Neue Turnierserie im Tennis:Seid umschlungen, Millionen

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Verzichtet nun doch nicht auf den hohen Geldbetrag: Roger Federer (Foto: AP)

Die besten Tennisspieler verzichten auf ihren Urlaub und machen bei einer neu gegründeten Turnierserie in Asien mit. Weltranglistenpunkte gibt es zwar nicht, aber jede Menge Geld. Gespielt wird nach merkwürdigen Regeln.

Von Lisa Sonnabend

Es ist bereits Herbst, doch bis Jahresende hat Roger Federer noch jede Menge vor. Der Schweizer kämpft im November mit den besten Tennisspielern der Welt beim ATP-Masters in London, wenige Tage später will er erstmals in seiner Karriere den Davis Cup gewinnen. Und danach?

Reist Federer zum ersten Mal in seinem Leben nach Indien. Er hat seine Fans gebeten, ihm Touristentipps für Neu Delhi zu verraten und grüßte seine indischen Verehrer schon in der Landessprache: "Namaste India." Elf lange Monate auf der Tennistour liegen dann hinter Federer, 66 Matches bestritt er 2014 bislang, er schlug 511 Asse, wehrte 189 Breakbälle ab. Das Leben eines Tennisprofis ist hart, der Dezember der einzige freie Monat im Tourkalender. Doch Federer wird in Indien nicht die Beine hochlegen und gemütlich Urlaub machen. Er ist dort zum Tennisspielen.

In der vergangenen Woche gab Federer bekannt, dass er an der International Premier Tennis League (IPTL) teilnehmen werde, einer neu gegründeten Turnierserie in Asien, bei der zwar keine Weltranglistenpunkte zu holen sind, aber dafür jede Menge Geld. Der Schweizer ist nicht der einzige Top-Ten-Spieler, der in diesem Jahr für ein paar hunderttausend Euro Extra-Gehalt auf seinen Urlaub verzichtet. Novak Djokovic, Andy Murray, Jo-Wilfried Tsonga, Serena Williams, Maria Scharapowa, Caroline Wozniacki oder Eugenie Bouchard - sie alle haben bereits ein Flugticket nach Asien gebucht. Auch die ehemaligen Spieler Pete Sampras, Andre Agassi, Goran Ivanisevic und Patrick Rafter sind dabei.

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Nur der Weltranglistenzweite Rafael Nadal musste kurzfristig abgesagen: Wegen seiner Handgelenkverletzung will der Spanier sich lieber in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten. Dem Vernehmen nach geht Nadal eine stattliche Summe durch die Lappen. Angeblich eine Million US-Dollar sollte er für jedes Match bei der IPTL kassieren. Federer dürfte nun ähnlich üppig entlohnt werden.

Als Mahesh Bhupathi, einst einer der besten Doppelspieler der Welt, im Frühjahr seine Pläne für die neue Turnierserie vorstellte, war die Skepsis unter den Aktiven groß. Federer kündigte damals noch an, er wolle erst einmal abwarten, "ob dieses Ding überhaupt abhebt". Auch Scharapowa beteuerte, lieber Urlaub machen zu wollen. Nun sind viele Top-Ten-Spieler doch am Start. Was sie reizt, die einzige längere Turnierfreie Phase im Jahr zu opfern? Vielleicht das Geld; denn der Modus der IPTL erinnert eher an ein Schleifchenturnier als an ein ernstzunehmendes Sportereignis.

Bhupati will mit seiner Liga den boomenden asiatischen Markt erschließen - und "die traditionelle Etikette im Tennis aufbrechen, um ein neues Publikum anzuziehen", wie es auf der Webseite der ITPL heißt. Damit das Spiel fernsehgerechter und kurzweiliger wird, hat Bhupati sich kurzerhand neue Tennisregeln ausgedacht.

Die Städte Manila, Singapur, Delhi und Dubai erkauften sich bei Bhupathi wie bei einem Franchise-Unternehmer das Recht, die ITPL austragen zu dürfen. Die Orte ersteigerten daraufhin Spieler für ihre Mannschaften, insgesamt 17,4 Millionen Euro sollen sie ausgegeben haben. Federer spielt für die Indian Aces, gemeinsam mit Ana Ivanovic und dem ehemaligen Profi Pete Sampras. Die vier Teams treten nun an vier Spielstätten gegeneinander an. Sie spielen vom 28. bis 30. November in Manila. Ausgetragen werden jeweils ein Männer- und Frauen-Einzel, ein Männer-Doppel, ein Mixed und ein Legenden-Einzel. Allerdings mit ungewöhnlichen Spielregeln.

Entschieden ist eine Partie bereits nach nur einem Satz. Steht es 5:5, gibt es Tie-Break. Und noch weitere Richtlinien wurden eingeführt, damit bloß keine Langeweile beim Fernsehzuschauer aufkommt: In jeder Partie kann ein Spieler einen sogenannten Power Point ansagen - der folgende Ballwechsel zählt dann doppelt. Zwischen den Ballwechseln dürfen die Spieler zudem nur 20 Sekunden pausieren, nach Ende einer Partie muss die nächste bereits innerhalb von drei Minuten beginnen. Eine Uhr zeigt den Countdown an.

Wie die neue Liga beim Publikum ankommt, wird sich zeigen. Fest steht: Die Tennisspieler finden sie ziemlich attraktiv. Roger Federer wird allerdings nicht die komplette Turnierserie mitmachen, er geht nur in Neu Delhi an den Start. Auch wenn ihm ein paar Koffer voll Geld flöten gehen, so bleiben ihm doch immerhin noch ein paar Tage Erholung.

Die Teams der International Premier Tennis League:

Indian Aces (Delhi): Roger Federer, Pete Sampras, Gael Monfils, Ana Ivanovic, Sania Mirza, Rohan Bopanna, Fabrice Santoro

Manila Mavericks (Manila): Andy Murray, Jo-Wilfried Tsonga, Kirsten Flipkens, Daniel Nestor, Carlos Moya, Maria Scharapowa, Treat Huey

Singapore Slammers (Singapur): Serena Williams, Andre Agassi, Berdych, Lleyton Hewitt, Nick Kyrgios, Daniela Hantuchova, Bruno Soares, Patrick Rafter

UAE Royals (Dubai): Novak Djokovic, Caroline Wozniacki, Eugenie Bouchard, Richard Gasquet, Goran Ivanisevic, Nenad Zimonjic, Malek Jaziri

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