Nachts, wenn Deutschland schläft, gehen derzeit immer mehr Lichter an. Nicht nur jene, die stets kurz nach Mitternacht die Zeitungen austragen, die Brote backen oder andere wichtige Dienstleistungen vollbringen, schleichen aus dem Haus und werfen im nächtlichen, frühsommerlichen Dunst die Mantelkrägen hoch.
Mancher, der eine Spelunke weiß, die keine Sperrstunde kennt, und in der der Sport-Bildschirm flimmert, schlägt dort irgendwann zwischen zwei und vier in der Früh am Tresen auf. Um mitzuerleben, was drüben in den Vereinigten Staaten läuft. Andere, die digital präpariert sind, und die bereit sind, anstatt nur fürs Bier auch für Live-Bilder zu bezahlen, drücken am heimischen Computer auf die Einschalttaste.
Es rührt sich also was, wenn Dirk Nowitzki spielt, immer mehr signalisieren, sie seien bereit, ihre Nacht zu opfern, jetzt, da die Entscheidung naht; immer mehr fahnden nach den medialen Vertriebswegen, auf denen der Deutsche live zu verfolgen ist. Es gibt ja nicht nur den Königsweg, es gibt viele legale, aber auch illegale Wege, es gibt gestochen scharfe Bilder in HD-Qualität, aber auch Wackelbilder ähnlich denen vom Oktober 1974, als Ali in Kinshasa boxte.
Als ,Rumble in the Jungle', als der Kampf im Dschungel ging der K.o.-Sieg von Muhammad Ali gegen George Foreman in die Box-Historie ein, und schon damals bestimmte die Medienpolitik, was wann und wo auf diesem Planeten gesehen werden durfte. Damit der Straßenfeger (so hießen einst Sendungen, vor denen sich alle, also die gesamte Nation versammelte) zwischen New York und San Francisco im Abendprogramm zu erleben war, wurde im damaligen Zaire nächtens um 4 Uhr angeboxt.
Nicht einen Gedanken haben jetzt allerdings die Amerikaner daran verschwendet, das NBA-Finale von Miami gegen Nowitzki so zu terminieren, dass es zwischen Flensburg und Garmisch ins Abendprogramm passt. Nicht nur dies, sie haben auch die Rechteeinkäufer von ARD und ZDF - die zu Alis Zeiten in Deutschland das Monopol auf Straßenfeger hatten - abgewimmelt, als diese sich nach den Übertragungsrechten erkundigten. Sorry, für Free-TV nicht verfügbar!
Verkauft wurden die Rechte in Deutschland schon früh an den Spartenkanal Sport1 (vormals DSF), der Live-Spiele nur über seinen Pay-TV-Kanal Sport1+ vertreibt. Wer es aber bis zum Start von Spiel sechs in der Nacht zum Pfingstmontag (2Uhr, MESZ) nicht mehr zum Fachhändler schafft, um sein Fernsehgerät aufzurüsten, hat die Chance am Computer: über die Internet-Seite NBA.com, auf der die Liga das komplette Final-Paket zum Preis von 19,99 Euro (Kreditkarte!) in HD-Qualität freigeschaltet hat.
Aus Urheberrechtsgründen wird jetzt nicht verraten, dass es in den Weiten des Internets auch illegale Wege geben soll, die live zu Nowitzki führen. Wer Bilder sucht, kann Bilder finden im Dschungel der schönen, neuen Medienwelt, in der sichtbar die unsichtbaren Riesen toben.