Olympia:"In Deutschland ist mehr Platz als für eine große Sportart"

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Silbermedaillengewinner Moritz Müller: "Oft ist Eishockey ja auch immer so ein bisschen verrufen als Holzfäller-Sport." (Foto: Getty Images)

Eishockey-Nationalspieler Moritz Müller erzählt nach dem Finale von den Glücksgefühlen im deutschen Team. Er wünscht sich, dass sein Sport künftig eine größere Rolle spielt.

Aufgezeichnet von Saskia Aleythe, Pyeongchang

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang sensationell die Silbermedaille gewonnen, im Endspiel unterlag sie den hoch favorisierten Olympischen Athleten aus Russland erst in der Verlängerung mit 3:4. Moritz Müller, 31, erzählt unmittelbar nach dem Finale von den Gefühlen im deutschen Team und der Signalwirkung, die vom deutschen Erfolg in Südkorea ausgehen könnte. Schon am Mittwoch muss er mit den Kölner Haien wieder in der Deutschen Eishockey Liga antreten, es geht nach Iserlohn.

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SZ: Die Mannschaft ist mit großem Glauben an sich selbst nach Pyeongchang geflogen, eine Medaille schien trotzdem unrealistisch. Wie haben Sie Olympia jetzt erlebt?

Moritz Müller: Ich denke, dass wir hier Großes erreicht haben. Wir sind sehr stolz und wollen das Gefühl hier mitnehmen. Als Sportler will man immer mehr. Wir waren halt ganz dicht davor und hatten die Hand an Gold. Ich bin sehr stolz, das erlebt zu haben in meiner Karriere. Das war wirklich etwas ganz Besonderes als Gruppe. Wie wir von Spiel zu Spiel immer enger zusammengewachsen sind, unser Eishockey hier immer steigern konnten bis zum Maximum, was eine deutsche Mannschaft spielen kann auf dem Level.

In Deutschland sind viele Menschen früh um 5 Uhr aufgestanden, um das Finale zu schauen.

Wir haben einiges mitbekommen aus der Heimat, nicht alles, aber wir kriegten immer gesagt, dass wir uns das gar nicht vorstellen können. Es freut uns zu hören, dass wir dem Sport Eishockey vielleicht so eine Signalwirkung geben konnten in Deutschland. Da wir doch alle finden, dass Deutschland schon sehr fußballdominant ist. Wir mögen schon alle Fußball, aber glauben, dass Deutschland ein Land ist, in dem mehr Platz ist als für eine große Sportart. Das zeigen andere Länder, dass das geht. Ich glaube, wir haben heute und in den letzten Spielen gezeigt, dass Eishockey auch eine TV-Sportart ist. Wir hoffen, dass wir durch unsere Leistung hier dem Sport helfen konnten.

Kann von dem Erfolg auch die Deutsche Eishockey Liga profitieren?

Auf jeden Fall. Wir brauchen mehr Kinder, um es langfristig immer wieder hier hin zu schaffen. Ich hoffe, dass die Eltern gesehen haben, was es für ein toller Sport ist im Fernseher und kann sie nur motivieren, ihre Kinder jetzt auch mal in die Halle zu schicken. Oft ist Eishockey ja auch immer so ein bisschen verrufen als Holzfäller-Sport und ich glaube, man hat gesehen, dass es ein ganz toller, technischer, taktisch geprägter Sport ist.

Am Mittwoch müssen Sie schon wieder in der Bundesliga ran. Wie gut können Sie jetzt umschalten nach diesen zwei denkwürdigen Olympia-Wochen?

Das ist eine gute Frage. Es ist viel passiert die letzten Tage und mein Gefühl sagt mir, dass noch viel passieren wird. Und dann kommt irgendwann ein Cut und man muss es schaffen, was hier passiert ist, in eine Schublade zu packen. Und wenn der Sommer kommt, kann man es vielleicht nochmal rausholen und genießen.

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