Ski alpin:Nudeln ohne Tomatensoße für Viktoria Rebensburg

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Es läuft wenig nach Plan für Viktoria Rebensburg. (Foto: Getty Images)

Verletzungen, Materialprobleme: Für die deutsche Skifahrerin läuft in diesem Winter wenig nach Plan. Doch Rebensburg sagt: "Ich bin niemand,der sich einbuddelt."

Von Johannes Knuth, Courchevel/München

Der vergangene Samstag, sagt Viktoria Rebensburg, war nicht so schön. Der Sonntag auch nicht. Er war aber immerhin besser als der Samstag. Und der Montag meinte es dann schon wieder ganz gut mit der besten deutschen Skirennfahrerin, nach dem verkorksten Weltcup-Wochenende in Val d'Isère. Stimmt, bestätigt Rebensburg am Telefon, es gehe voran, behutsam. "Mit Nudeln und Reis fühle ich mich schon wohler", sagt sie, aber trocken, ohne Sauce. Wie das halt ist, wenn man sich ein paar Tage zuvor einen Virus eingefangen hat und vorrangig Flüssignahrung konsumieren musste. So langsam, sagt Rebensburg, komme sie jedenfalls wieder zu Kräften. Nur bei ausgefallenem Essen, "da bin ich noch vorsichtig".

Am Montag war das Wochenende für die 27-Jährige also schon wieder ein ganzes Stück weg, und damit auch alle Enttäuschungen, die sich über das Wochenende gelegt hatten. Der Virus, der Rebensburg um den Start in der Abfahrt am Samstag gebracht hatte. Oder der Super-G am Sonntag, als sie "vom Körper her noch irgendwo anders" war und ausschied. Am Montag war Rebensburg dann mit Kopf und Körper weitergezogen, nach Courchevel, eineinhalb Fahrstunden von Val d'Isère entfernt. Am Dienstag steht dort ein Riesenslalom auf dem Programm, dann ist Weihnachten. Das ist der Vorteil im hektischen Wanderzirkus der alpinen Skifahrer: Man kann schnell hinter sich lassen, was war. Und Rebensburg war zuletzt einiges widerfahren, was sie so nicht geplant hatte.

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Im vergangenen August lag der Winter vor Rebensburg noch wie ein malerischer Wanderweg, der sie zu einigen Gipfeln führen könnte, zu Weltcupsiegen, einer WM-Medaille, vielleicht gar dem Gesamtweltcup. Sie moderierte gelassen die Erwartungen, sie definiert ja nach wie vor die deutsche Frauen-Bilanz; der Nachwuchs tut sich weiter schwer, wie die Slalomfahrerinnen. Rebensburg hatte jedenfalls ihre Rückenprobleme auskuriert, sie hatte das Zusammenspiel zwischen Ski, Platte, Bindung und Schuh in Einklang gebracht, vor allem im Riesenslalom, ihrer Kerndisziplin. Und sie hatte in Andrea Vianello einen neuen Servicemann engagiert, den Besten, den ihr Ausrüster beschaffen konnte.

"Ich bin niemand, der sich einbuddelt", sagt sie

Dann rollten diverse Steine in ihren Pfad, mal wieder. Ein Sturz, ein Schienbeinkopfbruch, sechs Wochen Pause. Es war Rebensburgs erste Verletzung, die in die unmittelbare Vorbereitung fiel. Als sie wieder ins Training fand, gestaltete sie die Läufe nicht ganz so schwer und eisig, sie passte auch die Abstimmung dem milderen Umfeld an. "Im Rennen war ich dann aber einer komplett anderen Situation ausgesetzt", erinnert sie sich, "da haben mir beim Saisonstart natürlich Vertrauen und Sicherheit gefehlt." Und die Zeit, um den Rückstand bei der Tüftelei am Setup aufzuholen.

Ihr bislang bestes Resultat war ein fünfter Platz in der Abfahrt, aber die nächste Enttäuschung war nie fern, vor allem im Riesenslalom. Und so schmeckt ihre bisherige Saison derzeit ein wenig wie Nudeln ohne Tomatensoße: Die Substanz ist da, aber ein paar Zutaten fehlen, vor allem das Selbstvertrauen, sich wieder in Grenzbereiche vorzutasten. "Ich merke", sagt Rebensburg, "dass ich mir noch Zeit geben muss, um wieder an mein Limit zu kommen."

Rebensburg könnte ziemlich sauer sein, auf all die Materialprobleme und Verletzungen, die ihr in den vergangenen Jahren stets in die Quere kamen, wenn sie sich aus einem Tief gehoben hatte. "Das ist schon eine Sisyphusarbeit", sagt sie, "aber ich bin niemand, der sich einbuddelt." Sie habe aus den schlechten Zeiten auch viel Gutes gehoben. "In diesen Phasen werde ich immer daran erinnert, wie hart man arbeiten muss, und wie wichtig es ist, gesund zu bleiben." Und: "Wenn man nicht weiß, wie es am Boden war, kann man den Geschmack des Sieges manchmal gar nicht so sehr schätzen." Sie hofft, dass sie diese Momente dann halt im Januar und Februar hat, bei der WM in St. Moritz; die vergangenen zwei Jahre waren ja nach einem ähnlichen Skript verlaufen. "Die schönsten Siege", sagt Rebensburg, "sind Siege nach Rückschlägen."

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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