Schalke in der Europa League:Den "Eurofightern" droht eine historisch schlechte Saison

Lesezeit: 2 min

  • Schalke 04 muss an diesem Donnerstag gegen Ajax Amsterdam ein 0:2 aus dem Hinspiel aufholen, um noch das Halbfinale in der Europa League zu erreichen.
  • Scheitern die Schalker und schaffen auch in der Bundesliga nicht mehr den Sprung nach oben, spielen sie in der kommenden Saison nicht international.
  • Fehlen wird den Schalkern Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting, auch zwei andere wichtige Spieler sind angeschlagen.

Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Das Praxisseminar für Körpersprachforscher beginnt an diesem Donnerstag um 20.30 Uhr in der Arena in Gelsenkirchen-Buer. Dann werden die Fußballer vom FC Schalke 04 den Rasen betreten, um sich für das Viertelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Ajax Amsterdam (21.05 Uhr/Sport1) aufzuwärmen. Wenn man Schalkes Mannschaftskapitän Benedikt Höwedes glauben darf, war die schwache Leistung bei der 0:2-Hinspiel-Niederlage in Amsterdam vor einer Woche vor dem Anpfiff zu prognostizierten gewesen.

"Wir hatten schon beim Aufwärmen nicht die erforderliche Körpersprache", fand Höwedes. Darum sollten Beobachter diesmal genau hinschauen, wenn die Schalker sich warmmachen, um danach das 0:2 durch einen Sieg mit mindestens drei Toren Differenz wettzumachen. Hoffnung bereitet die Statistik: In den letzten drei Europapokal-Heimspielen gegen niederländische Gegner war den Schalkern jeweils ein Drei-Tore-Sieg gelungen: 2012 beim 4:1 gegen Enschede, 2005 beim 3:0 gegen Eindhoven und 1996 beim 3:0 gegen Kerkrade.

Rechtsverteidiger Coke ist für den Europapokal gar nicht gemeldet

Die erforderliche Körpersprache braucht es, um das spielstarke Ajax zu deklassieren und erstmals seit sechs Jahren wieder ins Halbfinale eines Europapokal-Wettbewerbs einzuziehen. Scheitern die Schalker an Amsterdam und schaffen auch in der Bundesliga nicht mehr den Sprung auf den sechsten oder siebten Rang, spielen sie in der kommenden Saison erstmals seit acht Spielzeiten nicht mehr international. Dann wäre die selbsternannte neue Generation der "Eurofighter" im 20. Jahr des Schalker Uefa-Cup-Triumphs von 1997 zum Taubenschlag verkommen.

Trainer Markus Weinzierl mag nicht über mangelhafte Körpersprache der Mannschaft debattieren; er hält sie für "gut". Weinzierl sagt: "Wir sind hoch motiviert, brauchen ein frühes Tor, müssen dazu Risiko aufnehmen und werden Vollgas geben." Er habe überhaupt keine Zweifel, dass die Mannschaft "voll fokussiert" sein werde. Wer Weinzierl skeptisch fragt, wie hoch er die Chancen seiner Schalker noch einschätze in diesem Rückspiel, dem antwortet der Trainer keck mit einer Gegenfrage: "Für wie gut hat man unsere Chancen noch gehalten, als wir im Achtelfinal-Rückspiel in Gladbach zur Pause 0:2 zurücklagen?"

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An jenem 16. März haben die Schalker in der zweiten Halbzeit binnen 14 Minuten aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht, das ihnen zum Einzug ins Halbfinale reichte. "Wir haben es in Mönchengladbach in einer Halbzeit geschafft - und haben jetzt sogar 90 Minuten Zeit." Diesmal brauchen sie aber mindestens drei Treffer zum Weiterkommen ohne Elfmeterschießen.

Doch nicht die Qualität, sondern der Wankelmut seiner Mannschaft ist es, der Weinzierl Sorgen macht. "Das ärgert uns", sagt er über das stete Auf und Ab. Nach ihrem Viertelfinal-Einzug in Gladbach haben sich die Spieler in der Kabine jubelnd mit einem Eurofighter-Schal fotografieren lassen.

Beim folgenden Europa-League-Spiel in Amsterdam, in dem sie den nächsten Schritt hin zur neuen Eurofighter-Generation hätten gehen können, vermochten sie nicht mal halb so viel Elan zu demonstrieren wie auf dem Kabinenfoto. "Vielleicht fehlt uns die Qualität, um Woche für Woche an die Leistungsgrenze zu gehen", sagt Mittelfeldspieler Leon Goretzka. Der im Sommer aus Augsburg gekommene Weinzierl ist mit durchschnittlichen 1,28 Zählern pro Bundesligaspiel bis jetzt punktschlechtester Schalker Trainer des vergangenen Vierteljahrhunderts. Weniger hatte 1993 nur Helmut Schulte.

Fehlen wird den Schalkern wegen Kniebeschwerden auch im Rückspiel der als Anspielstation so wichtige Angreifer Eric Maxim Choupo-Moting. Rechtsverteidiger Coke ist für den Europapokal nicht gemeldet, Höwedes ist angeschlagen, beim verletzten Linksverteidiger Sead Kolasinac haben sich die Einsatz-Chancen auf 50:50 erhöht. Weinzierl würde in beiden Fällen "ein vertretbares Risiko" eingehen, zumal der für links wie rechts geeignete Verteidiger Thilo Kehrer gelbgesperrt ist.

Weinzierl lässt sich vom Optimismus trotz aller Sorgen nicht abbringen. Schon aufgrund der bisher zuverlässigen Unberechenbarkeit seiner Mannschaft hält er einen Erfolg für denkbar. Gemäß Schalkes Chaos-Arithmetik wäre angesichts des 1:2 in Darmstadt eine positive Überraschung fällig.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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