Tennis:Serena Williams' Vergehen: Sie wurde Mutter

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Hat es als Mutter im Tennis nicht leicht: Serena Williams. (Foto: AFP)

Nach der Geburt ihres Kinder wird der Tennisspielerin der Weg zurück an die Weltspitze erschwert - durch das Regelwerk. Es ist höchste Zeit, dass die Profitour die Tennis-Mütter nicht mehr bestraft.

Kommentar von Gerald Kleffmann

Serena Williams ist für viele die beste Spielerin der Tennishistorie. Die 36-jährige Amerikanerin gewann 23 Grand-Slam-Titel, war 319 Wochen lang Nummer eins. Vor 14 Monaten triumphierte sie letztmals bei einem der vier größten Turniere, nach den Australian Open zog sie sich zurück, als Weltrangliste-Erste. Nun ist sie wieder da. In Indian Wells verlor sie in Runde drei gegen Schwester Venus, die in den Top Ten steht. In Miami, ergab die Auslosung, trifft sie auf Naomi Osaka, die in Kalifornien mit dem Sieg gerade ihren Stern zum Leuchten brachte.

Dass Williams derart früh auf solche Gegnerinnen trifft, liegt daran, dass sie nicht mehr als eine der besten 32 gesetzt ist. Als 491. steht ihr das Recht dafür nicht zu, nach 13 Monaten ohne Resultat rutschte sie ab. Dabei war sie nicht verletzt. Sie war nicht krank. Sie hatte keine Dopingsperre zu verbüßen, wie Maria Scharapowa. Williams' Vergehen: Sie wurde Mutter.

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Williams wird so eingestuft, als hätte sie einen Kreuzbandriss gehabt. Bei acht Events kann sie auf das Protected Ranking zurückgreifen, im Hauptfeld direkt starten, ohne Setzung. So ist die Lage. Man muss kein Tennis-Regelexperte sein, um zu erkennen: Es ist eine absurde Lage.

Die WTA hat das Thema vollkommen verkannt

Die Setzlisten-Regel sei "eine Art Bestrafung" für Profis wie Williams, brachte es James Blake auf den Punkt, "so was sollte nicht passieren". Nun geht es dem Ex-Profi als Turnierdirektor in Miami natürlich auch darum, eine prominente Person wie Williams lange zu präsentieren. Trotzdem hat er recht. Und er ist nicht allein mit der Kritik. Williams' Gegnerinnen, etwa Simona Halep, beziehen Position, während die Frauentour WTA der Debatte hinterherläuft und auf die Statuten verweist. Die Rumänin ist die Nummer eins und profitiert gar von der Zurückstufung Williams'. Dennoch sagte sie: "Ein Kind zur Welt bringen, ist größer als Sport. Sie hätte als Eins gesetzt werden müssen, weil sie als Eins ging." Haleps Trainer Darren Cahill meinte: "Serena und alle Mütter sollten von der WTA geschützt werden."

Man darf der WTA zugute halten, dass das Thema in den letzten Jahren öffentlich nicht sehr präsent war, weil etwa Mütter wie Tatjana Maria nie oben im Ranking standen und das Setzlisten-Thema kaum tangierten. Andererseits: Es geht nicht darum, eine Lex Williams zu schaffen. Es geht um eine Lex Mama, die Tennis-Müttern generell hilft, dem Beruf wieder nachzugehen. Aktuell muss man der WTA vorwerfen, das Thema vollkommen verkannt zu haben. Selbst Williams, die auf dem Platz Wunderdinge vollbringen kann, musste sich an das Naturgesetz halten und ihr Kind rund 40 Wochen lang austragen. Zuvor gebar die Weißrussin Viktoria Asarenka, auch eine frühere Nummer eins, ein Kind. Die Frage nach der Wiedereingliederung von Müttern steht seit zwei Jahren präsenter denn je im Raum.

WTA-Chef Steve Simon wird nicht umhinkommen, Bedingungen zu schaffen, die Mütter besser schützen - die es im Übrigen schon mal gab, ehe sie einkassiert wurden. Vorschläge gibt es längst. Kehren Profis als Mutter zurück, dürften sie entsprechend der Weltranglisten-Punkte bei Beginn ihrer Pause im Tableau gesetzt werden. Auch regte jemand an, es sollte ein Fonds gebildet werden, um Mütter zu unterstützen, die nicht auf Rücklagen wie Williams zurückgreifen können. Zaghaft kündigte Simon nun an, man werde die Regeln doch mal überprüfen. In seinem Fall greift eine Phrase: Lieber spät als nie. Für diese Korrektur dürfte sich die WTA dann auch selbst so feiern, wie sie es bei jeder Sponsoren-Präsentation gern tut.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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