Nun will das belgische Magazin Humo die "Wahrheit über Contador" enthüllen. Das Heft publizierte Angaben einer anonymen Quelle, die zum Team Astana gehören soll und den in Verdacht geratenen Alberto Contador schwer beschuldigt. Die ganze Story wurde für diesen Dienstag angekündigt, vorab nur verkündet: Contador soll beim Vorbereitungsrennen auf die Tour, der Dauphiné Libéré, bei der er Zweiter wurde, Eigenblut entnommen haben.
"Das Blut enthielt noch immer etwas Clenbuterol, das aus einer Kur zur Gewichtsreduzierung stammte", zitierte Humo dazu den Insider. Damals, im Juni, sei Contador etwas übergewichtig gewesen und habe Clenbuterol genutzt, "um die letzten Kilos zu verlieren und dabei einen Muskelabbau zu verhindern". Contador bestreitet, je gedopt zu haben, und droht den Medien mit Verleumdungsklagen. Er führt seine Clenbuterol-Werte auf den Genuss von kontaminiertem Kalbfleisch zurück; der Einsatz des Mastmittels ist in Europas Tierzucht jedoch streng verboten.
Contador war am 21. Juli positiv auf Clenbuterol getestet worden, es fand sich in der Urinprobe des Spaniers. Weil in der Probe auch Spuren von sogenannten Weichmachern festgestellt worden sein sollen, hegt die Fachwelt den Verdacht, dass die verräterischen Clenbuterol-Reste bei einer vorher durchgeführten Eigenblut-Transfusion ins Blut des Profis gelangt sein könnten; die hohen Weichmacher-Werte könnten aus einem Plastikbeutel mit Eigenblut stammen. Zudem war Contador ja schon einmal, in der Affäre um den spanischen Dopingarzt Fuentes, stark in Verdacht geraten.
Offenbar hatte der Radweltverband UCI mit Contador schon Ende August eine Art faulen Kompromiss ausgehandelt. Der Profi war am 24. August über sein positives Resultat in A- und B-Probe informiert worden. Gewöhnlich hat die UCI, die wie die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) vom jeweiligen Analyselabor in Kenntnis gesetzt wird, einen Dopingverdacht umgehend publik zu machen.
Prüfstein für die Wada
Bei Contador gab sie den Fund erst nach einer ARD-Anfrage zu. Contador und die UCI hatten bis dahin geschwiegen. "Die UCI riet mir, niemandem was zu sagen", offenbarte Contador kürzlich die Absprache, "es schien, dass alles in Ordnung sei und intern gelöst würde."
Hans-Michael Holczer sieht den Fall als Prüfstein für die Wada an. "Wenn die sich auf einen Kuhhandel einlässt und Contador nicht angemessen sperrt, können sie die Wada gleich einstampfen", sagte Holczer, Szenekenner und lange Jahre Chef des Rennstalls Gerolsteiner.
Wenigstens leuchtet jetzt Pinto in der Tour-Farbe, das Rathaus des 44000-Einwohner-Ortes bei Madrid ziert ein gelbes Transparent: Solidarität mit Alberto, dem berühmten Bürger. Bürgermeister Nieto ruft dazu auf, dem Beispiel zu folgen, er ließ Texte verteilen, dass Pinto stolz sei "auf Contadors unbeugsamen Kampf gegen den Betrug im Radsport". Gläubige, die unverbrüchlich zu ihm stehen, kann der Profi ja gebrauchen.