1860 München spielt Remis gegen Braunschweig:Zufriedener Trainer, kritischer Kapitän

Lesezeit: 2 min

Zu langsam, zu vorsichtig, zu defensiv: Nach dem 1:1 gegen Braunschweig kritisiert Kapitän Benjamin Lauth die taktische Ausrichtung der Sechziger. Trainer Reiner Maurer sieht es weniger tragisch: Ein Punkt gegen den Tabellenführer, das ist doch was.

Matthias Mederer

Ein einziges Mal wurde Reiner Maurer im Spiel gegen den Tabellenführer aus Braunschweig richtig wütend. Da sprang der Trainer des TSV 1860 München auf, lief bis an den äußersten Rand seiner Coaching-Zone und schimpfte energisch in Richtung Platz. Doch der Unmut des Münchner Trainers galt keineswegs seinen Spielern, die zu diesem Zeitpunkt 0:1 hinten lagen und nicht gerade stürmerisch auf den Ausgleich drängten.

Kritisch nach dem Punktgewinn: Löwen-Stürmer Benjamin Lauth. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Vielmehr schimpfte Maurer auf den Schiedsrichter, der - aus Maurers Sicht - ein Foul an Benjamin Lauth auf Höhe der Mittellinie falsch ausgelegt hatte. Doch der Trainer beruhigte sich rasch wieder, sah kurz darauf das 1:1 von Innenverteidiger Necat Aygün und gab sich bei der Pressekonferenz mit dem glücklichen Punktgewinn gar entspannt. Maurer verteilte ein paar Nettigkeiten an Gästetrainer Thorsten Lieberknecht und hatte auch freundliche Worte für seine Spieler parat.

"Wir haben das 1:1 erzwungen, ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen", lobte Maurer und setzte fort: "Wir haben ein richtig gutes Heimspiel geboten, vor allem nach der Halbzeit." Ein Punkt gegen den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer aus Braunschweig, das war doch was. Maurer war augenscheinlich zufrieden.

Seine Spieler waren es nicht - nicht alle zumindest. Etwa Benjamin Lauth, der Stürmer und Kapitän der "Löwen". Er war bei seiner Auswechslung sichtlich bedient und kritisierte später das defensive Spiel seiner Mannschaft. In der er als einziger Stürmer nominiert war. "Wir sollten nicht so defensiv spielen und nur reagieren", befand Lauth.

Und er hatte noch mehr zu sagen: "Wir sollten nicht nur abwarten und schauen, was der Gegner macht. Wir sind besser, wenn wir so wie in der zweiten Halbzeit spielen. Da waren wir in Bewegung, da waren wir viel gefährlicher." In dieser Deutlichkeit hatte lange kein 1860-Spieler mehr die eigene Taktik kritisiert.

Einzelkritik 1860 München
:Überraschungen zum Oktoberfest-Auftakt

Gabor Kiraly verzichtet am ersten Oktoberfest-Samstag auf die Lederhose, Marin Tomasov überrascht Gegenspieler und sich selbst - und Benjamin Lauth macht eine interessante wissenschaftliche Erkenntnis. Die Spieler von 1860 München beim 1:1 gegen Braunschweig in der Einzelkritik.

Matthias Mederer

Lauth ging es vor allem um die Ausrichtung im 1860-Spiel. In der ersten Halbzeit spielten die "Löwen" in erster Linie zahme Querpässe, egal ob die beiden Innenverteidiger, die beiden Sechser, oder die Außenverteidiger, alle bevorzugten lieber den Sicherheitspass, statt die risikoreichere Variante auf Lauth, dem nichts anderes blieb, als vereinzelten, hohen Befreiungsschlägen nachzulaufen. Erst in der zweiten Halbzeit wurde es gefährlicher.

Einzelkritik 1860 München
:Überraschungen zum Oktoberfest-Auftakt

Gabor Kiraly verzichtet am ersten Oktoberfest-Samstag auf die Lederhose, Marin Tomasov überrascht Gegenspieler und sich selbst - und Benjamin Lauth macht eine interessante wissenschaftliche Erkenntnis. Die Spieler von 1860 München beim 1:1 gegen Braunschweig in der Einzelkritik.

Matthias Mederer

Dazu kam Bierofka als Zehner, der zwar behauptete, diese Position noch aus der Jugend zu kennen, im Geiste aber ein Sechser ist. Nur ein einziges Mal setzte er die Braunschweiger Abwehr in deren Hälfte unter Druck, eroberte den Ball und flankte gut auf Halfar, dessen Volleyschuss aber sein Ziel verfehlte. Mit dieser Ausrichtung, so fand Lauth, dürfte es schwer werden, das Saisonziel (Platz unter den besten Fünf) zu realisieren.

In der Tabelle steht der TSV 1860 München jetzt auf Platz acht, vier Zähler hinter dem Relegationsplatz den der FSV Frankfurt belegt, auf Braunschweig bleibt es bei sechs Punkten Rückstand. "Je länger wir ungeschlagen sind, desto besser", sagte Torschütze Necat Aygün: "Aber Unentschieden bringen uns nicht weiter. Wir müssen dringend mal wieder einen Dreier nachlegen."

Dann war auch Benjamin Lauth seinen Frust wieder los war. Und reihte sich ein in das ansonsten friedliche Miteinander. "Wir sind dabei in der vorderen Gruppe", sagte Lauth, "der Abstand ist okay." Am kommenden Mittwoch geht es zum Derby nach Ingolstadt. Spätestens da soll es wieder klappen mit den ersehnten drei Punkten.

© Süddeutsche.de/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: