Relegation:Doppelhand in Wolfsburg

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Wolfsburgs Mario Gomez (l) und Braunschweigs Saulo Decarli kämpfen um den Ball. Gomez fällt er auf den Arm. (Foto: dpa)
  • Im Hinspiel der Relegation gewinnt der VfL Wolfsburg 1:0 gegen Eintracht Braunschweig.
  • Das Tor des Tages erzielt Mario Gomez per Elfmeter.
  • Das Stadion in Wolfsburg ist zwar offiziell ausverkauft, trotzdem bleiben Plätze leer.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Im finalen Kampf um die Bundesliga-Zugehörigkeit hat der VfL Wolfsburg am Donnerstagabend einen wichtigen Etappensieg errungen: Im Hinspiel der Relegation besiegte der Bundesliga-Drittletzte Eintracht Braunschweig 1:0 (1:0). Das Tor erzielte Nationalstürmer Mario Gomez per Elfmeter (35.) - doch wegen der irregulären Entstehung dürfte es noch Diskussionsstoff geben.

Der Trainer des benachteiligten Zweitliga-Dritten Braunschweig eröffnete die Debatten direkt nach Abpfiff: "Deswegen hasse ich diese Relegation", sagte Torsten Lieberknecht, "mit so einer Entscheidung, die extrem weh tut, ist vielleicht eine ganze Saison am Arsch. Aber es ist noch nicht vorbei."

Vor dem Rückspiel (Montag, 20.30 Uhr) dürfte die Stimmung damit noch zusätzlich angeheizt werden, dabei wäre das gar nicht nötig. Wie viel Brisanz das Nachbarschaftsduell - die Stadien von Wolfsburg und Braunschweig sind nur 25 Kilometer voneinander entfernt - auch so schon birgt, war vor Spielbeginn spürbar. Die Polizei hatte mehrere Hundertschaften eingesetzt, angeblich das massivste Aufgebot der 20-jährigen Bundesligageschichte des VfL. Vor dem Stadion kam es dennoch zu tätlichen Angriffen von Wolfsburger Fans auf Braunschweiger - sowie nach Angaben der Polizei zu Flaschenwürfen von Braunschweiger Fans auf Beamte. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein, über dem Stadiongelände kreiste ein Polizeihubschrauber. Die Mannschaftsbusse wurden bei der Fahrt ins Stadion von der Polizei eskortiert. In der Nacht hatten bereits Wolfsburger Fans zwei Braunschweiger zusammengeschlagen.

Zwei Anhänger wurden angezeigt. "Wir sind bereit", hatte Wolfsburgs Trainer Andries Jonker gesagt, "die Jungs wissen, worum es geht." Vermutlich wussten sie auch, dass es eine verbissen geführte Partie werden würde. Die Braunschweiger suchten ihr Heil von Beginn an in erbarmungslosem Kampf und überbordender Emotionalität - unter Verzicht auf jegliches Stilmittel, das in irgendeiner Weise an Ästhetik erinnern konnte. Die Aggressivität der Gäste schien zunächst insofern Früchte zu tragen, als es den qualitativ überlegenen Wolfsburgern nicht gelang, flüssige Spielzüge vorzutragen.

Dem heißen Herzen der Gäste setzten die Wolfsburger kühlen Kopf entgegen

Für Gefahrenmomente sorgten in der Anfangsphase daher nur die Freistöße des Mittelfeldspielers Yunus Malli. Doch an seinen Flanken rutschten erst Luiz Gustavo (2. Minute) und Mario Gomez (11.) vorbei. Nach knapp 20 Minuten versuchte es Malli dann mit einem direkten Freistoß selbst. Doch Braunschweigs Torwart Jasmin Fejizic parierte ähnlich souverän wie wenig später bei einem Fernschuss von Daniel Didavi (26.). Die beste Gelegenheit, die sich aus dem Spiel heraus ergab, hatten allerdings kurz zuvor die Braunschweiger vorgetragen. Nach einem Ballverlust von Luiz Gustavo im Mittelfeld konnte Christoffer Nyman im Strafraum flanken - doch Mirko Boland setzte den Ball aus wenigen Metern nur neben das Tor.

Die Führung für die Wolfsburger entstand dann durch einen umstrittenen Handelfmeter. Einen Schuss von Malli wehrte Braunschweigs Abwehrmann Gustav Valsvik zwar klar mit dem linken Unterarm ab. Allerdings monierten die Braunschweiger zu Recht, dass Gomez zuvor im Luftkampf mit einem Braunschweiger Abwehrspieler ebenfalls den Arm zu Hilfe genommen hatte, als er den Ball am Strafraum auf Malli ablegte. Gomez war's egal: Er verwandelte den Strafstoß sicher.

Dafür erntete er im nominell ausverkauften, aber alles andere als vollbesetzten Stadion Jubel. Der Applaus allerdings, den Braunschweigs Trainer Lieberknecht spendete, war hämisch gemeint: Er galt dem Vierten Offiziellen und damit dem Schiedsrichterteam. Nach der Halbzeitpause wechselte Wolfsburgs Coach Jonker den portugiesischen Europameister Vieirinha für Paul-Georges N'tep ein. Am zähen Charakter der Partie änderte sich dadurch erst einmal nichts. Allerdings war bei den Braunschweigern der Wille zu erkennen, einen Schritt nach vorn zu tun. Das eröffnete den Wolfsburgern sofort die erste Konterchance der Partie. Nach einem langen Pass von Josuha Guilavogui steckte Malli den Ball auf Didavi durch, doch der setzte ihn bloß ans Außennetz, nachdem er Torwart Feizic fein umkurvt hatte (49.).

Wenig später hatte Gomez nach einer Flanke Pech: Sein Kopfball nach Flanke von Vieirinha streifte erst einen Braunschweiger Verteidiger, ehe Fejzic noch die Hand an den Ball bekam. Weniger Mühe hatte er kurz darauf, als Didavi sechs Meter vor dem Tor zu einem letztlich harmlosen Kopfball kam. In der ereignisarmen Schlussphase waren die Wolfsburger vor allem bemüht, den heißen Herzen der Braunschweiger mit möglichst kühlem Kopf und robust zu begegnen. Es lag zu sehr auf der Hand, dass sie fußballerisch nicht allzu viel zu befürchten hatten. Für das Rückspiel am Montag darf sie das trotz des knappen Vorsprungs optimistisch stimmen.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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