TSV 1860 München:Trainer braucht Spieler

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Will neue Spieler, doch es kommen keine: 1860-Trainer Torsten Fröhling. (Foto: Treblin/dpa)

Wood, Sanchez und Rodri müssen gehen: Nun wartet 1860-Coach Torsten Fröhling noch sehnsüchtiger auf Zugänge. Nur welcher Spieler will derzeit zu den "Löwen" wechseln?

Von Sebastian Fischer, München

Torsten Fröhling saß im gemütlichen Sessel eines Hotels im Bayerischen Wald, der Kopf rot, allerdings von der warmen Sonne, nicht vor Wut. Der Trainer des TSV 1860 München sah gut erholt aus und sprach im bestimmten, hoffnungsvollen Ton. Jetzt packen wir's an, sagte seine Mimik, und er erklärte: "Es geht jetzt darum, dass wir ganz schnell eine schlagkräftige Mannschaft zusammenbekommen! Dafür musst du gezielt Verstärkungen holen!"

Es ist nun elf Tage her, dass Fröhling dies im Trainingslager in Bodenmais sagte, und es passt zur recht irrsinnigen Vorbereitung des TSV 1860 auf die kommende Zweitligasaison, dass die Mannschaft, von der Fröhling sprach, seitdem um drei Spieler geschrumpft ist. Sie hat vor der Abfahrt ins zweite Trainingslager in Bad Häring an diesem Montag an Schlagkräftigkeit also nichts gewonnen. Mittlerweile sagt der Trainer: "Wenn's nunmal nicht geht, dann geht's nicht."

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Resignativ hört sich das an. Oder nach Trotz, je nach Lesart. Fröhling bleibt gerade nichts übrig, als mit den Spielern zu üben, die sich auf die Arbeit unter diesen schwierigen Bedingungen einlassen wollen. Bobby Wood, Ilie Sanchez und Rodri wollten das nicht. Die drei Profis, schon in der vergangenen Saison umstritten, hat Fröhling vor dem Wochenende suspendiert. "Es ist schwer, wenn die Spieler Veränderungen wollen", erklärt der Trainer. Ihren Wechselwillen hatten sich die Spieler zuletzt arg anmerken lassen, mit lustlosem Auftreten beim Training.

Fröhling sagt auch: "Im letzten Jahr sind Fehler gemacht worden." Der Fehler zum Beispiel, die fußballerisch begabten und darauf stolzen Spanier Rodri und Sanchez an die zweite Liga gewöhnen zu wollen. Oder der, den Amerikaner Wood, seit seinem 14. Lebensjahr im Verein, im Streit nach Aue zu verleihen. Fröhling hatte vor ein paar Tagen erklärt, mit Wood zu planen, doch nun sagt der Trainer: "Er hat andere Vorstellungen."

Es ist nicht unbedingt eine Überraschung, dass die drei in München keine Zukunft mehr haben, trotzdem ist es bei der Suche nach Personal eine Negativmeldung. Der Sportgeschäftsführer Gerhard Poschner arbeitet unter Kontrolle und kritischer Beobachtung des Übergangspräsidiums an Transfers, bislang erfolglos.

Die Aufgabe ist nicht leicht, Poschner kann weder mit einem ruhigen Umfeld werben oder viel Geld bieten; Investor Hasan Ismaik möchte offenkundig lieber verlorenes Geld zurückbekommen, als neues zu investieren. Auch die sportlichen Perspektiven sind nach den Eindrücken der vergangenen Saison fragwürdig. Zudem hat Poschner, verantwortlich für die erfolglose vergangene Saison, bislang noch nicht bewiesen, dass er seine Aufgabe beherrscht.

Bisher hat der TSV 1860 als Ersatz für den zum FC St.Gallen abgewanderten Verteidiger Martin Angha einen Spieler aus der dritten Liga verpflichtet, Milos Degenek von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. Zudem trainiert seit Wochen der Offensivspieler Aias Aosman, 22, mit, auch er hat in der dritten Liga gespielt, bei Jahn Regensburg. Zwar hat der Syrer gute Eindrücke hinterlassen, zuletzt am Freitag beim 2:1 im Test gegen den FC Basel. Doch er sieht etwas pausbäckig aus, nachdem er die letzten sieben Wochen der vergangenen Saison aufgrund einer gebrochenen Zehe verpasste.

Aosman erhält wohl nur dann einen Platz im Kader, wenn in den nächsten Tagen nicht der Transfer eines anderen Mittelfeldspielers vonstatten geht. Der TSV 1860 sucht darüber hinaus noch einen Rechtsverteidiger und einen Stürmer. Er sei zuversichtlich, sagt Fröhling, in Bad Häring die nächsten Zugänge zu begrüßen. Dort will der Trainer nämlich Spielsysteme einstudieren und Laufwege üben, für neue Spieler kann es nicht schaden, dabei zu sein. Aber wie gesagt, Fröhling wiederholt sich da: "Wenn's nicht geht, dann muss man eben warten." Oder es mit denen versuchen, die da sind. Ja, sagt Fröhling tapfer: "Wir haben eine gute Mannschaft."

Spricht man die Spieler darauf an, dass der Kader nicht verstärkt wurde, ist rasch von etwas anderem die Rede: der Relegation gegen Kiel am Ende der vergangenen Saison, der Rettung in letzter Sekunde, als sechs Spieler aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, unter anderem Vitus Eicher, 24, der sagt: "Wir haben dieses Erlebnis, was uns als Mannschaft extrem zusammenschweißt. Davon sollten wir zehren."

Vor dem Spiel gegen Kiel war das Team übrigens wie an diesem Montag nach Bad Häring ins Trainingslager gefahren. Die Spanier Sanchez und Rodri hatte Torsten Fröhling auch damals suspendiert.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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