Olympia:"I brauch heut Abend noch a Weißbier" - Schützin Engleder holt Gold

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Freudeschrei: Barbara Engleder nach ihrem Sieg im Dreistellungskampf. (Foto: dpa)

Nach ihrem knappen vierten Platz am ersten Olympia-Tag hat Barbara Engleder das Finale im Dreistellungskampf mit dem Kleinkalibergewehr gewonnen und plant eine bayerische Partynacht.

Nach dem entscheidenden Schuss sank Barbara Engleder überwältigt auf die Knie und brüllte ihre Freude heraus. "Ja, ja! Ich hab's Euch allen gezeigt!" Im KK-Dreistellungskampf, dem letzten großen Wettkampf ihrer Karriere, behielt die Weltmeisterin von 2010 eindrucksvoll die Nerven und gewann zwei Tage nach Silber durch Pistolenschützin Monika Karsch die nächste Medaille für die deutschen Schützen.

"Ich freue mich riesig über das Ding, hätte mich aber auch nicht in einer Kiste nach Hause schicken lassen, wenn ich nicht gewonnen hätte", sagte Engleder, die das erste Gold einer deutschen Schützin seit Silvia Sperber in Seoul 1988 holte: "Es ist der krönende Wahnsinns-Abschluss für meine Karriere. Ich bin richtig, richtig glücklich."

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Im letzten Moment verpasst Luftgewehrschützin Barbara Engleder eine Medaille. Sie nimmt es gelassen - und findet sogar einen bayerischen Kosenamen für ihre chinesische Konkurrentin.

Von Volker Kreisl

Sie plant nun eine bayerische Partynacht: "I brauch heut Abend noch a Weißbier", sagte die Sportschützin nach dem Olympiasieg im KK-Dreistellungskampf in breitestem, niederbayerischem Dialekt und schob lokalpatriotisch hinterher: "I hob des nit nur für Deutschland gmacht, sondern erst recht für Bayern!"

Engleder gelang damit in ihrer Paradedisziplin, woran sie zum Olympia-Auftakt gescheitert war: Mit dem Luftgewehr hatte sie als Vierte knapp an Edelmetall vorbeigezielt. Die junge Mutter aus dem niederbayerischen Triftern verwies damit die beiden Chinesinnen Zhang Binbin und Du Li auf die Plätze. Die zweite deutsche Starterin Eva Rösken (Ehrenkirchen) war als 14. in der Qualifikation ausgeschieden. Karsch jubelte im Publikum mit, beinahe noch enthusiastischer als bei ihrem eigenen Silber. "Es ist der Wahnsinn. Sie hat es sich so verdient", sagte sie über die Mannschaftskollegin. "Das ist etwas ganz Besonderes. Ich denke, heute Abend wird richtig bayerisch gefeiert", kündigte Sportdirektor Heiner Gabelmann an. Auf dem Podium sang Engleder derweil sichtlich bewegt die deutsche Nationalhymne mit.

Im Olympic Shooting Centre in Deodoro war Engleder an Schießstand G stark ins Finale gestartet. Hochkonzentriert nahm sie die 50 Meter entfernten Zielscheiben ins Visier und lag nach dem Kniendanschlag als Dritte auf Medaillenkurs. Im folgenden Liegendschießen gelang Engleder nahezu alles. Mit zahlreichen Schüssen im hohen Zehnerbereich setzte die 33-Jährige die Konkurrenz unter Druck und sich mit einem großen Vorsprung an die Spitze des Tableus - Gold war in Reichweite.

Im Stehendanschlag brach Engleder plötzlich ein, nach Fehlschüssen im niedrigen Neunerbereich fiel sie zunächst sogar aus den Medaillenrängen, holte aber wieder auf und ging als Dritte in die entscheidende Phase. Den letzten Schuss zitterte sie mit einer 9,0 ins Ziel, er reichte zu Gold. Engleder hatte schon in der Qualifikation überzeugt und im Kniend-, Liegend- und Stehendschießen konstante Leistungen gezeigt. Mit 583 erzielten Ringen schaffte sie den Sprung in das Finale der besten Acht.

Für den Deutschen Schützenbund (DSB) gewann Engleder die zweite Medaille in Rio. Nach der Enttäuschung vor vier Jahren, als der erfolgsverwöhnte Verband in London ohne Edelmetall geblieben war, lässt sich bereits vor den letzten drei Wettkampftagen der Schützen konstatieren: London war ein Ausrutscher, der DSB ist wieder eine sichere Medaillenbank.

Mit dem Erfolg gelang Engleder endlich auch der Schritt aus dem langen Schatten von Sonja Pfeilschifter. Die zwölfmalige Weltmeisterin war bei ihren fünf Olympia-Teilnamen stets als Medaillenkandidatin gestartet - und immer gescheitert. Engleder machte es in Rio bei ihren vierten Sommerspielen besser.

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