf Zugänge in der Winterpause hoffen.
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Von Markus Schäflein

Benno Möhlmann schnaufte kurz durch, diese Frage machte ihm ein bisschen zu schaffen. Dabei ging es gar nicht um die zuletzt mäßigen Auftritte des Zweitliga-Vorletzten TSV 1860 München oder die leidige Ungewissheit über Wintertransfers, sondern nur darum, welche Erinnerungen er an den DFB-Pokal-Wettbewerb habe. "Allmählich muss ich Statistiker werden", sagte der 61-Jährige. Möhlmann mag solche Fragen nach Vergangenem nicht so gerne, schließlich ist er schon so lange als Trainer im Fußballgeschäft tätig, dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Er konnte sich immerhin noch daran erinnern, dass er nie in einem Finale stand - und dass er schon einmal ein Achtelfinale erlebte, in der Saison 1991/92 mit den Amateuren des Hamburger SV: "Da haben wir in der zweiten Runde gegen Bergmann-Borsig gewonnen."

1300 Zuschauer waren damals beim 8:7 im Elfmeterschießen im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt anwesend, den entscheidenden Elfmeter verwandelte ein Spieler namens Heyde, dessen Vornamen die Internetdatenbanken nicht für wichtig halten. Diesen Mittwoch (20.30 Uhr, Fröttmaning) werden 20 000 Besucher erwartet, wenn der TSV 1860 gegen den Ligakonkurrenten VfL Bochum antritt, und ein eventueller Held des Tages darf sich heutzutage über eine sorgfältigere Archivierung freuen. Elfmeter lässt Möhlmann trotz der Erinnerung an den Sieg gegen den PFV Bergmann-Borsig nicht üben: "Die schießen die Jungs so klasse, das brauchen wir nicht trainieren."

Ungeachtet der Krise in der Liga ist der Übungsleiter der Löwen überzeugt, dass seine Mannschaft eine gute Chance hat: "Hopp oder top - da ist die Einstellung grundsätzlich eine andere. Das ist etwas Außergewöhnliches, wenn man es unter die letzten Acht schafft." Von der "Blockade bei dem einen oder anderen", die er in der Liga zuletzt diagnostizierte, könne sich die Mannschaft im Pokal freimachen: "Wir werden uns vom Kopf her auf diese Geschichte einlassen können und sicher nicht an die Meisterschafts-Tabelle denken, wenn wir auf dem Platz stehen."

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Zudem hat Möhlmann seine Mannschaft bei den Heimniederlagen gegen den FSV Frankfurt (0:1) und den 1. FC Heidenheim (1:3), die man trotz deutlich mehr Punkten als Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib ansehen muss, keineswegs so schwach erlebt, wie es sich im Nachhinein anfühlt. "Wir sind ja nicht ausgespielt oder niedergekämpft worden, sondern es waren knappe Geschichten, die wir verloren haben, weil wir Fehler gemacht haben", sagte er.

Ein freier Kopf kann also helfen - und womöglich die eine oder andere personelle Änderung. Möhlmann überlegt, so manchem Talent eine Pause zu gönnen. Alternativen sind allerdings rar. Stephan Hain musste seinen Comeback-Versuch schon wieder abbrechen, Dominik Stahl und Valdet Rama haben laut Möhlmann "noch nicht die körperliche Fitness, dass ich zu hundert Prozent auf sie setzen könnte". Eine Änderung wird es in jedem Fall im Tor geben: Wie vereinbart ersetzt Stefan Ortega im Pokal Vitus Eicher.

Dass der klamme TSV 1860 mehr als eine Million Euro zusätzliche Einnahmen verbuchen darf, wenn die Mannschaft das Viertelfinale erreicht, gibt dem Spiel eine besondere Bedeutung - wegen der von Möhlmann ersehnten Winterzugänge. "Es ist mir gesagt worden, dass es dann ein bisschen einfacher wird, die zwei, drei Dinge umzusetzen, die wir machen wollen", berichtete Möhlmann. Die Mannschaft müsse ihre Motivation aber anderweitig beziehen: "Ich werde ihnen nicht sagen: Jetzt holen wir das Geld, damit ich neue Leute hole und ihr nicht mehr spielt", scherzte Möhlmann. Dann schob er nach: "Nein, grundsätzlich wissen auch die Spieler, dass es gut wäre, wenn sie noch zwei, drei Verstärkungen dazubekommen."

Sollte die Mannschaft das nötige Geld nicht dazuverdienen, wäre mal wieder Hasan Ismaik gefragt - er müsste quasi investieren, obwohl er nicht mehr als Investor bezeichnet werden will. Er möchte lieber Gesellschafter genannt werden und leistet den Löwen voraussichtlich tatsächlich Gesellschaft: Nach Angaben des Vereins wird er zum Pokalspiel gegen Bochum in der Arena erwartet.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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