Statistiken zum Brasilien-Spiel:Kurzpass-Fetischist Neymar

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Fünfmal gefoult gegen Mexiko: Neymar (links), hier gegen Javier Rodriguez. (Foto: Getty Images)

Liefert Brasiliens Mittelfeldwirbler Neymar keine Tore oder Vorlagen, sieht es schnell so aus, als hoppele er nur lustlos über den Platz. Gegen Mexiko zeigte sich Neymar in einigen Bereichen schwach, offenbart die WM-Analyse des Tages.

Von Carsten Eberts

Neymar hat ein Problem: Er muss Tore schießen. Oder zumindest Vorlagen geben. Sonst sieht es schnell so aus, als habe er nichts geleistet und sei lediglich lustlos über den Platz gehoppelt.

Beim 0:0 im zweiten Gruppenspiel gegen Mexiko war so ein Tag für Brasiliens Mittelfeldwirbler. Drei Torschüsse hatte er bis zum Schlusspfiff gesammelt, zwei davon gingen aufs Ziel. Beide wurden gehalten von Guillermo Ochoa, Mexikos formidablen Keeper, der alles parierte, was auf sein Tor flog.

Es war ein unglückliches Spiel von Neymar - aber keines, in dem er zu wenig probierte. Neymar ackerte viel, versuchte von seiner halblinken Position das Spiel anzukurbeln. 44,5 Prozent der brasilianischen Angriffe liefen über seine linke Seite. 24,2 Prozent gingen durch die Mitte. 31,3 Prozent kamen über rechts. In der zweiten Halbzeit waren es über Neymars Seite sogar fast 50 Prozent (Daten von unserem Kooperationspartner Opta):

Neymars Spiel ist eines der geringen Distanzen. Er sucht die kurzen Pässe, die kurzen Sprints, lange Bälle schlägt er höchstens, wenn er flankt. Seine Passquote gegen Mexiko betrug ordentliche 86,7 Prozent, der drittbeste Wert im brasilianischen Mittelfeld. Von einem Angriffswirbel wie etwa bei der deutschen Nationalmannschaft, wenn Müller, Özil, Kroos und Götze ihre Positionen tauschen und Verwirrung stiften, war das brasilianische Spiel gegen Mexiko weit entfernt. Neymar verließ seine Position kaum, rückte allenfalls kurz in die Mitte, um dann schnell wieder auf den Flügel zurückzukehren. Wenn das mal keine Positionstreue ist:

Nach hinten arbeitete er kaum. Die Opta-Statistiker zählten keine Tackles, keine geblockte gegnerische Schüsse, keine abgefangenen Bälle. Fünfmal wurde Neymar gegen Mexiko gefoult, einmal langte er selbst zu. Seine Zweikampfquote betrug nur 60 Prozent, deutlich schlechter als Luiz Gustavo (80 Prozent), immerhin nicht so jämmerlich wie Paulinho, der nur jedes fünfte Duell für sich entschied (20 Prozent, siehe Kategorien "Mittelfeldspieler" bzw. "Allgemein"):

Neymar ist ein Außenstürmer - und er bekleidet diese Position mit Nachdruck. Sein Aktionsradius ist im Mittel sogar weiter nach vorne verlagert als der von Stürmer Fred, Brasiliens nomineller Solospitze. Wie man es dreht und wendet: Brasilien ist abhängig von Neymar. Er muss Tore schießen. Sonst wird das nichts, schon gar nicht mit dem WM-Titel im eigenen Land.

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