Nordische Ski-WM:Tongas öliger Olympionike fährt jetzt Ski

Nikolas Aufatofua, Tonga

Tritt an diesem Donnerstag bei der Ski-WM an: Pita Taufatofua aus Tonga, eigentlich Taekwondo-Kämpfer.

(Foto: AFP)
  • Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio war der eingeölte Pita Taufatofua aus Tonga der Hingucker.
  • Nun versucht sich der Taekwondo-Kämpfer bei der Ski-WM als Langläufer.
  • Vor zwei Jahren hat er erstmals Schnee gesehen.

Der Mann, über den vor der Ski-WM alle sprechen, musste nur ein paar Meter gehen, dann war er berühmt. Im vergangenen August war das, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio. Pita Taufatofua trug die Fahne seines Heimatlandes Tonga durchs Maracanã-Stadion, wobei wahrscheinlich nicht viele Menschen auf die Fahne geguckt haben, sondern auf Taufatofua. Im Baströckchen und mit nacktem, eingeöltem Oberköfper zeigte er der Welt seine Muskeln. Dass er kurz darauf schon in der ersten Runde der Taekwondo-Wettkämpfe ausschied, interessierte keinen. Taufatofua wurde zur Berühmtheit, die Zahl seiner Instagram-Follower schoss von 0 auf 142.000.

Das alles muss man wissen, wenn an diesem Donnerstag die nordische Ski-WM in Lahti startet. Denn Taufatofua, 33, der Halbnackedei aus Rio, tritt in der Qualifikation zum Langlauf-Sprint an. Also: wirklich. Die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang sind sein großes Ziel. "Ich möchte der erste Tongaer sein, der sich sowohl für die Sommer- als auch für die Winterspiele sportlich qualifizieren kann", sagte er dem SWR.

"Okay, man muss ein bisschen verrückt sein"

Auf die WM-Premiere hat sich der selbst ernannte "Coconut-Fighter" in Deutschland vorbereitet. In der Heimat mangelt es ja an Schnee. "In Tonga bin ich eher an Sand gewöhnt. Ich möchte allen dort zeigen, dass alles möglich ist", sagte er dem amerikanischen TV-Sender CNN. Das erste Mal Schnee gesehen hat Taufatofua übrigens vor zwei Jahren, und danach wollte er mal Wintersport ausprobieren. "Ich dachte mir, langlaufen könnte mir Spaß machen - und plötzlich bin ich ein Teil dieser Sportart. Ich habe mich total in diesen Sport verliebt."

Die ersten Schritte auf Skiern hat er unter der Anleitung des Pfullendorfer Langlauftrainers Thomas Jacob gemacht. Der führte vor zwei Jahren bereits Taufatofuas Landsfrau Makeleta Stephan zur WM. "Als er hier angekommen ist, konnte er noch gar nichts", sagt Jacob. Das passt zu Taufatofua, der über sich selbst sagt: "Okay, man muss ein bisschen verrückt sein. Aber ich bin stur. Und ich liebe Herausforderungen." Die hat er mit dem gebotenen Ernst angenommen.

Mittlerweile läuft er schneller durch die Loipe als sein Trainer, bei dem er für mehrere Wochen wohnte. Nur ein Problem hat Taufatofua: "Ich weiß noch nicht richtig, wie man bremst." Sein Ziel für die WM-Premiere ist daher simpel. "Ich habe mir vorgenommen, einen Schritt nach dem anderen zu gehen", erklärte er. "Schritt eins war Skilaufen zu lernen, Schritt zwei ist es, ein Rennen zu beenden." Seine Fans auf der ganzen Welt werden ihm dafür reichlich Standhaftigkeit wünschen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: