Nürnberg-Sieg gegen Aue:Spiel gewonnen, Herzstück verloren

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Ärgert sich hier noch über eine vergebene Torchance, verletzte sich später schwer: Nürnbergs Jan Polak (Foto: dpa)

Dem 1. FC Nürnberg gelingt beim 1:0 gegen Aue der Auftakt in der zweiten Liga. Trotz sechs neuer Spieler in der Startelf kombiniert der Club schon sehr ansehnlich. Allerdings trübt die schwere Verletzung von Kapitän Polak die Freude.

Von Markus Schäflein, Nürnberg

Am Ende sah die Partie plötzlich doch noch nach zweiter Liga aus. Spielerisch und leichtfüßig hatte der 1.FC Nürnberg bis dahin gegen Erzgebirge Aue dominiert, doch es stand eben nur 1:0 durch einen Treffer von Jakub Sylvestr (69.), und dann hoppelte der Ball in der 88. Minute nach einem Freistoß zu Michael Fink.

Ganz knapp schoss der Auer am Tor vorbei, bei der Szene prallte Nürnbergs Jan Polak mit seinem Torwart Raphael Schäfer zusammen, er musste mit einem Rippenbruch vom Platz getragen werden, und weil kurz darauf Cristian Ramirez von einem Krampf geplagt wurde, spielte der Club kurzzeitig nur zu neunt. Aue drosch die Bälle durch die Luft, am Ende jedoch reichte es zum Auftaktsieg.

Nun wird Polak, der 33-jährige Rückkehrer vom VfL Wolfsburg, länger ausfallen; dabei könnte der Club einen erfahrenen Anführer gut brauchen. Denn die Erwartungshaltung ist enorm. Von den 17 Trainern der zweiten Fußball-Bundesliga, die nicht in Nürnberg arbeiten, nannten 14 den Club bei einer Umfrage als Aufstiegsfavorit. Und in Nürnberg selbst sehen die Anhänger das selbstredend auch so.

Geduldsspiel gegen etablierte Zweitligarackerer

Mehr als 37 000 Zuschauer erschienen zum ersten Heimspiel gegen Aue, die Atmosphäre im Stadion hatte mit zweiter Liga nichts zu tun, die Sonne schien, alles war angerichtet zu einer schönen Saisoneröffnung. Trainer Valérien Ismaël hatte allerdings schon geahnt, dass die Aufgabe nicht so einfach werden würde, er erwartete ein "Geduldsspiel" gegen die etablierten Zweitligarackerer aus Aue, forderte seine Mannschaft auf, "ruhig zu bleiben".

Und sie setzte es um - bis zu jener 69. Minute, als der eingewechselte Peniel Mlapa einen Konter einleitete und Sylvestr, von Aue nach Nürnberg gewechselt, das Tor des Tages gegen seine ehemaligen Kollegen erzielte. "Ich glaube, wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft", sagte Ismaël, "wir haben vieles gemacht, was wir uns vorgenommen hatten." Seine Erleichterung versuchte der neue Trainer nicht zu verbergen: "Viele Fragen waren offen. Ich freue mich, dass sich die Mannschaft sehr gut präsentiert hat."

In der Tat war es bemerkenswert, wie gut die neue Mannschaft mit sechs Zugängen in der Startelf kombinierte. Cristian Ramirez als Linksverteidiger, Robert Koch, Alessandro Schöpf, Polak und Niclas Füllkrug im Mittelfeld und natürlich der Auer Torjäger Sylvestr waren allesamt erst im Sommer zum Club gekommen. Erst einmal auf der Bank musste der aus Mönchengladbach gekommene Mlapa Platz nehmen, für ihn spielte Tomas Pekhart. Vom Kader der vergangenen Jahre waren in der ersten Elf ansonsten lediglich noch Torwart Schäfer und der wohl endgültig in die Innenverteidigung gerückte Javier Pinola zu finden; Rechtsverteidiger Tobias Pachonik und Innenverteidiger Ondrej Petrak gingen mit zwei und elf Einsätzen für den Club auch fast als Zugänge durch.

Zu Beginn wirkten die Nürnberger noch nervös; die Auer, denen der als Sylvestr-Ersatz eingeplante Henri Anier wegen eines Muskelfaserrisses fehlte, zeigten sich ehrgeizig. Und der FC Erzgebirge hatte, stets nach Standards, zunächst auch die besseren Chancen. Stipe Vucur köpfelte nach einem Freistoß über das Tor (2.), Michael Fink vergab zwei Gelegenheiten (10., 18.). "Ich denke, wir waren ein unangenehmer Gegner", sagte Aues Trainer Falko Götz, "es war hier mehr drin. Es gibt schlimmere Zeitpunkte, gegen Nürnberg zu spielen, und so hat sich das Spiel dann ergeben."

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In der Mitte der ersten Hälfte wurden die Nürnberger allerdings immer stärker. Und ihre Tormöglichkeiten immer besser: Polak traf auf Zuspiel von Füllkrug ungedeckt den Ball nicht (25.), nach einer Hereingabe von Pachonik rutschte erst Koch am Ball vorbei, dann traf Pekhart das Außennetz (29.). In der 39. Minute hatte Koch die größte Chance, als er alleine aufs Tor zulief, sich statt zum Schuss allerdings zum Abspiel auf Pekhart entschied - Abseits (39.).

Dann schoss Sylvestr nach einem Freistoß übers Tor (43.), und als wollte er das einzige Manko der Nürnberger noch einmal in einer Szene zusammenfassen, präsentierte Pekhart kurz vor dem Halbzeitpfiff noch ein Schüsschen. "Nur die Ruhe im Abschluss hat uns in der ersten Halbzeit gefehlt", stellte Ismael fest.

Polak fehlt gegen Fürth

In der zweiten Hälfte änderte sich das Bild zunächst nicht - der Club bestimmte die Partie, ohne ein Tor zu erzwingen. Männel parierte einen Freistoß von Füllkrug aus spitzem Winkel (55.) und hatte Mühe mit einem Schuss von Pekhart (61.). Kurz darauf stand Pekhart nach Zuspiel von Füllkrug im Abseits (64.).

Und dann wurde Mlapa für Pekhart eingewechselt, um das Tor des Tages vorzubereiten. Weil Füllkrug anschließend zwei Chancen nicht verwertete (75., 81.) und Mlapa über das Tor schoss (85.), wurde es am Ende noch einmal hektisch - mit schlimmen Folgen für Polak, der dem Club nun im Derby bei der SpVgg Greuther Fürth (Montag, 11. August) fehlen wird. Er könne sich nicht richtig freuen über den Sieg, sagte Ismael, was natürlich an der schweren Verletzung des Kapitäns lag: "Er war der beste Spieler auf dem Platz, unser Herzstück."

© SZ vom 04.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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