Tennis-WM in London:Alle jagen Opa Federer

Kann sich Roger Federer noch einmal motivieren? In London treffen sich die besten Tennisspieler zur inoffiziellen Weltmeisterschaft. Die Briten hoffen auf das neuerliche Finale zwischen dem Schweizer und Lokalmatador Andy Murray. Doch Novak Djokovic könnte etwas dagegen haben. Alle Teilnehmer und ihre Siegchancen.

Martin Anetzberger

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Kann sich Roger Federer noch einmal motivieren? In London treffen sich die besten Tennisspieler zur inoffiziellen Weltmeisterschaft. Die Briten hoffen auf das neuerliche Finale zwischen dem Schweizer und Lokalmatador Andy Murray. Doch Novak Djokovic könnte etwas dagegen haben. Alle Teilnehmer und ihre Siegchancen. Von Martin Anetzberger. Janko Tipsarevic (Serbien, Nummer 9 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Schaffte auf dem blauen Sand von Madrid den Sprung ins Halbinfale, wo er gegen Roger Federer verlor. Für den Serben war es erst die zweite Halbfinal-Teilnahme bei einem Masters-Turnier. In Stuttgart gewann er zum ersten Mal ein Turnier auf Sand und mit dem serbischen Tennisteam den mittlerweile abgeschafften World-Team-Cup in Düsseldorf. Chancen auf den WM-Titel: Rückte für den verletzten Rafael Nadal ins Feld der acht besten Tennsspieler der Welt. Ist aber nicht nur deswegen der krasse Außenseiter des Wettbewerbs. Hat in seiner Karriere erst drei kleine Turniere gewonnen (u.a. Stuttgart 2012) und stand noch bei keinem wichtigen Turnier im Finale. Wird die beeindruckende Londoner Arena genießen und sich auf die Gruppenspiele gegen Federer, Ferrer und del Potro freuen.

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Juan Martin Del Potro

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(Foto: AFP)

Juan Martin Del Potro (Argentinien, Nummer 8 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Roger Federer und eine Knieverletzung machten dem "Turm von Tandil" die Saison zunächst zur Hölle. Gegen den Schweizer verlor er sechs von sieben Matches. Die Knieverletzung handicapte ihn bei den French Open und in Wimbledon, wo er im Viertel- beziehungsweise im Achtelfinale ausschied. Bei den US-Open verlor er das Viertelfinale gegen Novak Djokovic. Kam gegen Ende des Jahres aber besser in Schwung, revanchierte sich im Finale von Basel bei Federer und holte damit seinen vierten Turniersieg. Beim Masters in Paris war dagegen im Achtelfinale gegen Michael Llodra Schluss. Chancen auf den WM-Titel: Der größte Unbekannte im Teilnehmerfeld. Hält der verletzungsanfällige Körper des Modellathleten, kann er mit seinem harten Aufschlag und dem Grundlinienspiel jeden Gegner schlagen. Doch auch ein Ausscheiden des hochtalentierten Argentiniers in der Gruppenphase wäre keine allzugroße Überraschung.

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Jo-Wilfried Tsonga

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(Foto: Getty Images)

Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich, Nummer 7 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Den größten Erfolg feierte der wuchtige Franzose ausgerechnet im Doppel, wo er bei den Olympischen Spielen zusammen mit Michael Llodra die Sibermedaille gewann (Final-Niederlage gegen die Brüder Bryan). Siegte bei den kleineren Turnieren in Doha und Metz, in Peking verlor er das Finale gegen Djokovic, beim Masters in Paris war im Viertelfinale Schluss.  Chancen auf den WM-Titel: Würde sich gerne für die Final-Niederlage gegen Roger Federer im vergangen Jahr revanchieren. Muss dafür aber mindestens ins Halbfinale vorstoßen und dafür zwei seiner drei Gruppengegner hinter sich lassen (Djokovic, Murray, Berdych). Eine sehr schwere Aufgabe für Tsonga, da auch diese drei am liebsten auf Hartplätzen der gelben Filzkugel hinterherjagen.

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Tomas Berdych

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Tomas Berdych (Tschechien, Nummer 6 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Blieb bei den Grand Slams mit Ausnahme der US-Open blass (Viertelfinal-Sieg gegen Federer). Im Halbinale unterlag er dem späteren Sieger Andy Murray. Beim Masters-Turnier in Paris war im Viertelfinale gegen Gilles Simon Schluss.  Chancen auf den WM-Titel: Gehört zu den Außenseitern im Feld. Der 1,96-Meter-Mann kann sich nur etwas ausrechnen, wenn ihm mit seinem starken Aufschlag und der Vorhand viele schnelle Punkte gelingen.

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David Ferrer

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David Ferrer (Spanien, Nummer 5 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Siegte bei kleineren Turnieren (u.a. Auckland und Buenos Aires). Bei den Grand Slams waren aber zweimal Djokovic, Murray und Nadal zu stark für den Spanier. Chancen auf den WM-Titel: Gewann mit dem Masters in Paris das letzte Turnier vor den World-Tour-Finals. Reist mit großem Selbstvertrauen nach London. Wuselt inzwischen auch über die Hartplätze der Welt, als hätte er rote Asche unter den Füßen. Nur der abstinente Rafael Nadal kann in punkto Kampfgeist mit ihm mithalten. Der Modus mit zwei Gewinnsätzen kommt ihm entgegen, weil sein aufwändiger Spielstil bei zu langen Matches an die Substanz gehen kann. Brennt auf den Titel, weil er erst einmal im Finale stand, verlor dort gegen Federer (2007). Geheimtipp!

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Andy Murray

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Andy Murray (Schottland, Nummer 3 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Blickt auf das beste Jahr seiner bisherigen Tennis-Laufbahn zurück. Verlor zunächst das Wimbledon-Finale trotz starker Leistung nur, weil Roger Federer es im Spätsommer seiner Karriere noch einmal allen zeigte. Rächte sich bei den Olympischen Spielen in Londen auf dem gleichen Court und am gleichen Gegner bitterlich. Fertigte den Schweizer in drei Sätzen ab und war danach auch bei den US-Open nicht zu stoppen. Im Finale schlug er Novak Djokovic und holte sich den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere. Chancen auf den WM-Titel: Mit dem Selbstvertrauen aus Olympiasieg und US-Open-Triumph ist dem Schotten der Titel auf seinem Lieblingsbelag absolut zuzutrauen. Das Publikum in der Londoner Arena wird ihn frenetisch unterstützen. Schafft er in diesem Jahr den zweiten Turniersieg in Englands Hauptstadt, wäre es ein krönender Saison-Abschluss.

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Roger Federer

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Roger Federer (Schweiz, Nummer 2 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Holte sich seine ATP-Masters-Siege (eine Kategorie unter den Grand-Slam-Turnieren) 19, 20 und 21 und egalisierte damit den vom Spanier Rafeal Nadal gehaltenen Rekord. Musste bei den Grand Slams in Sydney, Paris und New York der jüngeren Generation den Vortritt lassen. In Wimbledon zeigte er jedoch sein bestes Tennis seit Langem: Im Halbfinale gegen Novak Djokovic zauberte er, rang im Finale auch Andy Murray nieder. Damit egalisierte er den Rekord seines großen Idols Pete Sampras (sieben Wimbledon-Siege). Einziger Wehrmutstropfen: Die Goldmedaille im Einzel blieb ihm auch bei den Spielen in London verwehrt, Andy Murray ließ ihm keine Chance. Chancen auf den WM-Titel: Hat die ATP World-Tour-Finals bereits sechsmal gewonnen, auch im vergangenen Jahr. Seine Motivation dürfte trotzdem groß sein, weil er den jüngeren Kontrahenten zeigen will, dass noch immer mit ihm zu rechnen ist. Sein Biss ist jedoch nicht mehr mit dem eines Jo-Wilfried Tsonga oder David Ferrer zu vergleichen. Nur ein drittes Finale in London innerhalb eines Jahres gegen Andy Murray könnte seinen schwindenden Ehrgeiz noch einmal voll entflammen.

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Novak Djokovic

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(Foto: Getty Images)

Novak Djokovic (Serbien, Nummer 1 der Weltrangliste) So lief sein Jahr 2012: Zeigte nicht mehr die Dominanz wie noch 2011, als er das Männer-Tennis dominiert hatte. Gewann zwar die Australian Open, musste sich aber in Frankreich, England und den USA jeweils einem der drei Großen (Nadal, Federer, Murray) geschlagen geben. Gewann dennoch einige kleinere Turniere und übernahm, nachdem Federer beim Masters in Paris nicht angetreten war, wieder die Führung in der Weltrangliste. Chancen auf den WM-Titel: Schied beim letzen Turnier vor den Tour-Finals bereits in der zweiten Runde gegen den US-Amerikaner Sam Querrey aus. Doch die Nummer eins hat genug Selbstvertrauen, um diesen Rückschlag zu verkraften. Auf seinem Lieblingsbelag ist der Serbe in guter Form nur schwer zu schlagen. Außerdem hat er den Wettbewerb erst einmal gewonnen (2008).

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