Nächste Entlassung in der Bundesliga:Kind pfeift auf Korkuts Jobgarantie

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Zu viele Niederlagen, zu wenig Hoffnung: Tayfun Korkut muss in Hannover gehen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Schon wieder muss einer gehen: Bundesligist Hannover 96 trennt sich von Trainer Tayfun Korkut.
  • Damit reagiert der Klub auf das 0:4 in Leverkusen am vergangenen Wochenende.
  • Vereinsboss Kind hatte dem Coach erst kürzlich eine Jobgarantie angeboten.

Von Carsten Eberts, Hannover

Über diesen Wortbruch wird in Hannover ordentlich debattiert. Ein Vereinspräsident, der seinem Trainer das Vertrauen ausspricht, ihn nur ein Spiel darauf dennoch rauswirft, das sieht nicht gut aus. Noch vor einer Woche hatte Hannovers Boss Martin Kind erklärt, er wolle unbedingt mit Tayfun Korkut als Coach die Saison beenden. Doch jetzt scheint alles vergessen. Am Montagmorgen wurde das Mannschaftstraining abgesagt, die Spieler zum Laufen geschickt. Korkut war da bereits beurlaubt. Er ist der neunte Trainer, der in dieser Saison seinen Job verliert.

Man werde "einen neuen Cheftrainer verpflichten, der die Mannschaft im Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen 1899 Hoffenheim betreuen wird", heißt es bislang in der Vereinsmitteilung. Genaueres ist offiziell nicht zu erfahren. Viele Namen potenzieller Nachfolger werden genannt, von Peter Neururer über Mirko Slomka bis Volker Finke sind einige Szenegrößen dabei. 96 hätte gerne bereits bei Korkuts Beurlaubung mit dessen Nachfolger aufgewartet, doch dazu hatte die Zeit nach dem deprimierenden Leverkusen-Spiel (0:4) nicht gereicht.

In diesem Zusammenhang darf natürlich auch über die Sinnhaftigkeit von Jobgarantien debattiert werden. Sie gehören zu den lästigen Gepflogenheiten der Branche, in der ständig irgendeiner wissen will, wie fest das Vertrauen in den aktuellen Trainer noch ist. Kind hat lange an Korkut festgehalten, vielleicht zu lange - und er hat dies Woche für Woche öffentlich kundgetan. Und vielleicht sogar wirklich geglaubt, er könne mit dem jungen Deutsch-Türken, den er stets achtungsvoll mit "Herr Korkut" ansprach, noch die Wende schaffen. So ist auch Kind ein Verlierer in dieser Angelegenheit.

Allein die Zeichen sprachen gegen Korkut und seine oftmals wackelige Elf. Und da Kind nicht die ganze Mannschaft rauswerfen konnte, hat es nun den Trainer getroffen. Der besorgniserregende Trend war unverkennbar: Tabellenvierter war Hannover noch im November, im Anschluss allerdings konnte das Team 13 (!) Spiele in Serie nicht gewinnen. Unglückliche Auftritte waren dabei, jedoch auch unheimlich schlechte. Schon vor Wochen hallten vereinzelte "Korkut raus"-Rufe durch die Arena am Maschsee. Zuletzt hat die Mannschaft die Ideen des Trainers einfach nicht mehr ausgeführt, oder sie konnte es nicht.

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So wie am Samstag in Leverkusen, als wieder einmal ein frustrierendes Ergebnis heraussprang. "Ein klarer Schritt zurück", hatte Korkut geurteilt, "in vielerlei Hinsicht zu wenig." Da wird er schon geahnt haben, dass Kind seine ursprüngliche Meinung vor dem kommenden Hoffenheim-Spiel revidieren würde. Eigentlich war in Hannover geplant, mit Korkut etwas aufzubauen, endlich wieder einen langjährigen Coach zu etablieren. "Ein Glücksgriff" sei Tayfun Korkut für Hannover, hat Kind gerne und häufig gesagt. Das alles zählt nun nicht mehr.

Zunächst geht es um den Klassenerhalt, und der ist nach lediglich fünf Punkten in der Rückrunde mehr in Gefahr denn je. Bereits am Wochenende wurde berichtet, 96 verhandele mit Mirko Slomka, Korkuts Vorgänger, der nach einem Intermezzo beim Hamburger SV seit Herbst ohne Job ist. Die Bild erklärt nun, die Verhandlungen mit Peter Neururer seien weit fortgeschritten. Der ist zwar noch vertraglich an den VfL Bochum gebunden, Neururer lässt sich aber mit den Worten zitieren: "Warten wir mal ab. Ich habe noch einen Vertrag beim VfL Bochum. Mit Hannover ist noch gar nichts klar."

Bereits zweimal war Neururer Trainer in Hannover. 1994/95 wurde er - damals spielte Hannover noch in der zweiten Liga - kurz vor Saisonende entlassen. 2005/06 übernahm er den abstiegsbedrohten Klub zum Ende der Hinrunde, schaffte den Klassenerhalt - musste jedoch zu Beginn der kommenden Spielzeit gehen. Ein erfahrener Retter käme Hannover nun gerade recht und Neururer selbst bestätigte zumindest, mit Vereinsboss Kind Kontakte zu pflegen. Der Sportinformationsdienst will sogar schon von fortgeschrittenen Gesprächen über ein Engagement erfahren haben. Am Nachmittag häuften sich zudem Meldungen, wonach der 59-Jährige schon zu Verhandlungen in vor Ort sei. Neururer in Hannover - das wäre die nächste erstaunliche Rochade in diesen unruhigen Tagen der Trainerbranche.

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