Michael Reschke im SZ-Interview:"Die zweiten Mannschaften stehen für eine Art Pseudo-Profitum"

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Michael Reschke, Sportvorstand des VfB Stuttgart. (Foto: imago/Pressefoto Baumann)

Michael Reschke, Sportchef des VfB Stuttgart, will die Nachwuchsausbildung optimieren. Im SZ-Interview erklärt er, welche Veränderungen er von den Bundesligisten erwartet.

Von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Michael Reschke war schon vor 30 Jahren ein Förderer, damals als Jugendtrainer bei Bayer Leverkusen, wo er später als Kaderplaner viele junge Spieler für die Bundesliga-Elf entdeckte. Reschke, 60, zuletzt drei Jahre Technischer Direktor beim FC Bayern und seit August Sportvorstand des VfB Stuttgart, findet, dass Förderung in einem Talente-Boomland wie Deutschland 2017 neu gedacht weder muss. Mit seiner Idee, zweite Mannschaften abzuschaffen, stößt er bei Traditionalisten auf Widerspruch - und sein offiziell eingereichter Vorschlag, ein Zweitspielrecht für Talente einzuführen, wurde von der Deutschen Fußball Liga (DFL) gerade abgelehnt.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung wirbt er erneut für seine Idee: "Die zweiten Mannschaften stehen, provokant gesagt, oftmals für eine Art Pseudo-Profitum: Du bist immer noch bei deinem großen Klub, wirst professionell betreut, fährst im schönen Bus durchs Land, kriegst pünktlich ein ordentliches Gehalt. Aber auch deshalb wollen manche Talente lange nicht wahrhaben, dass es für ganz oben nicht reichen wird."

"Die Vereine haben die Verantwortung"

Reschke formuliert eine Forderung auch an die Bundesligaklubs, die noch nicht wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig die zweite Mannschaft abgemeldet haben. "Die Vereine haben die Verantwortung, dass sie nicht zu viele Jungs, die niemals in der Bundesliga ankommen, durch diese Scheinwelt schleusen. Irgendwann sind sie 30, dann haben sie zwar mit Fußball mehr Geld als der Durchschnittsbürger verdient - aber nicht genug fürs Leben", sagt er.

Kritik an seiner Idee, wonach die Vereine durch den Schritt ihren Ausbildungsauftrag aufgeben, wiegelt er ab. Denn es würden für junge Fußballer neue Türen aufgehen. Ein kleinerer Verein, zu dem ein Talent zwangsläufig wechseln müsste, "muss kein Nachteil für die Entwicklung sein", sagt Reschke: "Denn in Aachen, Essen oder Saarbrücken muss ein Talent noch mehr die Ellbogen ausfahren, um sich durchzusetzen."

Lesen Sie im gesamten Interview mit SZ-Plus, was Reschke sich unter einem Zweitspielrecht für Talente vorstellt, wie die Idee mit den Interessen der Fans vereinbar ist - und warum er die Transferperiode für junge Spieler verlängern würde.

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