Suspendierter Bundesliga-Profi:Opare verärgert Augsburg

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Daniel Opare muss den FCA verlassen - die Umstände sind kurios. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Beim FC Augsburg herrscht Aufregung wegen Abwehrspieler Daniel Opare.
  • Der Mann aus Ghana soll dem Verein eine Schwindelei aufgetischt haben, als er sich mit Vertretern aus Schalke wegen eines möglichen Transfers traf.

Von Sebastian Fischer

Stefan Reuter war zuletzt aus gegebenem Anlass auf für ihn eher ungewohnten Internetseiten unterwegs. Er konnte kaum glauben, was er dort sah. "Es steht auf Ghanaweb, dass ein Angebot für Opare gekommen sein soll", sagte der Manager des FC Augsburg kopfschüttelnd: Der Premier-League-Klub Leicester City interessiere sich demnach für den Ghanaer. Daniel Opare, 27, steht noch in Augsburg unter Vertrag, doch er gehört nun zur Vergangenheit des Klubs. So frustriert Reuter war, als er am Sonntag über den suspendierten Opare sprach, so sehr ihn die Sache beschäftigte - er konnte nach dem 3:0 gegen Frankfurt froh sein, dass die Zukunft auch ohne einen der besten Spieler der Hinrunde eine erfolgreiche zu werden scheint.

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Opare hatte seinen Spind bereits ausgeräumt

Es war die Essenz einer für den ruhigen FC Augsburg ungewöhnlich aufregenden Posse: "Ehrlichkeit", sagte Reuter, "Teamfähigkeit", das seien Werte, für die der Klub stehen möchte. Dann erzählte Reuter die Chronologie des Falls Opare.

Am Montag hatte sich der Rechtsverteidiger, dessen Vertrag in Augsburg im Sommer ausläuft, in Düsseldorf mit Trainer Domenico Tedesco und Manager Christian Heidel von Schalke 04 getroffen, ein Foto in der Bild-Zeitung belegte das heimliche Date. Am Dienstag, so erzählte es Reuter, habe ihn der Bruder Opares angerufen, derzeit auch dessen Berater. "Er hat mir eine Geschichte offeriert, die sich im Nachgang als Schwachsinn herausgestellt hat."

Die Geschichte, die ihm am Mittwoch auch Opare erzählt habe, ging demnach so: Er sei in Düsseldorf mit Abdul Rahman Baba zum Essen verabredet gewesen, ebenfalls Ghanaer, früherer Spieler des FC Augsburg und inzwischen in Schalke. "Zufällig", so gab Reuter die Erzählung wieder, seien auch Heidel und Tedesco im selben Restaurant gewesen. Blöderweise, jedenfalls aus Opares Sicht, hatte Reuter da schon die Bestätigung Heidels erhalten, dass es sich um ein verabredete Kennenlerngespräch handelte. Wegen eines möglichen Transfers.

"Wie sollen wir so jemandem überhaupt noch mal Glauben schenken?", fragte sich Reuter daraufhin, zumal sich Opare wohl im Training diverse Undiszipliniertheiten erlaubt hatte. Gemeinsam mit Chefscout Stephan Schwarz und Finanzgeschäftsführer Michael Ströll teilte er Opare am Freitag dessen Suspendierung mit, die der Klub am Samstag bekannt gab. Da hatte Opare seinen Spind bereits ausgeräumt.

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Der Verteidiger, 2015 aus Porto verpflichtet, spielte, nachdem der FCA ihn Anfang 2017 für ein halbes Jahr nach Lens verliehen hatte, in dieser Saison bis zum Winter herausragend - woraufhin ihm Reuter ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorlegte, das er nun zurückzog. Opare darf sich kurzfristig einen neuen Verein suchen. In der Schweiz, zum Beispiel, sind die Wechselfristen noch nicht abgelaufen, auch Transfers nach Russland oder China sind noch möglich. Am Sonntag waren auf Reuters Schreibtisch allerdings noch keine Angebote angekommen.

Er habe sich, sagte er grinsend, im ganzen Verein umgehört, ob jemand eine Mail aus Leicester erhalten habe. Hatte niemand. Ghanasoccernet zitierte am Montag übrigens Opares Berater Chris Nathaniel: "Ich bin schockiert über die falschen und bösartigen Aussagen über meinen Klienten." Er warf dem FCA Unprofessionalität vor. Der Klub sei "verbittert", weil Opare seinen Vertrag nicht habe verlängern wollen, sagte Nathaniel. In Augsburg hatten sie sich da aber längst mit der für den Klub entscheidenden Frage beschäftigt, wie der FCA Opares Ausfall sportlich verkraften wird. Die entscheidende Antwort, jedenfalls im Spiel gegen Frankfurt, lautete: ziemlich gut.

Zwei junge Fußballer namens Raphael Framberger und Marco Richter hatten sie gegeben. Rechtsverteidiger Framberger, 22, ausgebildet in der eigenen Jugend, hatte Opare vertreten und die Aufgabe nach einhelliger Meinung gut gelöst. Er verteidigte konzentriert, leitete Konter ein. Auch das Fehlen der verletzten Leistungsträger Jeffrey Gouweleeuw und Alfred Finnbogason war nicht entscheidend aufgefallen. Reuter erklärte, dass der Kader trotz nun neun Weggängen im Winter noch breit besetzt sei, auch die Jugendspieler Simon Asta und Jozo Stanic seien denkbare Ergänzungen.

Und dann war da ja noch der Stürmer Richter, 20, ebenfalls aus der Augsburger Jugend, der nach seiner Einwechslung das 3:0 erzielt hatte, sein erstes Bundesligator. Nach dem Schlusspfiff sangen die Fans seinen Namen. "Dann hat man schon ein bisschen glasige Augen, wenn man weiß, wo er herkommt. Das ist der Weg, den der FC Augsburg einschlagen muss", sagte Trainer Manuel Baum und meinte: auf eigene Nachwuchskräfte zu setzen anstatt auf Spieler, die Augsburg verlassen wollen.

Richter gilt seit Jahren als vielversprechendes Talent. 2016, als 18-Jähriger, schoss er in einem Regionalligaspiel für Augsburgs U 23 sieben Tore. Sein früherer Trainer Christian Wörns sagt über Richter, der pendle "schon mal zwischen Genie und Wahnsinn".

Inzwischen scheint Richter gereift zu sein. An Wahnsinn, das haben die vergangenen Tage gezeigt, haben sie in Augsburg eher keinen Bedarf.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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