Rassismus in der NBA:Empörung, Protest und eine Ausrede

Lesezeit: 3 min

Scharfe Kritik für Donald Sterling: Die rassistischen Aussagen des Clippers-Besitzers bringen die NBA in Aufruhr. Immer mehr Aktive reagieren empört, die Spieler aus Los Angeles üben stummen Protest. Sterlings Ehefrau erklärt: "Ich glaube, dass Teile des Statements herausgeschnitten wurden."

Doc Rivers erlebte eine stressige Phase. Der Trainer der Los Angeles Clippers will mit seinem Team im Wettkampf um die Meisterschaft so lange wie möglich mitspielen - ein ohnehin schon anstrengendes Unterfangen. Doch nun muss er sich auch noch mit einem Rassismuseklat herumschlagen, den der Klub-Besitzer Donald Sterling ausgelöst hatte. Rivers Fokus ist klar: "Unsere Botschaft ist zu spielen und uns davon von niemandem abbringen zu lassen."

Am Sonntag (Ortszeit) bestritten die Clippers ihre erste Partie nachdem Sterlings rassistische Äußerung gegenüber farbigen Menschen publik geworden war. Die Basketballer übten stummen Protest: Im Playoff-Spiel bei den Golden State Warriors trugen sie schwarze Socken, Stirn- oder Armbänder. Zudem hatten sie ihre Trikots beim Aufwärmen verkehrt herum an und verbargen so das Klub-Logo. Öffentlich äußerten sich die Spieler nicht.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Auf den Tribünen hielten Warriors-Fans Schilder mit der Aufschrift "Kein Platz für Rassismus" und "Magic ist bei uns immer willkommen" hoch. Das Spiel gegen die Golden State Warriors verloren die Clippers im vierten Spiel 97:118 und mussten in der best-of-seven-Serie den Ausgleich hinnehmen.

"Es ist sehr enttäuschend, davon zu erfahren"

Unterdessen hat sich die Ehefrau Sterlings von den Äußerungen ihres Mannes distanziert. "Ich dulde diese Statements nicht und ich glaube nicht an sie", sagte Rochelle Sterling dem Fernsehsender ESPN. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann Donald saß sie am Sonntag am Spielfeldrand.

"Ich bin keine Rassistin. War nie eine, werde niemals eine sein. Das Team ist das Wichtigste für meine Familie", erklärte Rochelle Sterling. Sie wisse nicht, ob die Stimme ihres Ehemanns auf dem Ton-Dokument zu hören sei. "Ich habe mir nicht das ganze Ding angehört. Ich glaube, dass Teile herausgeschnitten wurden."

Clippers-Klubchef Sterling soll auf einer Aufzeichnung zu hören sein, wie er im Gespräch mit seiner Freundin diskriminierende Bemerkungen macht. Damit hatte er einen Proteststurm ausgelöst, sogar US-Präsident Barack Obama hatte sich kritisch zu dem Vorfall geäußert - und viele Aktive folgten ihm.

"Ich weiß nicht, ob so ein Kerl 2014 ein Team besitzen darf", sagte Dirk Nowitzki nach dem Training mit den Dallas Mavericks: "Es ist sehr enttäuschend, davon zu erfahren." Rivers, sagte, "es macht uns alle wütend. Es geht darum, menschlich zu sein. Es kümmert uns nicht, welche Rasse wir haben". Clippers-Spieler Chris Paul, der auch der Spielergewerkschaft NBAPA vorsteht, bezeichnete den Fall als "sehr ernste Angelegenheit, die wir aggressiv thematisieren werden".

Der knapp zehnminütige Mitschnitt sorgte für Zündstoff. "In unserer Liga ist kein Platz für Donald Sterling. Ich kann mir nicht vorstellen, was in seinem Kopf vorgeht", sagte LeBron James von Meister Miami Heat. Kobe Bryant vom Stadtrivalen Los Angeles Lakers nannte die Äußerungen "eine verdammte Schande. Leider ist es traurige Realität, dass wir solche Menschen in unserer Welt haben."

Der ehemalige Lakers-Spieler Shaquille O'Neal stellte eine Zukunft der Clippers mit Sterling als Besitzer infrage: "Sollte dieser Typ weiter der Inhaber der Clippers bleiben?" Ex-Spieler Charles Barkley sagte: "Wir sind eine schwarze Liga. Wir brauchen keinen Besitzer, der Schwarze diskriminiert." Der Fall, so Barkley, sei "der erste Test für Adam Silver", der Nachfolger des langjährigen Commissioners David Stern müsse Sterling belangen und suspendieren. In einem offiziellen Statement bezeichnete Silver den Inhalt des Gespräches als "beleidigend und verstörend", die Liga beabsichtige, dem Fall "so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen".

Die Spielergewerkschaft der NBA-Profis fordert die höchstmögliche Strafe für Sterling. "Die Spieler wollen sicherstellen, dass Mr. Sterling keine Partie der Clippers oder anderer Teams während der Playoffs besucht", sagte der frühere NBA-Profi Kevin Johnson. Der Bürgermeister von Sacramento trat als Vertreter der Gewerkschaft auf.

"Die Spieler wollen das Maximum, das die Verfassung und die Statuten erlauben und wir versuchen herauszufinden, was das ist", erklärte Johnson. "Sie wollen eine schnelle und maßgebende Entscheidung. Wenn du die Spieler der Liga nicht respektierst, dann sind die Werte, für die wir eintreten, nichts wert."

Der Verein selbst stellt bisher die Authentizität der Aufnahme infrage. Der Anwalt von Sterlings Freundin, V. Stiviano, veröffentlichte laut Medienberichten am Sonntag ein Statement, demzufolge die Stimmen seiner Mandantin und Donald Sterling "echt" seien. Es gebe eine insgesamt einstündige Aufnahme, die Stiviano aber nicht an die Medien gebracht hätte.

© SZ.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: