Sven Ulreich beim FC Bayern:Getunnelt von Niklas Hecht-Zirpel

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Niklas Hecht-Zirpel (re.): Torschütze zum 1:1 gegen Sven Ulreich (li.) und den FC Bayern (Foto: dpa)
  • In seinem ersten Spiel für den FC Bayern kassiert Sven Ulreich gleich ein Tor von einem Fünftligisten.
  • Nach dem Spiel gibt er zu, dass der neue Verein ihn nervös macht.
  • Doch Ulreich ist froh, die Nörgler in Stuttgart nun los zu sein.

Von Matthias Schmid, Karlsruhe

Der Mannschaftsbus war strategisch hervorragend platziert. Nur wenige Schritte hatten die Bayern-Profis aus der Kabine in ihr rotes Luxusgefährt zurückzulegen. Sven Ulreich war einer der letzten, der nach dem 3:1-Sieg in der ersten Pokalrunde gegen den FC Nöttingen aus der Kabine des Karlsruher Wildparkstadions trottete. Einige Menschen schrien begeistert, manche pfiffen. In Nordbaden erfährt jeder Missgunst, der mal das Trikot des Erzrivalen VfB Stuttgart getragen hat.

Aber nicht nur wegen seiner württembergischen Herkunft hätte es niemanden verwundert, wenn der 27-Jährige nach einer ziemlich mittelmäßigen Premiere einer der Ersten gewesen wäre, der mit dicken Hörern auf dem Kopf und aufs Mobiltelefon tippend schnell hinter den dunklen Fenstern verschwunden wäre. So wie das Fußballprofis heute halt so machen, wenn sie keine Lust auf Interviews haben.

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Ulreich war aber schon in Stuttgart keiner, der sich versteckte, er stand im Abstiegskampf der vergangenen Saison immer bereit, um das Unerklärliche in Worte zu packen. Auch nach eigenen Fehlern tat er das.

Während seines Pflichtspieldebüts für den FC Bayern sah Ulreich jedenfalls bei einigen Bällen der Nöttinger Freizeitkicker ziemlich unglücklich aus. Beim zwischenzeitlichen 1:1 beispielsweise ließ er den Nachschuss von Niklas Hecht-Zirpel durch die Beine passieren, nachdem er den Dropkick des Lehramtsstudenten zuvor aus elf Metern nicht hatte festhalten können.

Ein Fehler? Ulreich lächelte und entgegnete entspannt: "Da denkt man, dass man schon einige Bundesligaspiele gemacht hat. Merkt dann aber doch, dass es schon etwas Besonderes ist, für den neuen Verein zu spielen. Deswegen war ich auch etwas nervös."

Auch in der Nachspielzeit ließ er den Fernschuss des eingewechselten Reinhard Schenker nach vorne abprallen, Jérôme Boateng haute den Ball im letzten Moment rustikal aus dem Straftraum. Deshalb war Ulreich auch ziemlich erleichtert, dass er zuvor den Volleyschuss von Michael Schürg (79.) bravourös abgewehrt hatte "und ich mich auszeichnen konnte", wie er sagte. "Ich hatte ein, zwei gute Aktionen, aber auch andere, bei denen ich den Ball sicher fangen muss."

Ob er im Pokal oder in dem einen oder anderen Ligaspiel noch mal auflaufen darf, wisse er nicht, sagte Ulreich: "Es gibt keine Abmachung zwischen Manuel Neuer und mir." Um besser verstehen zu können, warum sich ein Stammkeeper eines Bundesligisten im besten Alter und fast 200 Erstligaspielen überhaupt als Ersatzmann den Bayern anschließt, ist seine Vorgeschichte wichtig. Manche in Stuttgart hatten bei Bekanntgabe des Transfers ja schon gespottet, dass Ulreich nun die Rente mit 26 fordern würde.

Lieber auf der Bank im Bernabéu

Aber genau von dieser mangelnden Wertschätzung hatte er genug, Ulreich war in Stuttgart geduldet, nicht respektiert oder gar geliebt, er hatte keine Lust mehr auf die Bruddler, hochdeutsch Nörgler, von der Haupttribüne, er wollte nicht länger vor der Cannstatter Kurve mit den treuesten VfB-Anhängern stehen, die ihn bei jeder Gelegenheit ausbuhen.

Da setzt er sich doch lieber im Madrider Bernabéu-Stadion oder im Camp Nou in Barcelona auf die Bank. In der restlichen Zeit trainiert er fleißig mit Manuel Neuer und hofft, dass er in unbedeutenden Spielen wie gegen einen Fünftligisten im Pokal auflaufen darf. Sven Ulreich sagte am Ende fast zu demütig: "Ich habe mich gefreut, dass ich im ersten Pflichtspiel der Saison gleich spielen durfte."

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