SV Donaustauf:Klaus Augenthaler in der Bezirksliga: Diesmal keine Satire

Lesezeit: 3 min

"Es ist kein Marketing-Gag": Klaus Augenthaler, Weltmeister als Spieler, bei seiner Vorstellung in einem Einkaufszentrum in Regensburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Klaus Augenthaler, Weltmeister von 1990, stellt sich als Trainer des Siebtligisten SV Donaustauf vor.
  • Er will wieder spüren, dass er gebraucht wird, nach fünf Jahren ohne Trainerjob.
  • Augenthaler will im Sommer antreten, dann rücken die jetzigen Trainer ins zweite Glied.

Von Andreas Glas

Wenn Klaus Augenthaler eine Pressekonferenz gibt, dann ist Vorsicht geboten. Es könnte Satire sein. Wie im Jahr 1998, als er Trainer in Österreich war, beim Grazer AK. Die Pressekonferenz fand damals in einem Bierstüberl statt, Augenthaler drehte eine Schachtel Marlboro zwischen den Fingern und gab seine Kündigung bekannt. Links von ihm saß der Litauer Albertas Klimawiszys, den der Verein als Nachfolger präsentierte.

Der neue Trainer kündigte an, dass die Spieler von jetzt an kalt duschen müssten, dann sang er ein litauisches Volkslied - und Augenthaler verkniff sich das Lachen. Am Ende stellte sich raus: Der neue Trainer mit dem falschen Schnauzer war in Wahrheit Komiker Hape Kerkeling - und Augenthaler hatte ihm als Lockvogel geholfen, die Journaille zum Narren zu halten.

Wo Schlagersänger-Karrieren enden

An diesem Mittwochnachmittag, 18 Jahre später, ist wieder eine Pressekonferenz angekündigt, wieder mit Augenthaler, wieder in einem Bierstüberl, diesmal in Regensburg. Und wieder klingt es nach Satire: Augenthaler, Weltmeister als Spieler, dann Trainer bei den Erstligaklubs 1. FC Nürnberg und VfL Wolfsburg, bei Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen, soll als neuer Trainer des Oberpfälzer Bezirksligisten SV Donaustauf vorgestellt werden.

Ortstermin im Autohaus
:Thomas Häßler wird Bezirksliga-Trainer

Der Weltmeister von 1990 übernimmt den Club Italia Berlino '80 - in der achten Liga. Vorgestellt wird "Icke" in einem Berliner Autohaus.

Von Javier Cáceres

Das Stüberl heißt "Glöckl-Biergarten", und die rustikale Fassadengestaltung täuscht drüber hinweg, dass man sich nicht im Biergarten befindet, sondern: in einem Einkaufszentrum. Wo Schlagersänger-Karrieren beerdigt werden, soll die Trainerkarriere des Klaus Augenthaler, 58, also wieder Fahrt aufnehmen.

Um 15 Uhr verlässt Augenthaler das Bierstüberl, geht die Treppe runter in die Einkaufspassage, zwischen Orsay und dm haben sie ein Podium für ihn aufgebaut, die Journalisten warten schon, und hinter den Journalisten sitzt eine Gruppe älterer Herren vor Weißbiergläsern, einer sagt: "Müde schaut er aus, der Auge." Sein Nachbar murmelt: "Ja mei, die Zeit vergeht."

Die Pressekonferenz geht los, erst reden die Verantwortlichen des SV Donaustauf, dann der Sponsor, der die Trainerverpflichtung möglich gemacht hat, besonders oft fallen die Worte "Ehre" und "Weltmeister". Dann ist er endlich dran, der Auge, er schaut sich um, so viele Leute, "ich habe nicht geglaubt, dass so ein Hype ausgelöst wird". Dann die wichtigste aller Fragen: Warum Donaustauf?

Erst mal sagt Augenthaler, dass er vor ein paar Tagen ein Angebot aus der ersten Liga hatte, im Ausland, "nur um das vorweg zu nehmen". Man kann das für geflunkert halten, aber was er danach sagt, klingt so aufrichtig, dass es fast rührend ist: "Man kommt nicht los", sagt Augenthaler, "nie ganz los vom Fußball", und später sagt er noch: "Ich fühle mich zu jung, um nichts zu tun."

Klar, es dürfte auch Geld eine Rolle gespielt haben, aber man kauft es ihm ab: Er will wieder spüren, dass er gebraucht wird, nach fünf Jahren ohne Trainerjob. Zuletzt trainierte er die SpVgg Unterhaching, damals Drittligist, es war die Saison 2010/11. Dass Amateur- und Profifußball nicht das selbe sei, sagt Augenthaler, das wisse er natürlich. "Aber wenn ich mit Donaustauf verliere, dann werde ich mich genauso ärgern wie wenn ich mit Leverkusen oder Wolfsburg verloren habe." Ihm gehe es vor allem um dieses Gefühl, "es kribbelt wieder", sagt Augenthaler.

"Es ist kein Marketing-Gag"

Dann erzählt er noch, dass der Kontakt nach Donaustauf "über einen früheren Jugendspieler von mir" zustande gekommen sei, und nicht etwa über Klaus Eder, den ewigen Physiotherapeuten der Nationalmannschaft, der in Donaustauf seine Praxis hat. Er habe sich dann ein paar Mal mit den Klubverantwortlichen getroffen und gemerkt, "dass es durch die Sponsoren die Möglichkeit gibt, mit der Mannschaft weiter hoch zu kommen", immerhin sei der Verein ja Tabellenführer in der Bezirksliga. Außerdem sei ein großes soziales Engagement der Sponsoren geplant, noch nicht spruchreif, aber das habe auch eine Rolle gespielt. "Es ist kein Marketing-Gag", versichert Augenthaler, "ich werde meine ganze Kraft, meine Erfahrung einbringen."

Seinen Trainerjob wird Augenthaler im Sommer antreten, dann rücken die jetzigen Trainer ins zweite Glied. Vorher wird er von Zeit zu Zeit als Berater nach Donaustauf kommen - und natürlich zum Fischen. Zum Fischen fahre er dreimal im Jahr her, sagt Augenthaler, das sei übrigens "auch ein Grund gewesen", hier für eine Saison zu unterschreiben, weit unten, in der siebten Liga.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

FC Liverpool in Augsburg
:Klopp reagiert gereizt

Sein FC Liverpool kann beim 0:0 in Augsburg kaum überzeugen. Dafür legt sich der deutsche Trainer nach dem Spiel mit dem Übersetzer an.

Von Saskia Aleythe

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: