Olympia:Laudehr wird "zusammengetreten"

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Lange ging das Spiel gegen Simbabwe für Simone Laudehr (re.) nicht gut. (Foto: REUTERS)
  • Die deutschen Fußballfrauen beklagen nach dem 6:1 gegen Simbabwe die Härte des Gegners.
  • Für Simone Laudehr könnte das Turnier schon zu Ende sein. Sie wurde schon nach 14 Minuten schwer gefoult.
  • Hier geht's zu den Ergebnissen aus Rio.

Von Anna Dreher

Im Augenwinkel hatte Simone Laudehr den Schmerz schon kommen sehen. Sie wusste wohl noch nicht genau, wie er sich anfühlen würde, war in Gedanken ja bei der Flanke aufs Tor, die sie gerade bringen wollte. Sie schoss dann auch, aber ob das nun ein guter oder ein schlechter Schuss war, davon bekam Laudehr nichts mehr mit. Als der Ball in der 14. Minute auf dem Tornetz landete, spürte sie längst den Schmerz und krümmte sich auf dem Boden.

Laudehr ist keine Spielerin, die einfach so liegen bleibt, aber der brutale Tritt von Lynett Mutoku aufs Sprunggelenk war auch für sie zu viel. Die 30-Jährige fasste sich an ihren linken Knöchel, schlug immer wieder auf den Rasen, ihr Gesichtsausdruck verriet nichts Gutes. Sie versuchte es noch einmal, aber in der 17. Minute musste die bis dahin auffälligste deutsche Spielerin raus. Die erste Diagnose lautet: Außenband gerissen. Das ergaben die Untersuchungen der Ärzte am Donnerstag. Ob die 30-Jährige beim olympischen Frauenfußball-Turnier noch einmal zum Einsatz kommen kann, blieb zunächst offen. Der DFB will nach eigenen Angaben zunächst den Heilungsprozess in den nächsten Tagen abwarten.

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Vor dem Auftakt für die deutschen Frauen hatten viele ja gedacht, es würde gegen die "Mighty Warriors", die mächtigen Kriegerinnen Simbabwes, ein Spiel wie in der Vorbereitung gegen Ghana werden. 9:0 nach der Halbzeit, so was. Aber nicht nur Laudehr war spätestens nach dem Foul bewusst, dass der Olympia-Start so einfach nicht werden würde.

Simbabwes Trainer Shadreck Mlauzi hatte schon vor der Reise nach Rio der Zeitung The Sunday Mail gesagt: "Auf uns setzt keiner einen Pfifferling und wir haben damit nicht das geringste Problem. Die Leuten sollen ruhig denken, dass wir nur ein Sparringspartner sind - wir wollen die Welt schockieren."

Zumindest am Anfang war seiner Mannschaft das in der Corinthians-Arena in São Paulo gelungen.

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Simbabwe spielte leidenschaftlich, verteidigte ordentlich, ging (zu) hart in die Zweikämpfe - blieb am Ende aber chancenlos. Kurz nach der Auswechslung von Laudehr (19., Melanie Leupolz kam) köpfte Sara Däbritz nach einer Ecke von Dzsenifer Marozsán in der 22. Minute den Führungstreffer. In der 36. Minute erhöhte Alexandra Popp - ebenfalls mit dem Kopf - auf 2:0, da hatte Deutschland schon 10:0 Torschüsse, vor dem Pausenpfiff waren es doppelt so viele.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit gelang Simbabwe zwar Historisches, als Kudakwashe Basopo nach einem Riesenpatzer von Torhüterin Almuth Schult den ersten Treffer Simbabwes bei Olympischen Spielen erzielte - und danach stolz jubelte wie Cristiano Ronaldo. Aber nur drei Minuten später nahm Melanie Behringer mit ihrem direkt verwandelten Freistoß (50.) Simbabwes Spielerinnen all die Euphorie und Hoffnungen, doch mehr als nur ein Sparringspartner zu sein. Im Nachschuss nach einem zunächst vergebenen Foulelfmeter (78.) setzte sie noch einen drauf. Nach dem Treffer von Melanie Leupolz (83.) sowie einem Eigentor von Eunice Chibanda (90.) stand am Ende ein 6:1 gegen die Nummer 98 der Weltrangliste auf der Anzeigetafel.

"Das Einzige, was man bemängeln kann, ist, dass wir vielleicht noch ein paar Tore mehr hätten machen können", sagte Bundestrainerin Silvia Neid. Insgesamt sei das Team sehr zufrieden. Während sie das sagte, spiegelte sich in ihrer Mimik eine ganze Menge Ärger.

Laudehr Knöchel war angeschwollen

Laudehr sei "zusammengetreten worden", sagte Neid. Simbabwe habe hart an der Grenze gespielt. "Da kannst du keinen Ball mehr laufen lassen, da ging es nur noch auf die Knochen. Es hätte eine Schiedsrichterin gebraucht, die durchgreift, aber so ist es ja leider oft." Die damit angesprochene Rita Gani aus Malaysia aber hatte in der 14. Minute nicht einmal Gelb gezeigt.

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Gegen das offensiv schwache Simbabwe konnte Deutschland den Ausfall von Laudehr gut kompensieren. Sollte die dynamische Mittelfeldspielerin dem Team von Bundestrainerin Silvia Neid in den kommenden Gruppenspielen gegen den Weltranglistenfünften Australien (6. August/ São Paulo) und den Olympiadritten Kanada (9. August/Brasilia) oder auch nach der Gruppenphase fehlen, würde das die DFB-Auswahl hart treffen. "Ich habe nur gesehen, dass der Knöchel sehr angeschwollen war", sagte Neid bevor sie in die Kabine ging. Die aktuelle Diagnose wird ihre Sorgen nun vergrößern.

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