Tennisspielerin Angelique Kerber:Noch keine für die ganz große Bühne

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Trotz ihrer Final-Niederlage blieb der Auftritt von Angelique Kerber in Hongkong ein Erfolg, der zu ihrer Gesamtform in diesem Jahr passt. (Foto: Vincent Yu/AP)
  • Es hat gereicht: Angelique Kerber ist beim WTA-Finale der besten acht Spielerinnen dabei.
  • Sie belohnt sich für eine erfolgreiche Saison. Doch ein Problem hat sie: Sie enttäuscht meist bei einem großen Turnier. Auch in Singapur?
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Von Lisa Sonnabend

Es waren hektische Stunden für Angelique Kerber. Am Mittwochmittag erfuhr die 27-Jährige, dass es gereicht hat, dass sie tatsächlich dabei ist beim WTA-Finale in Singapur, dem Aufeinandertreffen der besten acht Tennisspielerinnen der Welt. Nun galt es schnell Koffer zu packen, das Abendkleid für das traditionelle Fotoshooting vor dem Turnier vorsichtig darin zu verstauen - und ab zum Flughafen. Am Abend flog Kerber zurück nach Asien.

Am Sonntag hatte sie noch beim Turnier in Hongkong im Finale gespielt. Sie verlor zwar gegen Jelena Jankovic, doch die Weltranglistenpunkte, die sie sammelte, reichten: Zum dritten Mal nach 2012 und 2013 darf Kerber am Saisonfinale, das am Montag beginnt, teilnehmen; im vergangenen Jahr war sie noch als Reservistin dabei. "Das ist ein großes Highlight für sie", sagt ihr Trainer Torben Beltz zu Süddeutsche.de. Und die Belohnung für eine erfolgreiche Saison.

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Traditionelles Fotoshooting im Abendkleid beim WTA-Finale: Ehe die besten Tennisspielerinnen der Welt in Singapur den Schläger zur Hand nehmen, steht ein Termin beim Fotografen an. Besonders ausgefallen zeigt sich Serena Williams.

Vier Turniere konnte Kerber 2015 gewinnen - nur die Weltranglistenerste Serena Williams holte einen Titel mehr. Die Deutsche schob sich in den vergangenen Monaten wieder unter die Top Ten, sie ist derzeit Weltranglistensiebte. Sie verdiente mehr als 1,3 Millionen Euro Preisgeld und die Saisonbilanz kann sich sehen lassen: 48 Siege bei 19 Niederlagen.

"Ihr Tennis ist in diesem Jahr viel besser geworden", lobt Trainer Beltz. "Sie ist konstanter und fitter als früher." Seit März arbeiten die beiden nach einer zweijährigen Pause wieder zusammen, die Erfolge sind in der Tat beachtlich. Doch eines ging bislang immer schief: Bei den großen Turnieren enttäuschte Kerber. Das gibt auch Beltz zu. Nie kam die Sportlerin bei einem der vier Grand-Slam-Turniere über die dritte Runde hinaus, obwohl sie sich vor den French Open selbst zu einer der Favoritinnen erklärt hatte. Ihr Problem: Geht es um viel und ist die Gegnerin stark, macht meist etwas in ihrem Kopf nicht mit, sie verkrampft und spielt dann zu passiv, zu weit hinter der Grundlinie.

Mindest drei Matches, um sich zu beweisen

Das Turnier in Singapur versteht Kerber deswegen nicht nur als Belohnung für eine gute Saison, sondern auch als Herausforderung und Chance. Diesmal ist sie, wenn sie eine Partie gegen eine der Top-Ten-Spielerinnen verliert, nicht wie bei einem Grand-Slam-Turnier sogleich ausgeschieden. In der Gruppenphase bestreitet jede Spielerin drei Partien, die beiden Gruppenersten qualifizieren sich für das Halbfinale.

Trainer Beltz versucht vor Turnierbeginn, Druck von seiner Spielerin zu nehmen. Sie solle "cool rausgehen und locker in die Matches gehen", gibt er als Ziel aus - nicht etwa das Halbfinale. Er sagt aber auch: "Das Turnier ist für sie wichtig, um Erfahrung zu sammeln." Damit es in der kommenden Saison auch bei den großen Turnieren besser läuft.

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Nach dem Finale in Hongkong sagte Siegerin Jelena Jankovic, Kerber sei eine "chinesische Mauer, die fast alle Bälle zurückbringt". Es war als Kompliment für den Einsatz und die Ausdauer der Gegnerin gedacht, doch es deutete auch indirekt ihre Schwächen an. Denn Kerber besitzt keinen erbarmungslosen Gewinnschlag. Sie serviert nicht so stark wie Serena Williams, sie hat keine so gefährliche Vorhand wie Maria Scharapowa, keine so harte Rückhand wie Garbiñe Muguruza. Kerbers große Stärke: Sie ist eine Kämpferin, die kaum Fehler macht. Ob das reicht, um bei einem großen Turnier bestehen zu können? Vielleicht in Singapur?

Bundestrainerin Barbara Rittner traut Kerber in der kommenden Woche viel zu. "Wenn Angie das abruft, was sie kann, dann gehört sie zum Kreis der Mitfavoritinnen", sagte sie der Nachrichtenagentur sid. Kerber selbst will von Spiel zu Spiel schauen. Ihr Trainer verspricht aber schon einmal für die kommende Saison: "Der Erfolg wird auch bei den Grand Slams kommen." Das Turnier in Singapur scheint eine gute Bühne zu sein, um zu üben.

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