RB Leipzig:Keita muss spielen, selbst wenn er humpelt

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Leipzigs Mittelfeldspieler Naby Keita im Streit mit dem Augsburger Dominik Kohr. (Foto: AFP)
  • Das Spiel vom Freitag zwischen dem FC Augsburg und dem RB Leipzig geht mit 2:2 zu Ende.
  • Für Leipzig trafen Timo Werner und Marvin Compper, für Augsburg Konstantinos Stafylidis und Martin Hinteregger.
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Von Saskia Aleythe, Augsburg

Die eigenen Fähigkeiten können einem schon mal zum Verhängnis werden. Naby Keita spurtete in der 30. Minute los, um sich den Ball in der Augsburger Hälfte zu schnappen und ein bisschen Krawall im Angriff zu machen. Doch den Ball traf der Leipziger nicht, sondern Augsburgs Dominik Kohr. Kohr kullerte, Keita hielt sich den Knöchel, wurde behandelt, humpelte, kehrte auf den Rasen zurück. Wenige Minuten später humpelte der 23-Jährige wieder, schlich betrübt vom Feld. Auswechslung noch vor dem Pausenpfiff? Nicht mit Ralph Hasenhüttl.

Die Leipziger haben auf der Bank einige Alternativen sitzen für verletzte Spieler, doch wenn es um Naby Keita geht, sind die Verhältnisse ein bisschen anders, denn der Mann aus Guinea ist innerhalb von wenigen Monaten schon unverzichtbar geworden beim Bundesliga-Zweiten. Im vergangenen Sommer wechselte er von Salzburg nach Leipzig, mit der Auszeichnung des besten Spielers in Österreichs Bundesliga. Und so sagte Trainer Hasenhüttl nach dem 2:2 in Augsburg: "Naby kann man anscheinend überreden, auch wenn er Schmerzen hat. Da überlege ich immer zehn Mal, ob ich so einen Spieler rausnehme. Er ist einfach ein unglaublicher Fußballer." So hat der Offensivkünstler wohl nun den Status erreicht, der zum Leipziger Gesetz führt: Einen Keita wechselt man nicht einfach aus.

"Er hat auf die Zähne gebissen."

Tatsächlich wurde aus dem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck im Laufe des Spiels wieder ein entspannter, aus dem schlurfigen Antritt ein völlig befreiter. Die Behandlungen in der Pause zeigten ihre Wirkung, Keita spielte an diesem Abend: bis zum Abpfiff. "Er hat auf die Zähne gebissen", sagte Hasenhüttl, der die genialen Momente seines Mittelfeldspielers auch in Bayern zu sehen bekam. In der 19. Minute sah er noch unglücklich aus, als aus einem missglückten Klärungsversuch vor dem eigenen Strafraum der Stafylidis-Strahl aus fast 30 Metern zum 1:0 resultierte. Doch schon in der 25. Minute machte Keita, wofür man ihn in Leipzig unter anderem liebt: Ein Tor vorbereiten. Acht Vorlagen sind ihm in dieser Saison schon gelungen, nun schickte er den Ball überfallartig in den Lauf von Timo Werner, der zum 1:1 ausglich. Besseres Zusammenspiel geht nicht.

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Dass die Leipziger um jede Minute Einsatzzeit der Ballverteilungsmaschine Keita kämpften, zeigt auch, wie hoch sie die Augsburger Qualitäten einschätzten. Das Team von Manuel Baum ist zwar zehn Tabellen-Ränge hinter den Leipzigern, war aber von Beginn an angriffslustig. Engagierte Zweikämpfe wurden mit Ballgewinnen honoriert, auch weil das Team von Ralph Hasenhüttl kleinere Konzentrationsaussetzer heimsuchten. Dennoch hatte seine Elf die spielerischen Ideen und 67 Prozent Ballbesitz, durch einen Kopfball-Treffer von Marvin Compper in der 52. Minute auch schon drei Punkte in Aussicht.

Gemischte Gefühle bei den Leipzigern

In der 60. Minute missglückten die Abwehrversuche bei einem Augsburger Konter aber dermaßen, dass Martin Hinteregger zum 2:2 ausgleichen konnte. Was auch eine feine Geschichte ist, nicht nur weil Hinteregger als Innenverteidiger eher selten fürs Toreschießen zuständig ist, sondern weil er sich vor der Saison einem Wechsel von Red Bull Salzburg nach Leipzig verwehrt hatte. "Salzburg geht systematisch an Leipzig kaputt", hatte er über die Transfermodalitäten des Schwestervereins im Herbst gesagt. Er wechselte stattdessen nach Augsburg . Vor dem ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga meinte der 24-Jährige: "Selbst wenn Leipzig Meister wird und Augsburg absteigt, bin ich froh, dass ich in Augsburg bin." Froh war er dann auch am Freitagabend. Nicht aus Genugtuung, das verneinte Hinteregger, er freute sich einfach über "ein brutal geiles Spiel".

Und die Leipziger? Sie hatten gemischte Gefühle nach all den vergebenen Chancen. "Ich habe mich schon mal mehr über ein Unentschieden gefreut, aber auch schon mal mehr geärgert", sagte Hasenhüttl. In der 87. Minute hatte nur der Pfosten das 3:2 durch Stafylidis verhindert, zuvor waren laut Marcel Sabitzer "Über-Tausend-Prozentige" Gelegenheiten auf der Leipziger Seite unvollendet geblieben. "Wenn wir als Aufsteiger nicht mit einem Punkt auswärts leben können, haben wir ein Problem", relativierte Hasenhüttl noch. Als Liga-Neuling auf dem zweiten Tabellenrang lebt es sich mit so einem Ausgang dann doch recht ordentlich.

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