Ski alpin:Bode Miller verklagt Skifirma

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Der US-Profi will jetzt doch noch eine Saison im Weltcup fahren - und bricht mit seinem alten Ausrüster. Praktischerweise ist er an seinem neuen beteiligt und wird dort bereits als Star in Szene gesetzt.

Von Gerald Kleffmann, München

Bode Miller sitzt in einer Winterlandschaft in den Bergen und schenkt Champagner ein, neben ihm sitzt eine blonde Frau. Die beiden prosten sich zu, dann beginnt das Spektakel. Drei dunkel gekleidete Frauen auf Skiern tauchen auf, Miller versucht, in einer Abfahrt durch Tiefschnee zu entkommen, was am Ende des Kurzfilms in James-Bond-Manier gelingt. Ein Hubschrauber pickt ihn vor einem Bergsee auf, am Steuer die Champagner-Lady. Abspann. Der Name des beworbenen Skis taucht auf sowie der Hinweis, die Marke sei offizieller Unterstützer der amerikanischen und kanadischen Skirennteams. Der Spot ist unterhaltsam, hat nur einen Haken: Noch ist unklar, ob Miller die neue Marke Bomber fortan offiziell fahren darf.

Miller will eine neue Skimarke fahren - er ist an ihr beteiligt

Sein langjähriger Sponsor Head betrachtet sich nämlich immer noch als sein aktueller Vertragspartner für den alpinen Weltcup. Am Montag hat Miller daher vor einem Gericht in Los Angeles Klage eingereicht - das ist die erste Nachricht, die von Belang ist. Miller glaubt, dass er, der Ski-Ruheständler, nach dem Rücktritt vom Rücktritt im vergangenen Jahr freie Produktwahl haben sollte, wenn er nun wieder Weltcuprennen fahre - Letzteres, nebenbei verkündet, ist ein Paukenschlag für den Skizirkus. Und, auch nebenbei, ein weiterer Beleg: Der coole, charismatische Miller, in einer Hippiefamilie groß geworden, macht immer noch gerne, was er will. Zweimal bereits war er, mittlerweile ausgestattet mit sechs olympischen Medaillen und 33 Weltcupsiegen, von einem Pensionsdasein zurückgekehrt, sportliche Gründe waren stets ausschlaggebend. Nun ist der Fall wohl anders gelagert. Mitte Oktober wird er 39, noch am vergangenen Mittwoch machte er in einem Modemagazin deutlich, dass er glücklich sei mit dem, was er erreicht habe: "Es gibt tatsächlich nichts, was ich noch beweisen müsste." Ein Comeback, auch dies betonte er, "steht nicht an der Spitze der Prioritätenliste". Das klang sehr nach endgültigem Abschied. Dann kam der vergangene Montag, an dem bekannt wurde, dass Miller eine Klage gegen Head eingereicht hatte, womit er offiziell bestätigte, dass es diese spezielle Klausel gibt, um die nun gestritten wird.

Die Skifirma hatte 2015 auf seinen Wunsch hin den Amerikaner aus dem Vertrag entlassen. Die Bedingung: Sollte er doch noch mal Weltcuprennen fahren wollen, gehe das nur mit Head-Skiern; zwei Jahre gelte der Deal. Miller willigte ein. Er arbeitete als TV-Experte, kümmerte sich um seine Familie, um seine Rennpferde, Trainer will er werden. Das, was von Miller seit dem Sturz bei der WM 2015 in Beaver Creek, bei dem er einen Sehnenriss in der Wade erlitt, zu hören war, hatte selten etwas mit seinen Ambitionen als Skiprofi zu tun. Und so eigenwillig Miller schon immer war - 2006 stieg er beim US-Team aus, um als Einzel-Unternehmer im Weltcup zu reisen -, so konsequent agiert er nun wieder und baut an seiner Karriere nach der Karriere. Ein paar Starts im Weltcup würden PR-technisch einigen seiner Unternehmungen sicher nicht schaden.

Bei der Skifirma, für die er nun fahren möchte und deren in Italien handgefertigten Skier mehrere Tausend Euro kosten, ist er Ende 2015 eingestiegen. Kampagnen mit ihm laufen längst. Auch an einem Skibekleidungshersteller ist er seit Kurzem beteiligt und nennt sich "Chief Innovation Officer". Werbestar dort: Miller. "Ich bin sehr enttäuscht, dass Bode keine Absicht hat, sein Wort in Ehren zu halten und beabsichtigt, die Abmachung mit uns zu brechen", klagte Head-Chef Johan Eliasch und stellte klar: "Head würde Bodes Rückkehr in den Weltcup begrüßen, aber sie muss mit Head-Ausrüstung geschehen." Miller vertritt die Sicht, Head, das ihn zehn Jahre unterstützte, hindere ihn daran, "die finanzielle Zukunft der Familie zu sichern". Dass er mehr Geld für den Alltag benötigt, ist immerhin unumstritten. Miller wird bald zum vierten Mal Vater.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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